Sanktionen

Japans Firmen verlassen Russland

Als Folge der Sanktionen ziehen sich immer mehr japanische Unternehmen aus dem Putin-Reich zurück. Der Autoindustrie folgt die Elektronikbranche. Auf Gasimporte will Japans Regierung aber nicht verzichten.

Japans Firmen verlassen Russland

mf Tokio

Die japanische Regierung hat sich einem Großteil der westlichen Sanktionen gegen Russland angeschlossen, obwohl man mit Wladimir Putin jahrelang über die Rückgabe von vier Inseln der Kurilen-Kette verhandelt hatte. Als Folge dieser Sanktionen ziehen sich immer mehr japanische Unternehmen aus dem Putin-Reich zurück. Viele stellen Produktion, Vertrieb und Service ein. Wegen der Reisewarnungen ihrer Regierung evakuieren sie ihre japanischen Mitarbeiter. Laut Marktforscher Teikoku waren zuletzt 347 japanische Unternehmen in Russland tätig. Davon waren 45 % Automobilhersteller und andere indus­trielle Produzenten. Großhändler inklusive Handelshäusern stellten 25 %, Dienstleister und der Finanzsektor jeweils 10 %.

Den Anfang des Exodus machte die Autoindustrie. Toyota stoppte die Bänder im Werk von St. Petersburg bereits am vierten Tag nach Kriegsausbruch, weil benötigte Teile von europäischen Zulieferern fehlten. Nissan baut keine Autos mehr und exportiert auch keine Fahrzeuge mehr nach Russland. Mazda produziert mit seinem Partner Sollers in Wladiwostok zwar noch, aber nur, solange der Teilevorrat reicht. Japans größter Reifenhersteller Bridgestone­ schließt am Freitag seine Fabrik in Uljanowsk und setzt alle Exporte aus.

An Gazprom gebunden

Auch die Elektronikindustrie folgt dem Trend. Sony und Nintendo stoppten die Ausfuhr von Spielekonsolen nach Russland, der Online-Verkauf von Games und Abonnements wurde beendet. Der Technologiekonzern Fujitsu wandte sich am Montag von Russland ab. Alle Bestellungen aus dem Land für Computerserver, alle Dienstleistungen für und alle Lieferungen nach Russland würden gestoppt. Auch die Maschinenhersteller Komatsu und Kubota und der Werkzeugmaschinen-Produzent DMG Mori ziehen sich aus Russland zurück, da der Export von Hightech-Produkten untersagt wurde. Der größte Mischkonzern Hitachi lässt ebenfalls alle Aktivitäten ruhen. Der Textilriese Uniqlo schließt nach anfänglichem Zögern seine 50 russischen Filialen.

Doch ganz ähnlich wie in Deutschland scheut sich die Regierung in Tokio davor, auf russisches Erdgas zu verzichten. Trotz des Ausstiegs von Shell halten japanische Handelshäuser an dem Flüssiggas-Projekt Sakhalin-2 fest. Gazprom hält 50 % der Anteile, Shell bisher 27,5 %, Mitsui 12,5 % und Mitsubishi 10 %.

60 % der jährlich 10 Mill. Tonnen Flüssiggas gehen nach Japan, nach nur drei Tagen kommt es dort an. In Tokio befürchtet man, dass China die japanischen Projektanteile übernehmen würde. In diesem Fall käme es jedoch zu keinem Sanktionseffekt für Russland.

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