Luftverkehr auf unsicherem Terrain
lis Frankfurt
Europas Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol ist etwas zuversichtlicher geworden, was die Entwicklung des Luftverkehrs angeht. Die Vorhersagen für das Aufkommen im laufenden und im nächsten Jahr wurden wegen des starken touristischen Verkehrs in Südeuropa leicht angehoben. Das Niveau von vor der Pandemie (2019) werde danach 2025 erreicht, schätzt Eurocontrol, nach rund 86% im laufenden Jahr.
Von der starken Nachfrage profitieren derzeit vor allem die Flüge Richtung Südeuropa. Dagegen schwächeln die Staaten im Norden des Kontinents, weil Überflüge via Russland aus Asien heraus wegen der Luftraumsperrungen infolge des Ukraine-Krieges nicht möglich sind. Diese Verbindungen werden derzeit in der Regel südlich um den gesperrten Luftraum herumgelenkt. Zusätzlich belastet durch die langen Corona-Restriktionen in China, hinkt der Asienverkehr insgesamt in der Entwicklung hinterher. 2022 wurden zwischen Europa und Asien laut Eurocontrol 33% weniger Flüge registriert als 2019.
Dagegen war etwa das Aufkommen zwischen Europa und Nordamerika nur noch um 9% unter dem Vorkrisenniveau, zwischen Mittelamerika und Europa wurde im abgelaufenen Jahr schon das Niveau von 2019 erreicht.
Weniger Inlandsflüge
Rückläufig waren 2022 in einigen europäischen Staaten die Inlandsflüge. An der Spitze lag zusammen mit Litauen der deutsche Luftraum mit einem Minus von 38% im Vergleich zu 2019, in Finnland wurde ein Rückgang von 35% registriert. In Ungarn stieg die Zahl der Inlandsflüge in derselben Zeitspanne dagegen um 56%. Wegen des russischen Angriffskriegs sank die Zahl der Inlandsflüge in der Ukraine um 87%.
Eurocontrol führt die Entwicklung auf Inlandsflugverbote in Frankreich (−15%) und Österreich (−32%) sowie auf ein größeres Umweltbewusstsein der Kunden zurück. Einige Länder wie Deutschland, Spanien und Österreich hätten zudem Bahn-Tickets verbilligt. In Deutschland wichen viele Kunden auf schnelle Bahnverbindungen aus.
Die Erholung des Flugverkehrs in Europa wird laut der Flugsicherheitsbehörde vor allem von den Low-Cost-Carriern angetrieben. Diese haben mittlerweile mit einem Marktanteil von 32,3% etwa das Niveau der alteingesessenen Fluggesellschaften (32,4%) erreicht. Letztere sind in der Regel breiter aufgestellt, so dass die Erholung im touristischen Geschäft alleine, von der die Low-Cost-Carrier profitieren, oftmals nicht ausreicht, um etwa den nach wie vor schwächeren Absatz bei Asien-Destinationen oder bei Geschäftsreisen auszugleichen.
Von 2025 an ist nach Einschätzung der Fluglotsen beim Flugverkehr sowohl eine Stagnation als auch ein jährlicher Zuwachs von bis zu 4% möglich. Die große Spanne erklären die Autoren der Prognose mit den Unsicherheiten für die Entwicklung, etwa der hohen Inflation, dem Druck auf die Ölpreise oder Umweltbedenken hinsichtlich Flugreisen. „Da die Abwärtsrisiken überwiegen, stagniert die Zahl der Flüge in der niedrigen Prognose ab 2025“, heißt es. Im Jahr 2029 seien dann zwischen 96% und 116% der Flugbewegungen aus dem Jahr 2019 wahrscheinlich.