Delisting-Barofferte

Křetínský zieht bei Metro die Zügel an

Metro-Großaktionär Daniel Křetínský will den Großhändler von der Börse nehmen. Dazu wird dem Streubesitz ein Barangebot von 5,33 Euro je Aktie unterbreitet. Vorstand und Altaktionär spielen mit.

Křetínský zieht bei Metro die Zügel an

Křetínský zieht die Zügel bei Metro an

Delisting geplant – Barangebot an Streubesitz von 5,33 Euro je Aktie – Altaktionäre halten an Beteiligung fest

ab Köln

Metro-Großaktionär Daniel Křetínský festigt den Zugriff auf Metro. Den Aktionären wird ein Delisting-Erwerbsangebot zu 5,33 Euro in bar unterbreitet, kündigte sein Investmentvehikel EP Global Commerce an. An der Börse sprang der Aktienkurs auf 5,36 Euro. Vorstand, Aufsichtsrat und Altaktionäre unterstützen das Vorhaben.

Der tschechische Milliardär und Metro-Großaktionär Daniel Křetínský strafft die Zügel bei dem Düsseldorfer Großhändler. Mit einem Barangebot in Höhe von 5,33 Euro je Aktie will der umtriebige Investor den Streubesitz dezimieren und Metro von der Börse nehmen, wie mitgeteilt wird. Křetínský hält aktuell 49,99% der Anteile, weitere 24,99% der Stimmrechte halten die „Gründungsaktionäre“ Beisheim und Meridian, hinter der Familie Schmidt-Ruthenbeck steht. Letztere haben ihre Anteile vor Jahren gepoolt als Bollwerk gegen Křetínský.

Inzwischen haben sich die Wogen zwischen den Großaktionären geglättet. Die Poolgesellschafter haben eine Aktionärsvereinbarung mit EPGC geschlossen, die frühestens mit dem Abschluss des Delisting wirksam werde. Das Delisting könne „die notwendigen und eingeleiteten Transformationsmaßnahmen beschleunigen“, hoffen die Altaktionäre und verzichten darauf, ihre Aktien in das Delisting-Erwerbsangebot einzuliefern. „Wir betrachten Metro als interessantes, aber herausforderndes Investment, für das es einen langen Atem braucht“, sagt Hugo Trütsch, Mitgeschäftsführer der Beisheim Holding.

„Einzigartige Gelegenheit“

Es wurde vereinbart, dass EPGC die unternehmerische Führung übernimmt. Gleichwohl können die Poolgesellschafter ihre Stimmrechte in der Hauptversammlung künftig weiterhin frei ausüben. EPGC ist seit 2018 an Metro beteiligt und hat kontinuierlich aufgestockt. „EPGC hat bewiesen, dass sie ein langfristiges strategisches Interesse an der Beteiligung hat und Metro wieder zu altem Erfolg führen will“, lässt sich Meridian-Vorstand Ralf Ruhrmann zitieren. Die Umsetzung und Finanzierung des Delisting-Angebots, für das Křetínský bis zu 500 Mill. Euro in die Hand nehmen dürfte, liege in der alleinigen Verantwortung der EPGC, heißt es.

In der Hauptversammlung am 19. Februar wird nun zunächst ein neuer Aufsichtsratschef gewählt, denn die Amtszeit des langjährigen Vorsitzenden Jürgen Steinemann endet. Für ihn soll Martin Plavec in das Gremium gewählt werden. Plavec ist Investment-Gesellschafter bei einem der Investitionsvehikel von Křetínský.

Der Angebotspreis entspreche einer Prämie von fast 39% auf den Schlusskurs von Dienstag, von 30,6% auf den gewichteten Durchschnittspreis der vergangene drei Monate und von 23,5% auf den Durchschnittskurs von sechs Monaten. „Das Angebot stellt daher eine einzigartige Gelegenheit für die Aktionäre der Metro dar, ihre Aktien mit einem attraktiven Aufschlag auf den aktuellen Marktpreis zu veräußern“, wirbt EP Global Commerce, das Investmentvehikel von Křetínský.

Keine Vollzugsbedingungen

Diese Einschätzung teilt auch der Vorstand der Metro. Der Angebotspreis bedeute eine deutliche Prämie. Gleichwohl seien Vorstand und Aufsichtsrat der Ansicht, dass der Preis das langfristige Wertpotenzial der Metro nicht vollständig widerspiegele. Auf Wunsch von EPGC bleibt der Vorstand an Bord. Im März soll die Offerte offiziell lanciert werden, dann gibt es auch eine begründete Stellungnahme der Verwaltung. Das Angebot werde keinerlei Vollzugsbedingungen enthalten, heißt es. EPGC behält sich vor, nach dem Delisting „weitere Strukturmaßnahmen“, sprich einen Squeeze-out, einzuleiten. Dafür sind 95% der Anteile nötig.

Der Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags ist dagegen nicht geplant – zumindest nicht für die Dauer von 18 Monaten. Das gelte jedoch nur so lange, wie Metro keine finanzielle Unterstützung durch EPGC in Anspruch nehme. Für eine nicht näher definierte Übergangszeit hat EPGC zugesagt, Metro finanziell mit Fremdkapital unter die Arme zu greifen, sollte dies für die Umsetzung des Transformationsprogramms Score erforderlich sein. Zum Umfang werden keine Angaben gemacht.

S&P senkt den Daumen

Erst kürzlich hatte Standard & Poor’s die Bonitätseinstufung der Metro von „BBB–“ mit einem negativen Ausblick versehen. Grund ist die hohe Verschuldung in Relation zum operativen Ergebnis (Ebitda). Erst am Vorabend hatte Metro die Prognose für neue Geschäftsjahr noch einmal bekräftigt. Bei einem Umsatzplus von 3 bis 7% soll das bereinigte Ebitda nur leicht über die 1,1 Mrd. Euro aus dem Vorjahr steigen.

Im Startquartal des Geschäftsjahres baute Metro den Umsatz wechselkursbereinigt um 7,1% aus. In Berichtswährung kam mit 8,6 Mrd. Euro ein Zuwachs um 5,6% zustande. Das bereinigte Ebitda verharrte mit 412 (i.V. 407) Mill. Euro weitgehend auf Vorjahresniveau. Unter dem Strich stand jedoch ein Ergebniseinbruch um 42% auf 75 Mill. Euro. Zugleich drehte der Free Cashflow mit –324 Mill. Euro deutlich ins Minus.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.