Hapag-Lloyd profitiert von starker Nachfrage
Hapag-Lloyd profitiert von kräftiger Nachfrage
Folgen der Krise im Roten Meer bremsen Rückgang der Transportpreise – Starkes drittes Quartal erwartet
ste Hamburg
Nach der am 9. Juli erhöhten Ergebnisprognose hat die größte deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd bei der Vorlage des Halbjahresberichts am Mittwoch den neuen Ausblick für 2024 sowie vorläufige Eckzahlen zum zweiten Quartal bestätigt. Demnach sanken das operative Ergebnis vor (Ebitda) und nach Abschreibungen (Ebit) im Vorjahresvergleich auf 954 Mill. (i.V. 1,28 Mrd.) Euro bzw. auf 450 (808) Mill. Euro, lagen damit aber höher als im ersten Quartal (868 Mill. bzw. 365 Mill. Euro).
Erwartungen waren leicht verfehlt worden, was auf niedriger als erwartet ausgefallene Frachtraten und Transportmengen zurückzuführen sei, wie die Schweizer Großbank UBS anmerkte. Die durchschnittliche Frachtrate lag im zweiten Quartal bei 1.422 (i.V. 1.533) Dollar je Standardcontainer (TEU), im ersten Halbjahr bei 1.391 (1.761) Dollar/TEU. Für 2024 stellt die weltweit fünftgrößte Containerreederei in Erwartung einer leicht anstatt moderat fallenden Frachtrate ein Ebitda von 3,2 bis 4,2 Mrd. Euro nach zuvor 2 bis 3 Mrd. Euro sowie ein Ebit von 1,2 bis 2,2 Mrd. Euro anstatt 0 bis 1 Mrd. Euro in Aussicht.
„Sehr gutes erstes Halbjahr“
„Auch wenn wir nicht an die außergewöhnlich guten Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen konnten, haben wir dank der starken Nachfrage und besserer Spotraten ein sehr gutes erstes Halbjahr erzielt“, erklärte Vorstandschef Rolf Habben Jansen. Es seien zahlreiche Schiffs- und Containerneubauten in die Flotte aufgenommen worden, was dabei geholfen habe, dem zusätzlichen Kapazitätsbedarf durch die Sicherheitslage im Roten Meer und die Umleitung von Schiffen um das Kap der Guten Hoffnung nachkommen zu können und die Lieferketten intakt zu halten.
Die zuvor seit Ende 2023 um rund 18% gestiegene Aktie von Hapag-Lloyd, die nur zu 3,6% im Streubesitz liegt, gab am Mittwoch in der Spitze um knapp 7% auf 148,40 Euro nach. Deutsche Bank Research, die bei einem Kursziel von 109 Euro unverändert zum Verkauf des Papiers rät, geht von einem starken dritten Quartal aus. Die große Frage sei aber, wie das vierte Quartal ausfalle und welcher Ton dann für 2025 gesetzt werde. Es sei zu erwarten, dass die Nachfrage nach einer frühen Hochsaison nicht weiter anzieht und die Frachtraten sinken werden.
Flotte wächst
Auch die Berenberg Bank, die die Hapag-Lloyd-Aktie bei einem Kursziel von 171 Euro mit „Halten“ einstuft, geht 2025 von sinkenden Frachtraten und einem schrumpfenden Ergebnis bei Hapag-Lloyd aus. Verwiesen wird auf Überkapazitäten in der Branche. Die Flotte der Hamburger Reederei bestand bestand zum 30. Juni aus 287 (i.V. 258) Containerschiffen mit einer Transportkapazität von 2,2 (1,9) Millionen TEU. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Vorstandschef Habben Jansen, Ende des Jahres dürften es einschließlich gecharteter rund zehn Schiffe mehr sein.
Auch würden in den nächsten sechs bis zwölf Monaten wohl neue Schiffe als Ersatz für jene bestellt, die um 2030 herum aufgegeben werden müssen. Dies sei allerdings noch nicht spruchreif und im Rahmen des Üblichen. Medienberichte über ein angebliches Großprogramm zum Neubau von Schiffen bestätigte Habben Jansen nicht. Die genannten Zahlen bezeichnete er als übertrieben. Zuletzt waren Spekulationen kolportiert worden, Hapag-Lloyd wolle bis zu 30 Containerfrachter bestellen.
Auch Mærsk optimistischer
Der dänische Konkurrent A. P. Møller-Mærsk, mit dem die Hamburger ab Februar kommenden Jahres in der neuen „Gemini“-Allianz verbunden sind, hatte vor einer Woche über ein deutlich verbessertes operatives Ergebnis im zweiten Quartal verglichen mit den ersten drei Monaten mit einer Ebit-Marge von 7,5% nach zuvor 1,4% berichtet. Seine Jahresziele hatte der Transport- und Logistikkonzern am 1. August erneut angehoben – zum dritten Mal in diesem Jahr. Die Prognosespannen für Ebitda und Ebit im laufenden Turnus wurden um jeweils 2 Mrd. auf 9 bis 11 Mrd. Dollar bzw. auf 3 bis 5 Mrd. Dollar erhöht.