Investoren haben Zweifel am Deliveroo-Geschäftsmodell
hip London
Große britische Investoren haben sich kritisch zum Geschäftsmodell des Bringdienstes Deliveroo geäußert, der in London an die Börse strebt. Anleger nähmen das Thema soziale Verantwortung viel ernster, sagte David Cummings, Chief Investment Officer bei Aviva, der BBC. „Viele Arbeitgeber könnten das Leben ihrer Mitarbeiter wesentlich verändern, wenn sie ihnen eine gewisse Zahl von Arbeitsstunden garantieren oder einen Lohn bezahlen würden, von dem sie auch leben können. Wie sich Unternehmen verhalten wird wichtiger.“ Deliveroo-Fahrer hätten derzeit weder Anspruch auf den Mindestlohn noch auf Krankengeld oder bezahlten Urlaub. „Wir werden aus einer Reihe von Gründen nicht in Deliveroo investieren, und das ist einer davon“, sagte Cummings. Andrew Millington, Head of UK Equities beim Vermögensverwalter Aberdeen Standard, nannte die Bedingungen, unter denen die Fahrer arbeiten, ein „Alarmsignal“. Eine interessante Frage sei, ob Deliveroo langfristig Investoren anziehen könne, ohne in Sachen Beschäftigungsverhältnisse Fortschritte zu machen. Aberdeen Standard hatte sich von ihrer Beteiligung an Boohoo.com getrennt, nachdem Ausbeutungsvorwürfe gegen das Einweg-Modelabel laut geworden waren.
„Durch die Branche weht ein Wind der Veränderung, seitdem Uber ihre britischen Mitarbeiter als Angestellte reklassifiziert hat“, konstatierte Susannah Streeter, Senior Investment Analyst bei Hargreaves Lansdown. Das gelte zwar nicht für den Bringdienst Uber Eats, doch sei die EU-Kommission dabei, neue Regeln für die Gig Economy aufzustellen.
Der Plattformbetreiber Deliveroo hatte Anfang der Woche Details zum IPO genannt. Die dabei angestrebte Bewertung von bis zu 8,8 Mrd. Pfund lag am oberen Ende der Markterwartungen. Streeter wertete positiv, dass auch Kleinanleger Aktien zeichnen können.