Logistik

HHLA schließt Container­umschlag in Odessa

Der Hamburger Hafenkonzern HHLA hat infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine sein Containerterminal in Odessa geschlossen. Das Unternehmen sieht sich durch das Kriegsgeschehen nicht gefährdet.

HHLA schließt Container­umschlag in Odessa

ste Hamburg

Der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA, der seit 2001 im Schwarzmeerhafen von Odessa die größte Containerumschlagsanlage der Ukraine betreibt, hat nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine am Donnerstagmorgen die Terminalaktivitäten zum Schutz seiner 480 lokalen Beschäftigten eingestellt. Zuvor hatten ukrainische Behörden den Hafen – den Hauptversorgungspunkt des Landes über das Meer – geschlossen. Alle Mitarbeiter, denen man nun einen Monatslohn vorab zur Sicherung ihrer Liquidität auszahle, hätten den 300 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt liegenden Hafen nach Abfertigung von zwei Feeder-Schiffen verlassen, berichtete die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath in einer kurzfristig anberaumten virtuellen Pressekonferenz.

170 Mill. Dollar investiert

Sie sprach von einem bitteren Tag für alle friedliebenden Menschen weltweit. Die HHLA verurteile den Einmarsch russischer Truppen in die unabhängige Ukraine „auf das Schärfste“. Es handele sich um einen völkerrechtswidrigen Akt, der die seit 30 Jahren in Europa bewährte Sicherheitsarchitektur zerstöre. Sie schließe sich, so die Vorstandschefin, den zahlreichen Appellen an den russischen Präsidenten an, den Angriff auf die Ukraine sofort zu stoppen und die russischen Truppen wieder zurückzuziehen. Man habe sich im Vertrauen auf die in der KSZE-Schlussakte von Helsinki (aus dem Jahr 1975) und andere nach dem Ende des Kalten Krieges getroffenen Vereinbarungen zur Sicherheit in Europa Anfang der 2000er Jahre in der Ukraine engagiert. Seitdem habe man etwa 170 Mill. Dollar in das Terminal im Hafen von Odessa investiert. Für die HHLA waren die Investitionen laut Titzrath „auch ein Beitrag, um Frieden und Wohlstand in Europa zu sichern“.

Der Logistikkonzern, der neben drei Containerterminals im Hamburger Hafen auch im Ostseehafen Talllinn sowie im Adria-Hafen Triest Umschlaganlagen betreibt, hatte erst 2020 auch sein Intermodalgeschäft auf die Ukraine ausgeweitet und seitdem über die Ukrainian Intermodal Company Containertransporte auf der Schiene zwischen dem Hafen von Odessa und wichtigen Wirtschaftszentren des Landes angeboten. Die Güterwagen-Aktivitäten seien eingestellt, berichtete nun Philip Sweens, Geschäftsführer HHLA International.

Russland-Handel schrumpft

Mit Blick auf die Bedeutung Russlands als Handelspartner meinte Vorstandschefin Titzrath weiter, es sei für die deutschen Häfen mit geringen Auswirkungen zu rechnen. 2020 habe der Anteil des Handels mit Russland am Gesamtumschlag der deutschen Häfen bei 8,5% gelegen, 2021 sei der Anteil weiter gesunken. Im Hamburger Hafen, dem größten deutschen Seehafen, sei der Handel mit Russland seit 2014 infolge der Krim-Annexion durch Russland und der damit einhergehenden Sanktionen um ein Viertel zurückgegangen.

Die HHLA-Vorstandsvorsitzende sagte weiter, aktuell sei die Lage noch zu unübersichtlich und es daher zu früh, um mögliche Auswirkungen von Sanktionen und Kriegsfolgen abzuschätzen. Der Hafen- und Logistikkonzern sei aber „in seiner Sub­stanz durch das Kriegsgeschehen nicht gefährdet“. Sie verwies auf einen Umschlag in Odessa von rund 300 000 Standardcontainern (TEU) pro Jahr – verglichen mit 2021 erreichten knapp 7 Millionen TEU im Gesamtunternehmen. Der in der Ukraine erwirtschaftete Umsatz- und Ergebnisanteil bewege sich im sehr niedrigen einstelligen Bereich. Mit Blick auf das Engagement in der Ukraine fügte sie hinzu, da es sich um Investitionen in einem Hochrisikogebiet handelte, habe man sich über Bundesgarantien abgesichert. Die Aktie des börsennotierten Teilkonzerns Hafenlogistik sank am Donnerstag um bis zu 7,5 % auf 16,69 Euro.