Keine Zollpause für Autobauer
Keine Zollpause für Autobauer
USA halten an Aufschlägen auf Fahrzeuge fest − Rechtliche Unsicherheiten belasten
fed Frankfurt
Deutschlands Automobilbranche reagiert zurückhaltend auf die jüngste Wendung im Handelsstreit. „Die teilweise Aussetzung der reziproken Zölle für 90 Tage stellt für die Autoindustrie keine Entwarnung dar“, erklärt die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, und erinnert: „Die zusätzlichen Zölle von 25% gelten weiterhin und sollen nach den bisherigen Ankündigungen ab dem 3. Mai auch für Autoteile gelten.“
Gerade auch die vielen weiterhin bestehenden rechtlichen Unsicherheiten belasteten die hiesigen Unternehmen der Branche. Die aktuelle Situation ist nach dem Urteil der Verbandspräsidentin „weiter maximal herausfordernd.“ Der Versuch, eine politische Einigung zu finden, bleibe auf jeden Fall entscheidend.
In der Tat stellt der erratische Kurs der US-Administration in Sachen Handel und Zölle gerade die in den USA stark engagierte deutsche Autoindustrie vor komplizierte Aufgaben − und zwar nicht nur wegen der üppigen Aufschläge. Schwierig ist es für die Hersteller auch, die Vorgaben richtig zu verstehen und praktisch umzusetzen, etwa bei der Frage, wie Autoteile behandelt werden, die in den USA in Fahrzeugen verbaut werden, die aber auf Schiffen chinesischer Reeder angeliefert werden.
Keine Angst vor Schwemme
Immerhin: Die Sorge vor indirekten Effekten der US-Zölle in Form der Umlenkung chinesischer Produktion von Elektroautos nach Europa ist bislang eher überschaubar. Das liegt zum einen daran, dass der US-Markt für E-Autos kleiner ist als sein europäisches Pendant und dass chinesische Produzenten nur eine sehr kleine Rolle spielen. Deshalb ist selbst im Falle sehr hoher US-Einfuhrzölle für chinesische E-Autos nicht mit einer Flutung des europäischen Markts zu rechnen − auf dem im Übrigen BYD & Co. derzeit nur eine absolute Nebenrolle spielen.
Der Verband der Automobilindustrie begrüßt, dass sich die zukünftige schwarz-rote Koalition in Deutschland „angesichts der geopolitischen Verschiebungen und Herausforderungen vorgenommen hat, sich für eine pragmatische und regelbasierte Handelspolitik, für die zügige Ratifizierung von EU-Abkommen sowie den Abschluss weiterer Freihandelsabkommen einzusetzen.“ Dies seien gerade für eine Exportnation wie Deutschland entscheidende Hebel, bei denen es dringend einer Beschleunigung bedürfe. Auch dass mit den USA ein Freihandelsabkommen geschlossen werden solle, ist nach Ansicht des VDA ein richtiges Signal. Gleichzeitig müssten auch „die Beziehungen zu China umsichtig ausgestaltet werden“.
Ruf nach Freihandel
„Die Zeit des Freihandels ist herausgefordert − vorbei ist sie nicht“, gibt Müller zu bedenken. Deutschland und die EU müssten jetzt umso mehr Verfechter für weltweiten freien und fairen Handel sein und „so entschlossen wie möglich mit weiteren Regionen Freihandelsabkommen abschließen.“ Deutschlands Automobilindustrie erwarte von der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten Pragmatismus in den Verhandlungen um Freihandelsabkommen.