Henkel streicht 2.000 Stellen
ak Köln
Henkel will im Zuge der Reorganisation ihrer Markenartikelgeschäfte kräftig sparen. 2000 Stellen will der Konsumgüterkonzern bis Ende kommenden Jahres weltweit streichen, vorwiegend sind Vertrieb und Verwaltung betroffen. Das sind knapp 4% der Konzernbelegschaft und rund 10% der Markenartikel-Mannschaft. Wie stark der Hauptsitz in Düsseldorf betroffen sein wird, wollte der Vorstand noch nicht offenlegen.
Der Umbau soll mittelfristig Bruttoeinsparungen von rund 500 Mill. Euro bringen. Henkel teilt die Neuordnung ihrer Konsumgüteraktivitäten mit Marken wie Persil, Fa, Syoss oder Pril in zwei Phasen auf. Die erste soll bis Ende 2023 umgesetzt werden und jährlich zu Nettoeinsparungen von etwa 250 Mill. Euro führen. In der zweiten Phase will Henkel Produktion und Logistik optimieren. Dann würden weitere Stellen wegfallen, kündigte Konzernchef Carsten Knobel in einer Telefonkonferenz auf Nachfrage an. Über die Größenordnung könne Henkel noch keine Aussage treffen. Knobel betonte jedoch für alle Personalmaßnahmen: „Unser klares Ziel ist es, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen.“
Die Reorganisation führt in der ersten Phase laut den Planungen zu Einmalaufwendungen von 350 Mill. Euro. Der Großteil davon soll in der zweiten Hälfte dieses Jahres verbucht werden. Die Kosten für die zweite Phase, die weitgehend bis Ende 2025 implementiert sein soll, stehen noch nicht fest.
Zukäufe in Aussicht gestellt
Die erwarteten Restrukturierungsaufwendungen von Henkel schnellen durch die Neuorganisation in diesem Jahr auf 450 Mill. bis 500 Mill. Euro hoch und haben sich damit im Vergleich zur ursprünglichen Prognose für 2022 verdoppelt. Noch nicht enthalten sind darin Einmalkosten, die durch die angekündigte Aufgabe der Aktivitäten in Russland entstehen könnten.
Das Portfolio-Management will die Henkel-Führung nochmals intensivieren. Etwa 10% der Markenartikelaktivitäten stehen zur Disposition. „Derzeit befinden sich Geschäfte und Marken mit einem Gesamtumsatz von bis zu 1 Mrd. Euro in Prüfung“, sagte Knobel. Das Kosmetik-Portfolio mit einem Umsatzvolumen von 200 Mill. Euro, dessen überwiegende Einstellung der Konzern schon im Januar verkündet hatte, ist Teil davon.
Knobel unterstrich, dass gezielte Akquisitionen – in bestehenden Kernkategorien sowie in anderen, neuen Konsumgüter-Kategorien – Teil der Strategie seien. Ziel sei „die Schaffung eines Portfolios, das auf höhere Bruttomargen ausgerichtet ist“. Bilanziell ist für den Konzern auch eine größere Akquisition kein Problem.
Henkel hatte vor einer Woche die Prognose für das Gesamtjahr drastisch gesenkt. Hauptgrund sind erheblich gestiegene Preise für Materialien und Logistik, die der Konzern nicht vollständig an die Kunden weitergeben kann.
Der Blick auf die detaillierten Umsatzzahlen des ersten Quartals zeigt nun, dass vor allem in den Markenartikelgeschäften die Volumina im ersten Quartal stark gesunken waren. Bei Persil & Co im Segment Laundry & Home Care schrumpften die verkauften Mengen um 5%, in Beauty Care sogar um 6%. Lediglich die Klebstoffe konnten die Mengen stabil halten. Das organische Wachstum von fast 11% ging damit vollständig auf Preissteigerungen zurück. Konsumgüter-Branchenprimus Procter & Gamble war in den ersten drei Monaten des Jahres immerhin noch ein Mengenplus von 3% gelungen.
Henkel verwies in der am Donnerstag veröffentlichten Quartalsmitteilung auch darauf, dass die geplante Aufgabe der Geschäftsaktivitäten in Russland und Belarus zu Abschreibungen führen könne. Finanzvorstand Marco Swoboda sprach von einem substanziellen Betrag. Wie und wann die Trennung von den Aktivitäten – es geht um elf Produktionsstandorte in Russland – stattfinde, werde gerade erarbeitet.
Die im Dax notierten Henkel-Vorzüge verloren am Donnerstag knapp 3% und rutschten unter 60 Euro.