Machtkampf bei Biofrontera geht in nächste Runde
Kaum hat Biofrontera die im April beschlossene Kapitalerhöhung durchgeführt, kündigt das kleine Pharmaunternehmen schon die nächste Finanzierungsrunde an. Hierzu haben Vorstand und Aufsichtsrat die kurzfristige Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen, heißt es. Es handelt sich um das dritte Aktionärstreffen in diesem Jahr und die zweite außerordentliche Hauptversammlung (HV).
In der ersten HV-Runde, die außer der Reihe im April stattfand, hatte die Großaktionärin Deutsche Balaton, die ein Drittel des Grundkapitals hält, die Kapitalmaßnahme gegen den Willen des anderen Großaktionärs Maruho (24 %) durchgesetzt. Zwar waren die Japaner im Nachgang gegen den Beschluss gerichtlich zu Feld gezogen. Doch das Oberlandesgericht Köln gab die blockierte Kapitalerhöhung im September im Wege eines Freigabebeschlusses frei – unabhängig davon, dass über die Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage noch nicht entschieden ist.
Kürzlich informierte Biofrontera, bei der inzwischen Aufsichtsratschef Wilhelm Zours, Mehrheitseigentümer und Gründer der Deutsche Balaton, das Sagen hat, über das Ergebnis: Demnach wurden sämtliche 7,09 Millionen Aktien zum Bezugspreis von 1 Euro gezeichnet. Für mindestens 6,9 Millionen Aktien sei das Bezugsrecht ausgeübt worden. Allerdings gab es einen Bezugsrechtshandel, so dass nicht klar ist, wie sich die Kapitalmaßnahme auf die Besitzverhältnisse ausgewirkt hat. Ins Handelsregister ist die Kapitalerhöhung noch nicht eingetragen.
Fehde dauert seit Jahren
Dessen ungeachtet soll das Grundkapital absehbar erneut um 7 089 673 Aktien erhöht werden. Es ist exakt die gleiche Größenordnung der jüngst realisierten Kapitalmaßnahme. Im Unterschied zur vorherigen Transaktion werden die neuen Aktien nun zu 1,05 Euro je Aktie zum Bezug angeboten. Über diese Kapitalmaßnahme muss abermals in einer außerordentlichen Hauptversammlung entschieden werden.
Biofrontera-Gründer Hermann Lübbert, der seit Jahren mit Zours im Clinch liegt und Ende vorigen Jahres sein Amt als Vorstandsvorsitzender niedergelegt hatte, hält die angekündigte Kapitalerhöhung für nicht erforderlich. Nach seiner Einschätzung geht es Deutsche Balaton ausschließlich darum, die eigene Beteiligung zu günstigen Kursen auszubauen. Dafür spreche, dass Maruho im Sommer von der Teilnahme an der ordentlichen HV ausgeschlossen worden war und Zours damit bei der Besetzung eines Aufsichtsratspostens freie Hand hatte, erklärt Lübbert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung und spricht von „einem eklatanten Bruch des Kapitalmarktrechts“.
Doch auch die reguläre Hauptversammlung hat ein juristisches Nachspiel. Denn Maruho klagte gegen den Ausschluss von der Hauptversammlung. Die erste öffentliche Verhandlung des Falls findet nach derzeitigem Stand am 9. Dezember vor dem Landgericht Köln statt. Um sich auch jenseits der Gerichtssäle gegen Balaton zur Wehr zu setzen, hat Lübbert, der inzwischen als Executive Chairman der US-Tochter Biofrontera Inc fungiert, einen neuen Weg eingeschlagen: Die US-Tochter, die im vorigen Jahr in den USA an die Börse gebracht wurde, hat sich im November an der deutschen Muttergesellschaft direkt und indirekt mit gut 7 % beteiligt. Zusammen mit Maruho ist nach heutigem Stand eine Sperrminorität gesichert.
Blockade möglich
Umgekehrt hält die AG aber zusammen mit den von Zours direkt gehaltenen Aktien ein Paket von etwa 35 % an der US-Tochter. Dort allerdings ist Zours ein Riegel für die weitere Ausweitung des Einflusses vorgeschoben, wie Lübbert erläutert. Denn Aktionäre der US-Tochter können im Rahmen eines Shareholder Rights Plan Aktien zum halben Preis nachkaufen, wenn ein Großaktionär (mehr als 20 %) seine Beteiligung aufstockt, und zwar in gleichem Umfang. Möglich sei das, weil Zours in einem SEC-Filing dargelegt habe, dass ihm die Anteile der AG an der Inc. persönlich zuzurechnen seien. Ob die Inc. an der neuen Kapitalerhöhung teilnimmt, ist Lübbert zufolge noch nicht entschieden.