Private-Equity-Deals

Milliardendeal in der Energie­dienstleistung

Der Boom der Private-Equity-Deals in Europa reißt nicht ab. Der schwedische Finanzinvestor EQT steigt nach fünf Jahren beim Energiedienstleister Getec aus Magdeburg wieder aus.

Milliardendeal in der Energie­dienstleistung

cru Frankfurt

EQT verkauft 75% der Anteile an dem Blockheizkraftwerksbetreiber G+E Getec Holding GmbH aus Magdeburg an den Private-Equity-Fonds Infrastructure Investments Fund (IIF) – ein Investmentvehikel der Investmentbank J.P. Morgan. Die übrigen 25% gibt Unternehmensgründer Karl Gerold an IIF ab. Das teilten die Unternehmen am Freitag mit. Über den Kaufpreis wurden offiziell keine Angaben gemacht. Laut Finanzkreisen wurde Getec bei dem Deal mit deutlich mehr als 4 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet – mehr als das 20fache des operativen Gewinns. Damit hat Infrastructure Investments Fund die Bieterkonkurrenten KKR und Blackstone sowie ein Konsortium aus Omers und PGGM übertrumpft.

Seit dem Einstieg von EQT im Jahr 2016 hat sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Getec – auch durch Zukäufe – beinahe vervierfacht auf 230 Mill. Euro. Das entspricht einer Marge von 15%. EQT hat das anfänglich rein deutsche Unternehmen in den vergangenen Jahren internationalisiert. Finanziert von den Schweden hatte Getec u.a. die Konkurrenten Apleona Efficiency (ehemals Bilfinger-Tochter) sowie BBE und EEG übernommen.

„Das ist ein superstabiles Geschäft, das sich deshalb gut für Pensionsfonds eignet“, sagte EQT-Manager Matthias Fackler der Börsen-Zeitung. „Das Unternehmen profitiert vom globalen Fokus auf Dekarbonisierung und ist somit hervorragend ausgerichtet, um langfristiges Wachstum erzielen.“

Verlässliche Erträge gesucht

Investments in Energiedienstleister sind bei Großinvestoren beliebt, weil sie verlässlich im Voraus berechenbare Erträge abwerfen. Auch der skandinavische Getec-Wettbewerber Aven ging vor einiger Zeit zu einer Bewertung von mehr als dem 20fachen von AMP Capital und Infracapital ebenfalls an einen Fonds von J.P. Morgan.

Getec produziert zu knapp einem Drittel mit regenerativer Energie dezentral in Kraftwerken Dampf, Wärme und Strom und liefert mit überwiegend langfristigen Abnahmeverträgen von oft 20 Jahren Dauer an Industrie- und Immobilienkunden. Die Gruppe beschäftigt mehr als 2200 Mitarbeiter an 50 Standorten in neun europäischen Ländern und macht rund 1,5 Mrd. Euro Umsatz.

Betrieben werden von Getec 11500 Anlagen zur dezentralen Energieerzeugung, u.a. in umweltfreundlichen Blockheizkraftwerken, mit mehr als 5,2 Gigawatt Kapazität. Es ist ein kapitalintensives Geschäft: Rund 80% der Anlagen gehören Getec selbst.

Auch andernorts in Europa steigt das Übernahmefieberthermometer der Private-Equity-Manager. Auf der Konferenz „Superreturn“ in Berlin, dem alljährlichen Stelldichein der Private-Equity-Investoren aus aller Welt, schimpfte kürzlich Scott Kleinman, Co-President beim Branchenriesen Apollo, dass die rekordtiefen Zinssätze einen „kollektiven Wahnzustand“ bei Unternehmensbewertungen verursachten. Tatsächlich wird das Dealvolumen der Finanzinvestoren in Europa in diesem Jahr wohl den vom Datenanbieter Refinitiv festgestellten Rekordwert von 161 Mrd. Euro aus dem Vorjahr übertreffen – und im Durchschnitt wird laut dem vierteljährlich ermittelten Argos-Wityu-Index das Zwölffache des Ebitda bezahlt.

Unilever gibt Tee an Cinven

Um die Schweizer Laborkette Unilabs, die mit rund 5 Mrd. Dollar bewertet wird, ist ein Bieterkampf entbrannt, seit der Finanzinvestor Apax den Genfer Diagnostikriesen zum Verkauf gestellt hat. Zu den Bietern gehören gemäß der Nachrichtenagentur Bloomberg das australische Laborunternehmen Sonic Healthcare und der französische Konkurrent Biogroup-LCD. Das Private-Equity-Haus TPG und die belgische Groupe Bruxelles Lambert haben ebenfalls Angebote abgegeben. Auch der große kanadische Vermögensverwalter Brookfields könnte sich noch als Co-Investor beteiligen.

Darüber hinaus hat gerade der Konsumgüterkonzern Unilever seine Tee-Sparte Ekaterra an einen Fonds des Finanzinvestors CVC verkauft. Der Kaufpreis belaufe sich ohne Schulden und Bankguthaben auf 4,5 Mrd. Euro, teilte das niederländisch-britische Unternehmen in London mit. Die Sparte umfasst 34 Marken, darunter Lipton, Pukka und Tazo. Im vergangenen Jahr erzielte Ekaterra einen Umsatz von etwa 2 Mrd. Euro.

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