Klimajuristen nehmen Board von Shell aufs Korn
hip London
Britische Klimajuristen haben eine derivative Haftungsklage gegen Boardmitglieder des Ölkonzerns Shell eingeleitet. Es sei das erste Mal, dass ein Board wegen seines Scheiterns, ein Unternehmen angemessen auf die Nullemissionswirtschaft vorzubereiten, zur Verantwortung gezogen werde, heißt es auf der Website der vom US-Anwalt James Thornton ins Leben gerufenen Juristeninitiative Client Earth. Eine derivative Haftungsklage wird von einem Aktionär vorgetragen, der letztlich im Firmeninteresse handelt, indem er den Board für vermeintliche Vergehen gegen das Unternehmen zur Rechenschaft ziehen will.
Der Board von Shell habe es versäumt, eine Klimastrategie zu beschließen und zu implementieren, die sich wirklich an den Pariser Klimazielen orientiere, lauten die Vorwürfe der Klimaschützer. „Wir glauben, dass der Board seine Pflichten nach dem britischen Aktiengesetz verletzt, das ihn rechtlich dazu verpflichtet, auf eine Art und Weise zu handeln, die dem Unternehmenserfolg dient, und dabei angemessene Sorgfalt, Geschick und Gewissenhaftigkeit walten zu lassen“, argumentiert Client Earth.
„Die Aktionäre von Shell brauchen Gewissheit, dass das Unternehmen ihr Kapital bei der Navigation durch die Energiewende effizient einsetzt und die Klimaziele aufrichtig verfolgt, von denen es sagt, dass es sie verfolgt“, sagt der Client-Earth-Anwalt Paul Benson. Indem der Board sich nicht ausreichend auf die Energiewende vorbereite, erhöhe er die Anfälligkeit des Unternehmens für Klimarisiken, was seinen langfristigen Wert gefährde. Man wolle sicherstellen, dass die abwartende Haltung des Boards nicht auf Kosten der Überlebensfähigkeit der Gesellschaft gehe.
Im Mai vergangenen Jahres hatte ein niederländisches Gericht den BP-Rivalen dazu aufgefordert, seine Treibhausgasemissionen bis Ende 2030 um 45 % zu reduzieren. Shell geht gegen das Urteil juristisch vor. Zudem kündigte das Unternehmen an, bis 2050 klimaneutral arbeiten zu wollen.