Private Equity

KKR nimmt Encavis von der Börse

Mehr als 20 deutsche Unternehmen haben sich in diesem Jahr schon von der Börse verabschiedet und die Notierung eingestellt. Jetzt bietet der Finanzinvestor KKR beim Grünstromkonzern Encavis 17,50 Euro je Aktie als Gegenleistung für das Delisting.

KKR nimmt Encavis von der Börse

KKR nimmt Encavis von der Börse

Finanzinvestor bietet 17,50 Euro je Aktie beim Delisting – Insgesamt 22 deutsche Unternehmen haben 2024 ihre Notierung beendet

cru Frankfurt

KKR nimmt den Solar- und Windparkbetreiber Encavis von der Börse. Im Konsortium mit den Milliardärsfamilien Viessmann und Büll bietet der US-Finanzinvestor als Gegenleistung für das geplante Delisting 17,50 Euro je Aktie des Unternehmens aus Hamburg, um so die restlichen 12,3% der Anteile zu erwerben, die dem Konsortium noch nicht gehören. Die gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Delisting-Offerte entspricht damit dem Angebotspreis des vorangegangenen freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots, das am 4. Dezember vollzogen wurde. Das teilten die Unternehmen am Freitag mit.

Fünftgrößter M&A-Deal in Deutschland 2024

Der Kurs der Encavis-Aktie reagierte am Freitag zeitweise mit einem Plus von 1,1% auf 17,40 Euro. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens hat sich damit seit März 2020 verdoppelt auf 2,8 Mrd. Euro. Die Public-to-Private-Transaktion ist somit der fünftgrößte M&A-Deal in diesem Jahr in Deutschland.

Mit Vollzug des vorangegangenen freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots, das im März angekündigt worden war, haben KKR, die Viessmann Generations Group und die Beteiligungsgesellschaft Abacon Capital der Familie Büll ein Konsortium gebildet und halten nun über eine gemeinsame Holding rund 87,7% der Anteile an Encavis. Darüber hinaus haben die Holding und Encavis der Mitteilung zufolge eine Vereinbarung abgeschlossen, nach der Encavis sich verpflichtet hat, vor Ablauf der Annahmefrist des Delisting-Erwerbsangebots einen Antrag auf Widerruf der Zulassung der Encavis-Aktien zum Handel im stärker regulierten Prime Standard der Wertpapierbörsen in Frankfurt und Hamburg zu stellen. Die Firma wird dabei von der Kanzlei Freshfields beraten.

Vorstand empfiehlt Offerte

Der Vorstand und Aufsichtsrat von Encavis unterstützen den Angaben zufolge das Delisting „uneingeschränkt und beabsichtigen, allen Aktionären die Annahme des Angebots zu empfehlen“. Wer das nicht tut, bleibt Anteilseigner, kann seine Aktien aber nicht mehr an einem geregelten Börsenplatz handeln.

Die sechs Wochen dauernde Annahmefrist für das Delisting-Erwerbsangebot, das keinerlei Vollzugsbedingungen unterliegt, beginnt mit der Veröffentlichung durch die Finanzaufsicht Bafin. Als Berater agieren die Investmentboutique PJT Partners und die Kanzlei Hengeler.

Mit dem Delisting von Encavis haben sich in diesem Jahr schon 22 Unternehmen in Deutschland von der Börse verabschiedet. Immerhin sieben dieser Firmen waren im stärker regulierten Prime Standard notiert, und die zehn größten Delistings hatten eine Marktkapitalisierung von mehr als 100 Mill. Euro. Die drei größten Beispiele neben Encavis waren Telefónica Deutschland (Marktkapitalisierung: 7,2 Mrd. Euro), die dem Mutterkonzern Telefónica einverleibt wurde, sowie die Laborkette Synlab der Private-Equity-Firma Cinven und die Südzucker-Tochter Cropenergies. Auch der Investor-Relations-Dienstleister EQS Group wurde nach der Übernahme durch den Software-Finanzinvestor Thoma Bravo von der Börse genommen. Der nächste Fall dürfte Apontis Pharma werden, die von der Advent-Portfoliofirma Zentiva übernommen wird.

Mehr Delistings als IPOs

Der Exodus von der Börse steht im krassen Gegensatz zum mauen Geschäft mit Börsengängen. Zum Vergleich: Neu an die Börse gekommen sind in diesem Jahr in Deutschland nur der Panzergetriebehersteller Renk sowie die Parfümeriekette Douglas und der Wissenschaftsverlag Springer Nature, die in Summe einen Emissionserlös von nur 2,3 Mrd. Euro einspielten. Im Vergleich zum Vorjahr verharrte der IPO-Markt damit auf demselben niedrigen Niveau.

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