Finanzinvestoren zahlen immer höhere Preise
cru Frankfurt – Der Wettbewerb der Finanzinvestoren untereinander – vor allem um den Kauf von Tech-Firmen – heizt die Preise an. Erstmals hat die Durchschnittsgröße aller Buy-out-Deals 2021 die Marke von 1 Mrd. Dollar (+57 %) überstiegen. Auch die Bewertungen erreichen Höchststände, so das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company. Demnach lag 2021 in Nordamerika das durchschnittliche Vielfache des operativen Gewinns (Ebitda), das für Firmen bezahlt wurde, bei 12,3 (+9 %) und in Europa bei 11,9. Noch 2010 lag die Kennziffer bei 8. Mit den bevorstehenden Zinserhöhungen könnte der Anstieg nun bald ein Ende finden.
Von den hohen „Multiples“ profitieren Private-Equity-Häuser erst einmal noch bei Exits. So haben Buy-out-Fonds im vergangenen Jahr Beteiligungen mit einem Gesamtwert von knapp 1 Bill. Dollar verkauft – mehr als doppelt so viel wie der Durchschnittswert seit 2017. Der offene Geldhahn der Notenbanken, der für billiges Fremdkapital sorgte und die Anleiherenditen drückte, sowie die erfolgreichen Verkäufe von Beteiligungen haben zugleich neue Investoren für die Private-Equity-Fonds angelockt. Daher hat die Branche 2021 mehr als 1,2 Bill. Dollar eingesammelt – davon der größte Teil für die größten Fonds, die zugleich immer größere Deals machen. Der Trend zu großen Deals erklärt auch, warum die Anzahl der Deals trotz des rekordhohen Einkaufsvolumens von 1,1 Bill. Dollar mit rund 4300 hinter dem Rekordjahr 2019 zurückblieb. Allein die zehn größten Transaktionen – darunter der Kauf des US-Medizintechnikkonzerns Medline Industries durch Blackstone, Carlyle und Hellman & Friedman – machten 18 % des gesamten Volumens aus.
Das Fundraising erreichte mit 1,2 Bill. Dollar immerhin den bisher zweitbesten Wert aller Zeiten nach dem Spitzenjahr 2019 – zum Abschluss von fünf „goldenen“ Jahren mit einem Nettozufluss von 1,8 Bill. Dollar. Die noch nicht investierten Kapitalzusagen (Dry Powder) erreichten 3,4 Bill. Dollar – davon 1 Bill. Dollar in Buy-out-Fonds. Die Pandemie mit den Reisebeschränkungen störte nicht, sondern machte die Teams effizienter: Fast die Hälfte der Investoren, die kürzlich von Coller Capital befragt wurden, haben neue Kapitalzusagen an Private-Equity-Fonds gegeben, deren Manager sie niemals persönlich getroffen haben. Laut Bain ist Private Equity auch künftig als Anlageklasse gefragt. 95 % der Investoren wollten sich laut einer 2021 durchgeführten Befragung des Datenanalysten Preqin weiterhin oder stärker dort engagieren.
Unsicherheit löst indes der Einfluss des Ukraine-Kriegs auf die Öl- und Gasversorgung aus: Private-Equity-Anbieter hätten „keine andere Wahl, als sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten“, so Bain-Partnerin Silvia Bergmann. Darüber hinaus gibt es laut dem Bain-Report weitere Herausforderungen für die seit Langem auf einer Erfolgswelle schwimmende Branche: So steige die Inflationsrate wie zuletzt vor gut 40 Jahren. Die Reaktion der Zentralbanken werde bestehende und künftige Finanzierungen „stark beeinflussen“ – also verteuern.
Darüber hinaus implementierten immer mehr Investoren Nachhaltigkeitsstrategien und forderten entsprechende Kennzahlen von Private-Equity-Anbietern. Laut einer Befragung von Bain und der Institutional Limited Partners Association würden mittlerweile 93 % aller Investoren auf ein Engagement bei einem Fonds verzichten, wenn dieser nicht ihren Nachhaltigkeitskriterien entspricht.
Bain-Partner Alexander Schmitz erwartet für die Branche nach der Rekordjagd 2021 ein auch aufgrund der Inflation herausforderndes Jahr: „Die zuletzt gezahlten Preise für neue Beteiligungen werden es Private-Equity-Anbietern schwerer machen, die erwarteten Renditen zu erwirtschaften.“ Am besten seien Private-Equity-Fonds mit umfassender Erfahrung in bestimmten Sektoren: „Je besser ein Fonds eine Branche kennt, desto eher versteht er deren Werttreiber.“ Doch schon 2020/21 hätten die Fonds unter schwierigen Bedingungen mit hohen Bewertungen agiert. „Der Trend in Richtung Private Equity ist ungebrochen.“