Finanzierungssorgen von Start-ups nehmen ab
kro Frankfurt
− Deutsche Jungunternehmen sehen ihrem wachsenden Finanzbedarf wieder etwas gelassener entgegen. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 201 Tech-Start-ups hält es mittlerweile jedes dritte Unternehmen für sehr wahrscheinlich, seinen ungedeckten Kapitalbedarf innerhalb der nächsten zwei Jahre in Finanzierungsrunden einzusammeln. Jedes zweite Start-up sieht das überdies als eher wahrscheinlich an. Lediglich 9% erachten eine erfolgreiche Kapitalsuche als eher unwahrscheinlich und 5% als sehr unwahrscheinlich.
Im vergangenen Jahr hatte sich angesichts der Corona-Pandemie deutlich mehr Skepsis unter den Unternehmen breitgemacht. Nur 67% aller Start-ups mit Finanzbedarf waren im Mai davon ausgegangen, dass die Kapitalsuche klappt. Zu Jahresbeginn, als das Coronavirus in Europa noch keine Rolle gespielt hatte, waren es noch 83% gewesen. Dieser Wert sei jetzt wieder erreicht, hieß es von Bitkom. Dabei brauchen die Start-ups mittlerweile auch mehr Geld als in den Vorjahren. Im Schnitt liege der Bedarf jetzt bei 4 Mill. Euro, nach jeweils etwas über 3 Mill. Euro in den Jahren 2018−2020.
„Viele Start-ups haben ambitionierte Wachstumsziele und wollen international expandieren – das zeigt sich auch im steigenden Kapitalbedarf“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Mehr Gründungen sind erfolgreich und in der Wachstumsphase angekommen, damit werden Finanzierungsrunden größer.“ Eine zentrale Aufgabe in der kommenden Legislaturperiode werde es nun sein, die Wachstumsfinanzierung für Start-ups weiter zu verbessern. „Hier hat Deutschland im internationalen Vergleich immer noch Nachholbedarf“, sagte Berg.
Gerade in der Spätphase hatte der Start-up-Verband jüngst in einer gemeinsam mit der Unternehmensberatung Roland Berger, der Internet Economy Foundation und der Deutschen Börse erarbeiteten Studie noch Finanzierungslücken bei Jungunternehmen ausgemacht. So war das durchschnittliche Deal-Volumen in Late-Stage-Finanzierungsrunden in den USA 2020 um 83% höher als in Europa. Das sei vor allem für Start-ups in sogenannten „Winner takes all“-Märkten wie der Plattformwirtschaft problematisch, da sie ohne das benötigte Kapital leicht von der Konkurrenz abgehängt werden können. Das wirke sich im Weiteren auch stark negativ auf das hiesige Arbeitsplatzwachstum aus, hieß es.
Dass deutsche Start-ups zudem im internationalen Vergleich immer noch eher selten den Sprung an die Börse wagen, sei für die Kapitalausstattung ebenfalls nachteilig, so die Autoren. Kapitalgeber würden die geringere IPO-Wahrscheinlichkeit denn auch einpreisen, wodurch die Venture-Capital-Runden geringer ausfallen.