Laborzulieferer

Finanz­investoren nehmen Stratec ins Visier

Investoren scheinen vom Bevorstehen einer Offerte überzeugt zu sein. Der Kurs des Laborzulieferers Stratec schoss am Freitag in die Höhe.

Finanz­investoren nehmen Stratec ins Visier

cru Frankfurt

Gleich mehrere Finanzinvestoren erwägen eine Be­teiligung am Laborzulieferer Stratec. Die Private-Equity-Häuser KKR, EQT, CVC und Permira interessieren sich für den 40,55-prozentigen Anteil, den der Firmengründer Hermann Leistner und seine Familie zum Verkauf gestellt haben, wie aus Finanzkreisen bestätigt wird. Die Übernahme des Anteilspakets würde eine öffentliche Pflichtofferte an alle übrigen Aktionäre erzwingen. Der Investor-Relations-Sprecher von Stratec lehnte ebenso wie die Finanzinvestoren jeglichen Kommentar zu den Übernahmespekulationen ab. Offenbar befinden sich die Erwägungen noch in einer frühen Phase. Bloomberg hatte zuerst darüber berichtet.

Investoren scheinen vom Bevorstehen einer Offerte überzeugt zu sein. Der Kurs des Unternehmens aus Birkenfeld im Nordschwarzwald, dessen Aktie im SDax enthalten ist, schoss jedenfalls am Freitag um zeitweise bis zu 21,7% auf 123,20 Euro in die Höhe. Der Börsenwert des Spezialisten für In-vitro-Diagnostik hat sich damit seit Oktober 2018 auf 1,5 Mrd. Euro verdoppelt. Ein vielleicht bevorstehendes Übernahmeangebot würde die Kursschwäche der vergangenen Monate nutzen. Im November vergangenen Jahres hatten die Aktien von Stratec mit gut 146 Euro ein Zwischenhoch erreicht.

Pandemie-Gewinner

Stratec beschäftigt rund 1400 Mitarbeiter. Das Unternehmen stellt Maschinen zur Automatisierung von In-vitro-Labortests her, u.a. für Viren wie Sars-CoV-2. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 stieg der Firmengewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 61% auf 58 Mill. Euro. Im Gesamtjahr 2021 lag das Ebitda bei 67 Mill. Euro. Der Umsatz betrug 287 Mill. Euro. Stratec hatte in der Vergangenheit stark von der Nachfrage nach Produkten profitiert, die im Zusammenhang mit der Coronakrise in Labors benötigt werden. Im laufenden Jahr geht das Unternehmen indes wegen steigender Kosten sowie eines ungünstigeren Produktmixes von einem Ergebnisrückgang aus.

Welle von Public-to-Private

Mit Stratec setzt sich die Welle der Public-to-Private-Deals fort. Ende 2021 verfügte die Private-Equity-Branche laut Unternehmensberatung Bain über 3,4 Bill. Dollar nicht investiertes Kapital, davon 1 Bill. Dollar in Buy-out-Fonds – 300 Mrd. Dollar mehr als im Jahr 2020 und doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Zunehmend nutzt die Branche Public-to-Private-Transaktionen, um höhere Summen zu investieren.

Deren Wert stieg binnen eines Jahres um 57% auf 469 Mrd. Dollar. Die größte Transaktion dieser Art war die Übernahme des bis dahin börsennotierten IT-Security-Anbieters McAfee in den USA. Solche Transaktionen sind teuer. Im Schnitt wurde 2021 bei Public-to-Private-Deals laut Bain das 19-Fache vom operativen Gewinn (Ebitda) gezahlt. Das ist das 1,6-Fache des Marktdurchschnitts. So viel wurde zuletzt kurz vor der großen Finanzkrise 2008 gezahlt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.