Verteidigungsindustrie

MBDA übernimmt Gemeinschaftsunternehmen komplett

Die Akquisition der Beteiligung Safrans an Roxel soll dem Lenkwaffenhersteller helfen, seine Produktion schneller zu steigern. Der Ukraine-Krieg treibt MBDAs Auftragsbuch.

MBDA übernimmt Gemeinschaftsunternehmen komplett

Verteidigungsindustrie

MBDA übernimmt Roxel komplett

Akquisition der Safran-Anteile soll bei der Produktionssteigerung helfen

wü Paris

Der europäische Rüstungskonzern MBDA hat Roxel, ein auf Motoren für Lenkwaffen spezialisiertes Unternehmen, komplett übernommen. Dafür hat MBDA die Beteiligung des französischen Triebwerksherstellers Safran in Höhe von 50% an dem bisher gemeinsam betriebenen Joint Venture gekauft. Angaben zum Kaufpreis machten die beteiligten Unternehmen nicht. Die Übernahme soll MBDA helfen, seine Lenkwaffen-Produktion dank einer besseren Integration schneller zu steigern.

In den vergangenen Jahren ist Roxel laut Informationen der französischen Wirtschaftszeitung „La Tribune“ im Schnitt auf einen Umsatz von rund 200 Mill. Euro pro Jahr gekommen. Das Unternehmen, das an seinen vier Standorten in Frankreich und Großbritannien gut 800 Mitarbeiter beschäftigt, war 2003 aus der Fusion von Celerg aus Frankreich und Royal Ordnance Rocket Motors aus Großbritannien entstanden, zwei Jahre, nachdem MBDA gegründet wurde. Airbus und BAE Systems halten jeweils 37,5% des Kapitals des Lenkwaffenspezialisten mit seinen rund 15.000 Mitarbeitern, Leonardo aus Italien 25%.

Orderbuch vor neuem Rekord

Die Übernahme und Integration von Roxel ermögliche MBDA, noch besser auf die Herausforderungen der im Zusammenhang mit der Kriegswirtschaft stattfindenden Produktionssteigerung zu antworten, sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Produktion, erklärte Konzernchef Eric Béranger. Das Rüstungsunternehmen profitiert von der seit Ausbruch des Ukraine-Krieges gestiegenen Nachfrage nach Lenkwaffen. Nach einem Großauftrag von Polen in Höhe von 6 Mrd. Euro dürfte sein Auftragsbuch im letzten Jahr laut französischen Medien auf rund 35 Mrd. Euro angestiegen sein. Es hatte bereits Ende 2023 mit 28 Mrd. Euro einen historischen Höchststand erreicht.

Um mit der steigenden Nachfrage Schritt halten zu können, will MBDA bis 2028 insgesamt 2,4 Mrd. Euro in seine verschiedenen Standorte investieren. Konzernchef Béranger plane zudem eine breitangelegte Reorganisation, um die Produktion besser steigern zu können, berichtet „La Tribune“. Seine Pläne sollen jedoch intern für Spannungen sorgen, da sich die Umstrukturierungen auch auf den Einfluss der staatlichen Kunden auswirken dürften. Sowohl Frankreich als auch Großbritannien und Italien sehen MBDA als strategisch wichtig an. Béranger soll die Unterstützung des Verwaltungsrates und Italiens haben. Dagegen sollen sich Frankreich und Großbritannien uneins sein. Frankreichs Einfluss könnte schwinden, der Italiens steigen.

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