Aufsichtsrat

Machtkampf um Windkonzern PNE

Dem Cuxhavener Windparkprojektierer PNE steht eine turbulente Hauptversammlung bevor. Mit einem dritten Aufsichtsratssitz will der Morgan-Stanley-Infra­strukturfonds seine Kontrolle als Großaktionär ausweiten. Der aktivistische Investor Enkraft hält dagegen und fordert einen „kompetitiven Verkaufsprozess“.

Machtkampf um Windkonzern PNE

cru Frankfurt

Der Machtkampf der Großaktionäre beim Windparkprojektierer PNE geht in die nächste Runde. Das stark wachsende Unternehmen aus Cuxhaven, das an der Börse mit 1 Mrd. Euro bewertet wird, hat zur Hauptversammlung am 18. Mai eingeladen. Bei dem Aktionärstreffen will der Infrastrukturfonds der Investmentbank Morgan Stanley, dessen Übernahmeversuch 2019 fehlgeschlagen war und der seither 39,8% der PNE-Anteile hält, einen dritten Aufsichtsratssitz ergattern.

Dazu soll die Satzung des Unternehmens so geändert werden, dass der Aufsichtsrat auf sieben Mitglieder erweitert werden kann – und Morgan Stanley Infrastructure Partners will dann Operating Partner Marc van’t Noordende in das Kontrollgremium setzen. Noordende kontrolliert bei Morgan Stanley schon den Hamburger Waggonvermieter VTG, der Morgan Stanley mit anderen gemeinsam vollständig gehört, und die Berliner Kabelfernsehfirma Telecolumbus, die zu 94,8% Morgan Stanley gehört. Seine Berufung wollen nun der kleine grüne aktivistische Investor Enkraft Impactive und mehrere andere Aktionäre verhindern.

„Noch mehr Kontrolle“

„Es liegt nahe, dass Morgan Stanley mit der Bestellung von Herrn van’t Noordende zum Mitglied des Aufsichtsrates der PNE noch mehr Kontrolle als bisher über die Gesellschaft auszuüben beabsichtigt“, schreibt Enkraft-Chef Benedikt Kormaier an PNE-Aufsichtsratschef Per Hornung Pedersen in einem Brief, der der Börsen-Zeitung vorliegt. „Nachdem Morgan Stanley nur einer unter vielen Minderheitsaktionären der PNE ist, ist dies unter keinen Umständen nachvollziehbar.“

Als Verbündeten hat Enkraft unter anderem den Aktionärsschützerverein SdK gewonnen. Das auf erneuerbare Energien spezialisierte Family Office aus Unterhaching hält die Einräumung eines weiteren Aufsichtsratssitzes für Morgan Stanley für „nicht im Interesse der Gesellschaft und der Aktionäre“. „So falsch die Einschätzungen und Entscheidungen von Vorstand und Aufsichtsrat in Bezug auf die Übernahmesituation im Jahr 2019 waren, so unverständlich und aus unserer Sicht pflichtwidrig handelt der Aufsichtsrat heute, wenn er es dem Minderheitsaktionär Morgan Stanley ermöglicht, weitere Schritte zur Übernahme der Kontrolle über PNE umzusetzen“, schreibt Enkraft-Chef Kormaier an PNE-Aufsichtsratschef Pedersen. Sollte die Unternehmensführung jedoch einen Kontrollwechsel herbeiführen wollen, so sei es besser, einen kompetitiven Verkaufsprozess für das Unternehmen einzuleiten.

Enkraft hatte den Vorstand und den Aufsichtsrat von PNE im November 2019 aufgefordert, das angekündigte Übernahmeangebot der Morgan Stanley Infrastructure Partners nicht zu unterstützen, da die angebotene Gegenleistung in Höhe von 4 Euro pro Aktie den Wert der PNE nicht annähernd reflektiere. Am gestrigen Dienstag kletterte der Kurs der PNE-Aktie um zeitweise 2% auf 12,24 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich damit seit Oktober 2020 vor dem Hintergrund der Expansion des Geschäfts verdoppelt auf fast 1 Mrd. Euro.

PNE hatte 2019 entgegen den Forderungen von Enkraft ein Investment Agreement mit Morgan Stanley abgeschlossen, das dem Infrastrukturfonds mit dem Inaussichtstellen von zwei Sitzen im Aufsichtsrat und einem Delisting der Gesellschaft weitreichende Zugeständnisse machte. „Seit Abschluss des im April 2022 auslaufenden Investment Agreement hat sich für PNE keiner der Vorteile materialisiert, die Vorstand und Aufsichtsrat seinerzeit als Rechtfertigung für den Abschluss des Investment Agreement angeführt hatten“, schreibt Enkraft-Chef Kormaier, der auf seinen Brief nach eigenen Angaben bisher keine Antwort erhalten hat.

„Finanzierung nicht geliefert“

Die von Morgan Stanley angekündigten alternativen Finanzierungsquellen – „die einzig greifbare Zusage im Investment Agreement“ – habe der Infrastrukturfonds bis heute für PNE nicht realisiert.

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