Milliarden für Spaniens Fußballklubs
ths Madrid
Die finanziell angeschlagenen spanischen Fußballklubs können sich auf einen wahren Geldregen freuen. La Liga, das Unternehmen, das die erste und zweite Division des Profiballsports ausrichtet, gab am Mittwoch eine vorläufige Einigung mit dem britischen Finanzinvestor CVC bekannt, die noch von beiden Seiten bestätigt werden musste. Demnach zahlt CVC knapp 2,7 Mrd. Euro für eine Beteiligung von 10% am Geschäft von La Liga.
Es soll eine neue gemeinsame Gesellschaft gegründet werden, in welche La Liga ihre Projekte, wie etwa Lizenzverträge, Ausbildungszentren, Joint Ventures und Markenrechte, einbringt. Die Spanier behalten sich jedoch die Entscheidungen über den Spielbetrieb sowie die Vergabe der internationalen Rechte im audiovisuellen Bereich vor. CVC wird aber an den Einnahmen aus den Fernsehrechten proportional beteiligt. Im Mai hatte La Liga den Verkauf der TV-Rechte bis 2029 in den USA an Disney besiegelt. Der US-Markt steht im Fokus der Spanier, obwohl Pläne für die Austragung eines Erstligaspiels in Miami zuletzt noch an Widerständen scheiterten.
CVC soll bei der Internationalisierung finanziell und mit seiner Erfahrung helfen, hieß es in einer Mitteilung von La Liga. Neben anderen internationalen Wettbewerben war CVC in der Vergangenheit im Besitz der Formel 1 und ist vor kurzem bei der Rugby Six Nations Championship eingestiegen. Das frische Kapital soll zu 90% den 42 Profiklubs der Primera und Segunda División zugutekommen, wobei 100 Mill. Euro für den Frauen- und Amateurbereich vorgesehen sind. Durch Pandemie und leere Stadien machten die Klubs 2020 Verluste von 733 Mill. Euro.
Im Gegensatz zu Deutschland gehören in Spanien fast alle Fußballteams seit Jahrzehnten Aktiengesellschaften, die oft von ausländischen Großinvestoren kontrolliert werden, wie der FC Valencia vom Unternehmer Peter Lim aus Singapur. Ausnahmen sind die beiden größten Vereine, Real Madrid und der FC Barcelona sowie Athletic Bilbao und CA Osasuna, die weiterhin vollständig den Mitgliedern gehören.
Die Geldspritze von 2,7 Mrd. Euro an die Klubs soll jedoch nicht gleich für Einkäufe von Starkickern ausgegeben werden. Der Großteil muss in Infrastruktur, Digitalisierung, Entwicklung neuer Produkte und Erschließung neuer Märkte investiert werden. Ein Teil darf zur Umstrukturierung der Schulden verwendet werden. Doch nur 15% können in die Masse der Spielergehälter einfließen. Das genügt dem FC Barcelona offenbar, um seinen argentinischen Superstar Lionel Messi trotz der hohen finanziellen Nöte weitere Jahre zu binden. Anderen erschließt sich Spielraum, um das eigene Geld auf dem Transfermarkt auszugeben.
Der Deal wird auch als Antwort auf das zunächst gescheiterte Projekt einer europäischen Superliga gewertet, bei der sich einige Topklubs die Fernsehvermarktung unter den Nagel reißen wollten. Der Einstieg von CVC in der spanischen Fußballliga ist der erste dieser Art. Die Fondsmanager waren mit ähnlichen Plänen bei der italienischen Serie A und der Bundesliga zuletzt nicht weitergekommen.