US-Zölle lassen Gerresheimer kalt
US-Zölle lassen Gerresheimer kalt
Schwacher Start ins Jahr – Kosmetikgeschäft belastet – Höherer Verschuldungshebel
ab Köln
Die ins Fadenkreuz von Finanzinvestoren geratene Gerresheimer ist erwartungsgemäß schwach in das neue Geschäftsjahr gestartet. Gleichwohl bestätigte der Vorstand mit der Vorlage des Zwischenberichts die Prognose für das Gesamtjahr. Das liegt auch daran, dass der Verpackungshersteller für die Pharma- und Kosmetikindustrie den angedrohten US-Zöllen gelassen entgegensieht. „Zölle sind im Grunde ohne direkte Folge für uns“, sagte Vorstandschef Dietmar Siemssen vor Analysten.
Gerade pharmazeutische Produkte wie vorgefüllte Spritzen und ähnliches würden lokal für den jeweiligen Markt produziert. Letztlich könne sich das Geschehen sogar zugunsten von Gerresheimer entwickeln, wenn globale Pharmaunternehmen ihre Produktion in die USA verlagerten. Gerresheimer sei in der Lage, Produktionskapazitäten an bestehenden Standorten zu erweitern.
Bormioli-Kauf hinterlässt Spuren
Wenngleich die Düsseldorfer ihre Prognose für das Gesamtjahr bestätigten – geplant ist ein organisches Umsatzwachstum von 3 bis 5% sowie eine bereinigte operative Marge (Ebitda) von 22% –, täuscht das nicht über den verhaltenen Start in das laufende Geschäftsjahr hinweg. Nominal gelang zwar ein Zuwachs in Umsatz und bereinigtem operativen Ergebnis um 11,6% bzw. 13,1%. Dahinter stand jedoch einzig die Erstkonsolidierung von Bormioli Pharma.
Organisch landete der Umsatz mit 519,8 Mill. Euro dagegen um 6,5% unter dem Vergleichswert, im operativen Ergebnis resultierte gar ein Rückgang um 9,3% auf 91,4 Mill. Euro. Unter dem Strich und ohne Bereinigungen stand sogar ein Verlust von 17,5 (i.V. +13,4) Mill. Euro zu Buche. Die Bereinigungen von saldiert 33,8 Mill. Euro standen in erster Linie im Zusammenhang mit der Akquisition von Bormioli. Entsprechend verringerte sich das bereinigte Konzernergebnis um 6,7% auf 16,3 Mill. Euro.
Kosmetikindustrie schwächelt
Das schwache Abschneiden im Berichtsquartal ging auf Umsatzverschiebungen im Spritzengeschäft vom ersten in das zweite und dritte Quartal sowie auf eine fortgesetzte Schwäche im Kosmetikgeschäft zurück. Während sich ersteres im weiteren Jahresverlauf ausgleichen wird, wagte Siemssen für das Kosmetikgeschäft keine Prognose, wann sich das Geschäft wieder erholt. Hoffnung machte Siemssen für das zweite Quartal, das „stark“ ausfallen werde. Zugleich soll sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte beschleunigen.
Der größte Zukauf der Firmengeschichte fand allerdings auch in der Nettoverschuldung seinen Niederschlag. Sie schnellte um fast 1 Mrd. auf 1,9 Mrd. Euro in die Höhe, nach den Angaben ist das fast das Vierfache des bereinigten Ebitda. Bis zum Jahresende soll der Leverage auf das 3,5-Fache gedrückt werden, wie Finanzvorstand Bernd Metzner sagte. Einen Beitrag dazu soll auch die Verbesserung des Cashflows leisten. Im Berichtsquartal hat sich der freie Mittelzufluss vor M&A zunächst jedoch verschlechtert auf –141,1 (–79,3) Mill. Euro. Im Gesamtjahr wird ein Wert zwischen –50 Mill. Euro und 0 avisiert. Beitragen sollen dazu nicht zuletzt geringere Sachanlageausgaben.
Gespräche mit Übernahmeinteressenten
Den verschobenen Kapitalmarkttag will Gerresheimer im dritten Quartal abhalten, bis dahin soll dann auch die neue organisatorische Aufstellung stehen. Ob es dazu noch kommt, bleibt allerdings offen, führt der Vorstand doch weiterhin Gespräche mit möglichen Übernahmeinteressenten. Der Mitteilung (ad hoc) aus dem Februar gebe es nichts hinzuzufügen, sagte Siemssen. Den Rückzug von KKR aus dem Bieterkonsortium mit Warburg Pincus ließ der Manager unkommentiert.