Autoindustrie

Grünes Licht für Börsengang von Porsche

Der Sportwagenbauer Porsche kommt im Frühherbst an die Börse – wenn der Kapitalmarkt den jetzt vom Volkswagen-Aufsichtsrat gebilligten Plänen keinen Strich durch die Rechnung macht.

Grünes Licht für Börsengang von Porsche

ste Hamburg

Volkswagen strebt abhängig von den Kapitalmarktgegebenheiten Ende September oder Anfang Oktober den seit Februar im Raum stehenden Teilbörsengang der Sportwagenmarke Porsche an der Frankfurter Börse an. Das habe der Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, teilte der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern am späten Montagabend mit. Investoren reagierten positiv:  Die VW-Vorzüge, die am Vortag infolge der Anlegersorgen um Energiekrise, Inflation, Zinswende und Rezession um 3,7% nachgegeben hatten, zogen am Dienstag um bis zu 4,3% auf 149,60 Euro an und gehörten zu den größten Tagesgewinnern im Dax.

Dabei wurden verglichen mit der am 24. Februar verkündeten Eckpunktevereinbarung keine wesentlichen neuen Details zu dem geplanten Börsengang bekannt, der bis Jahresende umgesetzt werden soll. So stehen weiterhin Zahlen zur Bewertung der Porsche AG aus.

Arno Antlitz, Finanzvorstand und seit dem Wechsel an der Konzernspitze von Herbert Diess zu Oliver Blume am 1. September auch Chief Operating Officer von VW, wollte sich in einer Medienkonferenz am Dienstagmorgen zu Bewertungsfragen nicht näher äußern. Porsche sei ein Unternehmen mit einem sehr robusten, hochprofitablen Geschäftsmodell und habe hervorragende Perspektiven. „Wir glauben, dass der Markt an solchen Assets auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt unverändert großes Interesse hat.“ Er verwies darauf, dass sich Porsche auch in Krisenphasen resilient gezeigt habe.

In Finanzkreisen wird kolportiert, dass eine Bewertung des Sportwagenbauers von 60 bis 80 Mrd. Euro angestrebt werde. Der Verkauf der Vorzugsaktien könnte bei einem der größten Börsengänge der vergangenen Jahre mithin 7,5 bis 10 Mrd. einbringen. Geplant ist nach Unterteilung des Porsche-AG-Grundkapitals in jeweils 50% Vorzugs- und Stammaktien, dass im Zuge des Börsengangs bis zu 25% der stimmrechtlosen Vorzugsaktien – 12,5% des Grundkapitals – bei Investoren platziert werden. Wie VW nun in diesem Zusammenhang bekannt gab, hat das Emirat Katar, drittgrößter Aktionär des Konzerns, „starkes Interesse bekundet, als Cornerstone-Investor beim Börsengang der Porsche AG aufzutreten“ und sich mit 4,99% des Vorzugs­aktienkapitals zu beteiligen. Neben institutionellen Investoren sollen die Vorzugsaktien den Plänen zufol­ge auch Privatanlegern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien angeboten werden.

Familie erhält Zugriff

Zugleich ist vorgesehen, dass die Porsche Automobil Holding SE, über die die Eigentümerfamilie Porsche/Piëch mit einem Anteil von 53,3% die Stimmrechtsmehrheit bei VW hält, 25% plus eine der Stammaktien des Sportwagenherstellers von VW zum Platzierungspreis der Vorzugsaktie zuzüglich eines Aufschlags von 7,5% erwirbt. Mit der Transaktion erhielte die Familie wieder direkten Zugriff auf die Porsche AG, den sie nach der Übernahmeschlacht vor zehn Jahren an Volkswagen verloren hatte. Volkswagen würde nach dem Börsengang 75% minus eine Aktie am Gesamtkapital der Porsche AG halten und die Edelmarke wie bisher im Konzernabschluss voll konsolidieren. Auch die bestehende industrielle und strategische Kooperation würde fortgesetzt: Beide Unternehmen profitierten auf Basis eines Abkommens weiterhin von Synergien und Innovationen, so VW.

Bei einem erfolgreichen Börsengang will der Konzern im Dezember eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, den Aktionären winkt den Angaben zufolge voraussichtlich Anfang 2023 eine bereits in Aussicht gestellte Sonderdividende von 49% der Bruttogesamterlöse aus der Platzierung der Porsche-Vorzugsaktien und dem Verkauf der Stammaktien. Etwa 130000 Beschäftigte von VW sollen zudem einmalig jeweils 2000 Euro erhalten.

„Wir sehen in dem Design des Börsengangs einen Ansatz, wo alle Stakeholder von Volkswagen stark profitieren“, sagte VW-Finanzchef Antlitz am Dienstag. Er verwies auf den mehrjährigen Umbau des Konzerns in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung. Die Elektromobilität und insbesondere die Batteriestrategie benötige erhebliche finanzielle Mittel. Antlitz unterstrich, dass VW den Hochlauf der E-Mobilität nicht allein finanzieren wolle, sondern dass für das Batterieunternehmen Powerco auch strategische Partner oder Finanzpartner gesucht werden sollen. Die Mittel aus dem Porsche-Börsengang ermöglichten dabei mehr Freiräume. „Wir hätten deutlich mehr Flexibilität bei der Frage, wann wir strategische Partner hinzunehmen oder wann wir ein IPO der Powerco anstreben, das wir nach wie vor nicht ausschließen.“

Zur Investorenkritik, Doppelrollen im Management, wie sie nun der zum VW-Konzernchef berufene Porsche-CEO Blume ausübt, würden zu Interessenkonflikten führen, sagte der Finanzvorstand weiter, dass man auf Fälle, in denen ein Interessenkonflikt auftreten oder absehbar werden könnte, „sehr professionell vorbereitet“ sei. Es sei bei solchen Fällen sichergestellt, dass Manager nur für eine Seite tätig sind. Antlitz: „So haben wir es im Kapitalmarkt erläutert, und mein Eindruck ist, dass das auch sehr gut verstanden worden ist.“

In einer separaten Pressemitteilung begrüßte Blume als Porsche-Chef die Entscheidung des VW-Aufsichtsrats für den Börsengang: „Das ist ein historischer Moment für Porsche.“ Porsche setzt auf größere Unabhängigkeit bei der Umsetzung der Strategie als Sportwagenbauer.

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