Private Equity

Finanzinvestoren befeuern M&A-Markt

Finanzinvestoren haben die Corona-Pandemie überwunden und treiben das M&A-Geschehen hierzulande an. Mit 156 Transaktionen wurden im ersten Halbjahr so viele Deals gezählt wie nie zuvor.

Finanzinvestoren befeuern M&A-Markt

ab Köln

Der deutsche Private-Equity-Markt meldet sich zurück. Im ersten Halbjahr haben Finanzinvestoren mit 156 M&A-Transaktionen so viele Deals getätigt wie nie zuvor, wie aus dem Private Equity Deal Survey von EY hervorgeht. Auch das Volumen nimmt Fahrt auf. Mit 12,3 Mrd. Euro wurde der zweitbeste Wert in einem ersten Halbjahr seit Erstellung der Studie gemessen. Der höchste Transaktionswert wurde im ersten Halbjahr 2020 mit 24,2 Mrd. Euro erreicht. Allerdings war darin auch der europäische Rekord-Buy-out der Aufzugssparte von Thyssenkrupp enthalten, der allein für 17,2 Mrd. Euro stand, während damals nur 94 Transaktionen gezählt wurden.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres dominierten dagegen kleinere und mittelgroße Übernahmen das Geschehen. Die größte PE-Transaktion war der Kauf des Herstellers von Gesundheitsschuhen Birkenstock durch die Investmentgesellschaften L Catterton und Financière Agache für 3,8 Mrd. Euro. Der nächstgrößere Deal geht auf das Konto von SAS Apax Partners mit der Übernahme des Brillenherstellers Rodenstock für 1,5 Mrd. Euro.

Im Vergleich zu dieser Entwicklung haben strategische Investoren die Folgen der Pandemie noch nicht so recht verdaut. Zwar lag die Zahl der Transaktionen mit 250 leicht über dem Vorjahreszeitraum, beim Transaktionsvolumen von 13,9 Mrd. Euro handelt es sich jedoch um den drittniedrigsten Wert für ein erstes Halbjahr in den vergangenen zehn Jahren. „Strategische Investoren treten deutlich zurückhaltender auf“, resümiert EY-Partner Wolfgang Taudte. Sie seien wesentlich stärker von den Lockdown-Maßnahmen ge­troffen. „In der Regel sind strategische Investoren bereit, hohe Preise zu zahlen, weil sie gute Synergieeffekte erzielen können“, sagt Taudte. Derzeit liege der Fokus jedoch auf Kostenreduktion und Effizienz. „Zukäufe passen momentan vor allem dann in die Strategie, wenn sie das Kerngeschäft ergänzen und als günstige Gelegenheit wahrgenommen werden.“

Bei den Finanzinvestoren be­schleunigt sich dagegen das Deal-Tempo aufgrund wachsender Fondsvolumen und „eines hohen Levels an Dry Powder“, wie Sandra Krusch, EY-Partnerin und Leiterin Private Equity in Europe West, weiß. Stark beeinflusst werde das Deal-Geschehen dabei von den Trends „innovative Arbeitsmodelle“ und „neue Technologien“. Das spiegelt sich auch in der Sektoranalyse, entfielen doch 46 der 156 Transaktionen auf Informationstechnologie, gefolgt von 17 Transaktionen, die in der Industrie gezählt wurden. Mit 5,1 Mrd. Euro hatten allerdings die Konsumgüter beim Volumen die Nase vorn. Als weiteren Deal-Treiber verweist Krusch auf Nachhaltigkeits- und ESG-Kriterien, welche die Anlageentscheidungen zunehmend beeinflussen.

Sieben IPOs

Interessant ist auch der Blick auf die Exits. Gezählt wurden 36 Verkäufe an strategische Investoren, in 23 Transaktionen wurden die Firmen an andere Finanzinvestoren weitergereicht (Secondaries). Da wie dort gingen allerdings die Volumina zurück, was die Attraktivität der Börse als Exit-Kanal erhöhte. So wurden im ersten Halbjahr 2021 sieben Börsengänge aus Private-Equity-Hand gezählt, die zusammen 3,3 Mrd. Euro einspielten. Zum Vergleich: In den vergangenen fünf Jahren gab es nach den Angaben maximal zwei IPOs von Portfoliounternehmen pro Halbjahr.

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