Wirtschaftsprüfer

EY legt Trennung von Prüfung und Beratung auf Eis

Ernst & Young hat die Abstimmung der Partner über die Trennung von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgeschäft verschoben. Es gibt offenbar Uneinigkeit über die Details der geplanten Transaktion.

EY legt Trennung von Prüfung und Beratung auf Eis

hip London

Ernst & Young (E&Y) hat dem „Telegraph“ zufolge die Abstimmung über die von der Geschäftsführung vorangetriebene Trennung von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgeschäft nach einem Treffen von US-Partnern der Gesellschaft auf Eis gelegt. Die 13 000 Partner haben dem Vorhaben noch nicht zugestimmt. CEO Carmine Di Sibio teilte den Mitarbeitern der „Financial Times“ (FT) zufolge mit, dass man eventuell nötige Anpassungen der Form der Transaktion in den kommenden Wochen vornehmen werde. „Wir sind in hohem Maße zuversichtlich, dass wir das schaffen werden“, zitiert ihn das Blatt.

Ursprünglich sollte bereits im April oder Mai über das Vorhaben abgestimmt werden. Dem Blatt zufolge geht es derzeit um Meinungsverschiedenheiten darüber, wie viel von der Steuerberatung beim Bilanzprüfungsgeschäft verbleiben soll. Im September vergangenen Jahres hatte EY Greater China gegen eine Trennung rebelliert.

„Als Teil unserer Erwägungen und der Due Diligence für die vorgeschlagene Transaktion stehen wir im Dialog mit den größten EY-Landesgesellschaften, um die endgültige Form der Transaktion festzulegen“, sagte ein Sprecher der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft. „Die Transaktion ist komplex und wird die Roadmap für die Neuordnung des Berufsstands. Deshalb ist wichtig, dass wir alles richtig machen. Wir bleiben der strategischen Rationale verpflichtet, die Projekt Everest zugrunde liegt, und glauben, dass ein Deal möglich ist und gemacht werden sollte.“

Vorreiter der Branche

Die britische Wettbewerbsbehörde CMA hatte den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften 2019 nach spektakulären Skandalen wie dem Zusammenbruch von Carillion eine firmeninterne Trennung der Buchprüfung von der Unternehmensberatung abverlangt, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Im März 2022 begann die US-Wertpapieraufsicht SEC (Securities & Exchange Commission) damit, mögliche Interessenkonflikte der großen Prüfer unter die Lupe zu nehmen. EY zeigte sich bereit, weit über die Forderungen der CMA hinauszugehen, und gab sich als Vorreiter der Branche. „Wir werden den Berufsstand in den kommenden Jahren neu definieren“, sagte Hywel Ball, der Chairman von EY UK, dem „Telegraph“ zufolge auf einem Treffen der britischen Partner im September. Die Zusammenkunft habe gezeigt, dass die Partner darauf stolz seien.

Anfang des Jahres hatte die FT berichtet, dass das Beratungsgeschäft mit einer Kriegskasse von 2,5 Mrd. Dollar für Akquisitionen ausgestattet und in New York an die Börse gebracht werden soll. Das soll ihm ermöglichen, dem Rest der „Big 4“ – Deloitte, KPMG und PwC also – und anderen Beratungsgesellschaften Marktanteile abzujagen (vgl. BZ vom 9. Januar). Für den Aufbau einer eigenen Marke seien 400 Mill. Dollar vorgesehen, denn es werde den Namen EY nicht weiter verwenden.

Deloitte, KPMG und PwC haben keine Pläne für vergleichbare Transaktionen.