Hellofresh-Wachstum geht zu Lasten der Marge
hek Frankfurt
Der Kochboxen-Versender Hellofresh ist im vergangenen Jahr rasant gewachsen, aber die Marge ist eingebrochen. Im vierten Quartal 2021 schrumpfte die operative Umsatzrendite von 15,7 % im Vorjahreszeitraum auf 8,3 %. Im Gesamtjahresvergleich ergibt sich ein Margenrückgang von 13,5 % auf 8,8 %, teilt der Konzern mit.
Das im November 2011 gegründete Unternehmen hat neue Produktionsstätten aufgebaut und tausende zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, um die starke Expansion zu bewältigen. Hinzu kamen Markteintritte in Norwegen, Italien und Japan. Beides ging mit Anlaufkosten einher, die den Ertrag belasten. CEO und Mitgründer Dominik Richter betont, dass Hellofresh trotz umfangreicher Investitionen eine hohe Profitabilität beibehalten habe. Auch habe das Unternehmen im vergangenen Jahr 181 Mill. Euro Free Cashflow erwirtschaftet.
Der um Sondereinflüsse bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab im vierten Quartal um ein Viertel auf 130,8 Mill. Euro nach, so dass für das Gesamtjahr nur noch ein kleiner Anstieg um 4,4% auf 527,6 Mill. Euro verbleibt.
An der im Dezember veröffentlichten Prognose für 2022 hält Hellofresh fest. Dennoch gingen Investoren auf Distanz – die im Dax vertretene Aktie gab am Dienstag 7,8% nach. Der Kochboxenanbieter stellt zwischen 500 Mill. und 580 Mill. Euro adjustiertes Ebitda und eine Umsatzausweitung von währungsbereinigt 20 bis 26 % im Vergleich zu 2021 in Aussicht. Bezogen auf die Mitte der Prognosespanne ergibt sich eine operative Marge von 7,3 %, 1,5 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Jahr. Den Rückgang begründet das Management mit weiteren Investitionen in langfristiges Wachstum. Der Ausbau der Produktionsinfrastruktur werde fortgeführt und die Technologie- und Datenplattform weiter gestärkt. Zudem sollen neue Länder erschlossen werden. Ende 2022 werde Hellofresh 40 Fabriken betreiben, die Kochboxen zusammenstellen.
Kleines Russland-Investment
Im vergangenen Jahr sprangen die Erlöse um 60 % nach oben und erreichten fast 6 Mrd. Euro. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie profitiert der Anbieter von Lebensmittel-Kochboxen, die im Abonnement mit Rezepten und abgemessenen Zutaten an die Besteller geliefert werden, von Restaurantschließungen, Kontaktbeschränkungen und dem Trend zum Homeoffice. Dieser Schub lässt aber inzwischen nach, wenngleich Hellofresh im vierten Quartal noch auf 37,3% währungsbereinigtes Umsatzplus kam.
Ende 2021 zählte der Konzern 7,22 Millionen Kunden in 17 Ländern. Geschäftlicher Schwerpunkt sind die USA mit einem Umsatzanteil von 55 %. Im vergangenen Jahr seien fast eine Milliarde Mahlzeiten geliefert worden, sagt Richter.
Der Krieg in der Ukraine habe weder auf der Nachfrage- noch auf der Angebotsseite größeren Einfluss, versichert der Firmenchef. Der Anteil der – stark steigenden – Energiekosten am Gesamtaufwand sei gering. Bei der Beteiligung an dem russischen Branchenunternehmen Chefmarket handele es sich um ein kleines Investment. Im vergangenen September war von einem einstelligen Millionen-Euro-Betrag die Rede.
Angesichts des Liquiditätsbestands von 827 Mill. Euro sind weitere Aktienrückkäufe ein Thema. Darüber denke man definitiv nach, solange der Aktienkurs so niedrig sei, sagt Richter. Im Januar hatte Hellofresh die erste Tranche eines auf 250 Mill. Euro ausgelegten Aktienrückerwerbs gestartet.
Mit der Übernahme von Factor in den USA im Jahr 2020 und Youfoodz in Australien 2021 ist Hellofresh in den Markt für Fertiggerichte eingestiegen. Seitdem wachse diese Sparte im dreistelligen Bereich, so der Konzern. Die Fertiggerichte erweiterten den adressierbaren Gesamtmarkt.
Hellofresh | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 5 993 | 3 750 |
Kunden (Mill.) | 7,22 | 5,29 |
Mahlzeiten (Mill.) | 964 | 601 |
Bereinigtes Ebitda | 528 | 505 |
in % des Umsatzes | 8,8 | 13,5 |
Periodenergebnis | 256 | 369 |
Zahlungsmittel | 827 | 729 |
Freier Cashflow | 181 | 499 |
Investitionen | 252 | 85 |
Börsen-Zeitung |