Hella-Übernahme beflügelt Forvia
wü Paris
Faurecia fährt mit Hella an Bord gut. Forvia, die Holding, unter deren Dach die beiden Automobilzulieferer aus Deutschland und Frankreich konsolidiert werden, hat im dritten Quartal den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu verdoppelt. Sie hat deshalb Freitag ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben. Die Gruppe, die am 3. November einen Kapitalmarkttag veranstalten wird, rechnet nun für 2022 mit Verkäufen in Höhe von 24,5 bis 25,5 Mrd. Euro. Dabei geht sie davon aus, dass sich die Währungseffekte mit 272 Mill. Euro positiv auf den Umsatz auswirken werden.
Zuvor hatte Forvia Verkäufe von 23 bis 24 Mrd. Euro für das laufende Jahr in Aussicht gestellt. Der Automobilzulieferer hat jetzt auch seine Prognose für die weltweite Automobilproduktion angehoben. Statt 74 Millionen Leichtfahrzeugen dürften 77 Millionen gebaut werden, glaubt er nun. Er bestätigte zudem, im Gesamtjahr eine operative Marge von 4% bis 5% sowie einen ausgeglichenen Netto-Cashflow erzielen zu wollen.
Im dritten Quartal hat Forvia nicht nur von der Übernahme Hellas, sondern auch von dem Anstieg der weltweiten Automobilproduktion profitiert. So machte Hella mit 53,6% mehr als die Hälfte des Umsatzanstiegs aus, das Wiederanziehen des Automobilmarktes 30,9%. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbesserte sich der Umsatz mit 6,59 Mrd. Euro um 92,4%. Letztes Jahr hatte die Halbleiterkrise Faurecia im dritten Quartal mit voller Wucht getroffen, vor allem im Bereich Autositze und Instrumententafeln.
Die Gruppe habe sich im dritten Quartal in all ihren wichtigsten Regionen besser entwickelt als der Markt, erklärte Faurecia-Chef Patrick Koller. „In Europa, wo sich die Verfügbarkeit von Halbleitern leicht verbessert hat, aber auch in Nordamerika und China, wo wir eine starke Erholung nach den Covid-Beschränkungen in den großen Städten festgestellt haben.“ So hat der Bereich Autositze der Gruppe im dritten Quartal in China ein organisches Umsatzwachstum von 67% verbucht, was sie vor allem Verkäufen an chinesische Zulieferer, allen voran BYD, an einen großen amerikanischen Elektrofahrzeughersteller und an neue Akteure zu verdanken hat.
Nach Angaben der Forvia-Führung geht die Integration von Hella in den Faurecia-Konzern weiter voran. Nach der 5,3 Mrd. Euro schweren Übernahme will Faurecia-Chef Koller nun den Abbau der Schulden vorantreiben. Dabei sieht er die Refinanzierung der Übernahme und ein Veräußerungsprogramm auf Kurs. Nachdem Hella vor kurzem seine 33-prozentige Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen HBPO, einem Modul-Hersteller, für 290 Mill. Euro an Plastic Omnium bekannt gegeben hat, soll der Rest der geplanten Verkäufe im Umfang von 1 Mrd. Euro bis Ende 2023 erfolgen. Im dritten Quartal hat die Gruppe neue Finanzierungen für 500 Mill. Euro gezeichnet, so dass jetzt noch 900 Mill. Euro finanziert werden müssen. Der Kurs der Faurecia-Aktie gab Freitag an der Börse von Paris um zeitweise 3% auf 13,25 Euro nach, während das Hella-Papier zulegte.