Im GesprächUlrich von Auer

J.P. Morgan rät Wohlhabenden zu „anything but cash“

Der Anlagehorizont wohlhabender Privatkunden ist typischerweise sehr lang. Deshalb können sie die Illiquidität der Asset-Klasse Private Equity hinnehmen, sagt Ulrich von Auer, Investmentchef der J.P. Morgan Private Bank in Deutschland.

J.P. Morgan rät Wohlhabenden zu „anything but cash“

Im Gespräch: Ulrich von Auer

J.P. Morgan rät zu „anything but cash“

Private-Banking-Investmentchef nimmt Private Equity in den Blick

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

J.P. Morgan setzt im Geschäft mit der Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden auch auf Private Equity. „Wir betreuen Familienvermögen, die nicht in einer Generation ausgegeben werden sollen. Der Anlagehorizont ist typischerweise sehr lang. Deshalb können unsere Kunden die Illiquidität der Asset-Klasse Private Equity hinnehmen", sagt Ulrich von Auer, Managing Director und Investmentchef der J.P. Morgan Private Bank in Deutschland, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Wir haben innerhalb der Bank eine Gruppe, die sich speziell um Familien kümmert, welche ähnlich den Stiftungen großer US-Universitäten einen großen Teil ihres Vermögens in Private Equity investiert.“

J.P. Morgan rät den Kunden in jedem Fall bei Private Equity zu diversifizieren: über Themen, Geografien, Private-Equity-Manager und Jahrgänge. „Typischerweise wird das zugesagte Kapital über fünf Jahre abgerufen und nach zehn Jahren erfolgen die Rückflüsse“, sagt von Auer. „Es ist wichtig, das zugesagte Kapital über verschiedene Jahrgänge zu verteilen. Wenn man das diszipliniert macht, reichen die Kapitalrückflüsse schon bald, um die neuen Abrufe von zugesagtem Kapital zu bedienen.“

Die Strukturen wählt J.P. Morgan so, dass sie zum Vertrieb zugelassen sind und auch steuerlich funktionieren. Meist handelt es sich um Luxemburger Vehikel, zum Beispiel in der Form eines Sicav-Raif (Reserved Alternative Investment Fund). Diversifiziert wird dann über Buyout, Growth Capital, Venture Capital, Private Debt und Realwerte wie Immobilien und Infrastruktur, darunter Datenzentren.

„Zwei Drittel unserer Kunden investieren in Private Equity“, sagt von Auer. Die Investments erfolgen auf der Basis langfristiger Kapitalmarktannahmen der Strategen von J.P. Morgan – über Erträge, Volatilität und die Korrelation zwischen Asset-Klassen. Diese Annahmen sind nach eigener Einschätzung der Bank ein „sehr bewährter Marktstandard“ geworden.

Wichtig im Private Banking ist auch das Einlagen- und Kreditgeschäft. „Unsere Kunden können neben den Wertpapierportfolios auch Vermögensgegenstände wie Yachten, Kunstsammlungen, Privatflugzeuge oder Ferienhäuser beleihen, also als Pfand für Kredite einsetzen“, sagt von Auer. „Bei sehr großen Vermögen vermitteln wir bei Bedarf auch den Kontakt zum Commercial und Investment Banking von J.P. Morgan.“

Fragmentierter Markt

Der deutsche Private-Banking-Markt ist fragmentiert, so dass J.P. einen geringeren Marktanteil hat als in anderen Märkten wie den USA und Großbritannien, aber die Bank hat ihre Präsenz vor Ort in den letzten zwei Jahrzehnten weiter ausgebaut. „Der hiesige Markt ist deutlich stärker zersplittert als in anderen Ländern“, sagt von Auer. „Wir wachsen aber seit 20 Jahren.“ So habe J.P. Morgan in diesem Jahr Nettomittelzuflüsse verzeichnet, sowohl von bestehenden als auch von neuen Kunden. Das verwaltete Vermögen habe sich in den vergangenen vier Jahren in etwa verdoppelt. Konkrete Zahlen will die Bank nicht verraten.

In einem Büro, das in München neu eröffnet wird, wird J.P. Morgan eine zweistellige Zahl von Private Bankern beschäftigen. In Süddeutschland finden sich offenbar besonders viele der Hochvermögenden mit mehr als 10 Mill. Euro Anlagevolumen, auf die J.P. Morgan abzielt. Auch andere ausländische Anbieter hatten sich zuletzt stärker im deutschen Wealth Management engagiert. So hat BNP Paribas die Private-Banking-Sparte von HSBC Deutschland übernommen.

Das wichtigste Investmentthema im Private Banking ist zurzeit die Zinswende. „Wir stehen am Beginn eines Zinssenkungszyklus“, prognostiziert von Auer. Die EZB hat von 4% auf 3,5% gesenkt und wird wohl auf einen für die Konjunktur neutralen Satz von 2,5% senken. In den USA könnte es nach der Senkung auf 4,75 bis 5% abwärts gehen bis auf 2,75 bis 3%.

Die Erfahrung lehrt: „Anleihen mögen Zinssenkungen immer“, sagt von Auer. „Aktien dagegen reagieren nur positiv auf Zinssenkungen, wenn der Grund für die Senkung nicht eine Rezession ist.“ Viele der wohlhabenden Privatkunden von J.P. Morgan hätten immer noch sehr viel Cash – manchmal bis zu 10%, und das sei zu viel. "In dieser Phase gilt: Anything but cash. Bares sollte bei langfristigem Vermögensaufbau kaum eine Rolle spielen.“