Finanzinvestor TA Associates will Krankenhaus-Softwarefirma Nexus kaufen
TA Associates greift nach Nexus
US-Finanzinvestor bietet 1,2 Mrd. Euro für deutsche Krankenhaus-Softwarefirma − Vorstand und Aufsichtsrat einverstanden
cru Frankfurt
Der US-Finanzinvestor TA Associates lanciert seine zweite große Software-Übernahme in Deutschland. Im Frühling ging es um die SER GRoup aus Bonn. Jetzt bietet die Private-Equity-Firma aus Boston 1,2 Mrd. Euro für die Krankenhaus-Softwarefirma Nexus. Zu deren Wettbewerbern in Deutschland zählen Compugroup und Dedalus.
Der US-Finanzinvestor TA Associates will die auf Krankenhausanwendungen spezialisierte deutsche Softwarefirma Nexus kaufen. Die Private-Equity-Firma aus Boston bietet 70 Euro je Aktie in bar, wie die Unternehmen am Dienstag mitteilten. Die Offerte bewertet das Eigenkapital des Unternehmens aus Donaueschingen in Baden-Württemberg mit 1,2 Mrd. Euro. Es ist ein Aufschlag von 35% auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der Nexus-Aktie in den vergangenen drei Monaten.
Der Kurs der Nexus-Aktie reagierte am Dienstag zeitweise mit einem Sprung um mehr als 40% nacch oben und lag mit 68,20 Euro nur noch knapp unter dem Angebot von 70 Euro. Die Marktkapitalisierung hat sich seit April 2020 verdoppelt. Größter einzelner Anteilseigner ist die Luxemburger Beteiligungsgesellschaft Luxempart mit 10%.
Die Offerte für Nexus sorgte auch beim Konkurrenten Compugroup aus Koblenz, dessen Aktie im SDax enthalten ist, für Rückenwind. Der im Jahresverlauf stark gefallene Compugroup-Börsenwert legte zeitgleich etwas mehr als 3% auf 750 Mill. Euro zu. Beide Unternehmen sind auf Software für die Gesundheitsbranche spezialisiert. Das gleiche gilt für das milliardenschwere deutsch-italienische Softwareunternehmen Dedalus, das dem französischen Finanzinvestor Ardian gehört, aber nicht an der Börse notiert ist.
Zweites großes Investment
Für TA Associates ist Nexus in diesem Jahr nicht das erste große Software-Investment in Deutschland. Schon im Frühling hatte die Private-Equity-Firma, die in Deutschland von Stefan Dandl geführt wird, die Enterprise-Content-Management-Softwarefirma SER Group aus Bonn für einen hohen dreistelligen Millionenbetrag übernommen. Verkäufer war der große US-Finanzinvestor Carlyle.
Überhaupt setzen Finanzinvestoren bei ihrem M&A-Comeback besonders stark auf Software-Beteiligungen. Im August stieg beispielsweise die schwedische EQT mit einem Mehrheitsanteil beim 4 Mrd. Euro schweren Schweizer Cybersicherheitsspezialisten Acronis aus Schaffhausen ein.
Ein bedeutender Schritt für die Übernahme von Nexus durch TA Associates ist bereits gelungen: Der Finanzinvestor sicherte sich über Andienungsvereinbarungen einen Anteil von knapp 27% an der Firma, die 1.800 Menschen beschäftigt. Das Angebot selbst beinhaltet eine Mindestannahmeschwelle von 50% plus 1 Aktie. Nexus selbst steht der geplanten Transaktion positiv gegenüber. Vorstand und Aufsichtsrat haben die Pläne bereits gebilligt. Aufsichtsratschef Hans-Joachim König erklärte, dass die Übernahme im besten Interesse der Kunden, Partner und Mitarbeiter des Unternehmens liege und den Aktionären sofortigen Mehrwert verschaffe. TA Associates will Nexus nach der Übernahme von der Börse nehmen. Aber die Führung soll beim jetzigen Vorstand bleiben, und der Firmensitz in Donaueschingen sowie alle anderen wesentlichen Standorte sollen erhalten bleiben.
Barclays als Berater
Die Münchener Kanzlei GSK Stockmann Partnerschaftsgesellschaft fungiert als Rechtsberater von Nexus. TA wird von Barclays als Finanzberater und von der Kanzlei Kirkland & Ellis als Rechtsberater unterstützt. Der Markt für E-Health-Lösungen befindet sich laut Nexus „im Umbruch“. „Einrichtungen im Gesundheitswesen stellen immer höhere Anforderungen an digitale Unterstützungen“, erklärte der seit 2002 amtierende CEO Ingo Behrendt. „Gleichzeitig scheiden weitere Anbieter aus dem Markt aus.“ Für Nexus ergebe sich die Möglichkeit, Marktanteile zu erhöhen. Durch ihre Branchen-Expertise sei TA ein „wertvoller“ Partner.