Maschinenbauer Gea trotzt der Krise
ak Düsseldorf
Gea zeigt sich krisenresilient. Konzern-Chef Stefan Klebert blickt trotz drohender Rezession positiv auf die Geschäftsaussichten des Maschinenbauers, wie er am Montagabend vor Journalisten in Düsseldorf betonte.
„Der Markt ist intakt“, versicherte der Gea-Lenker, der das MDax-Unternehmen seit dreieinhalb Jahren führt. Kleberts Argument: Essen müssten die Menschen auch in der Krise. Und die mit Abstand größte Kundengruppe von Gea ist die Nahrungsmittelindustrie. „Jeder dritte Liter Milch weltweit läuft durch eine unserer Anlagen“, hob der Konzernchef exemplarisch hervor. Gea baut sowohl Pasta-Maschinen als auch Anlagen für Keksfüllungen und Brauereien. „Der Auftragseingang entwickelt sich in line mit unseren Erwartungen“, berichtete Klebert, der sich auf ein Orderplus von 14 % im ersten Halbjahr dieses Jahres stützen kann. Die Pipeline sei weiter gefüllt. „Wir sehen, dass es gut weitergeht.“
Auch an den vor einem Jahr verkündeten neuen Mittelfristzielen will Gea nicht rütteln. „Alle Zahlen gehen in die richtige Richtung“, betonte Klebert. Bis 2026 peilt der Vorstand an, die Ebitda-Marge vor Restrukturierung auf mindestens 15 % zu bringen – eine Profitabilität, die der Konzern schon lange nicht mehr erreicht hat. Als Klebert im Februar 2019 an Bord kam, hatte Gea mit einer unrühmlichen Serie von sieben Gewinnwarnungen in Folge viel Vertrauen bei den Investoren verspielt, die Marge war auf etwa 10 % gesunken. Aktuell bewegt sich Gea bei gut 13%. Parallel dazu hat sich die Führung ein Wachstum von jährlich 4 bis 6% auf die Fahnen geschrieben. Damit sollen die Erlöse im Jahr 2026 rund 6 Mrd. Euro erreichen.
Rest-Geschäft in Russland
Verkraften muss Gea dabei den Wegfall eines großen Teils des Russland-Geschäfts. Vor dem Ukraine-Krieg waren es etwa 200 Mill. Euro jährlich. Das dürfte sich nach Schätzungen des Vorstands in diesem und im nächsten Jahr jeweils etwa halbieren. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen hat sich Gea nicht vollständig aus Russland zurückgezogen, da die Sanktionen Produkte, die der Grundversorgung der Bevölkerung dienen, nicht betreffen. Eine Kältetechnikfabrik in Russland hat Gea gerade verkauft. Man habe den Buchwert, aber nicht den Ertragswert bekommen, sagte CFO Markus Ketter zu den Konditionen.
Mit den hohen Energiekosten kann Gea umgehen. Die Ausgaben für Energie lägen weit unter 1 % des Umsatzes, hieß es. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit einer Verdoppelung der Kosten, im Worst-Case-Szenario kämen im kommenden Jahr nochmals 20 bis 25 Mill. Euro obendrauf. Mit Preissteigerungen hält Gea entgegen. Denn auch die Vorprodukte sind deutlich teurer geworden, so dass die Kosten (ohne Lohnsteigerungen) um netto gut 100 Mill. Euro in diesem Jahr steigen dürften. Gea hält an der Prognose fest, 2022 ein Umsatzplus von mehr als 5% und ein Ebitda vor Restrukturierungsaufwand zwischen 630 und 690 Mill. Euro zu erzielen.