Onlinehandel

Mytheresa enttäuscht mit Ausblick

Der Online-Luxusmodeverkäufer Mytheresa stellt für das seit 1. Juli laufende Geschäftsjahr 2022/23 deutliches Wachstum und einen leichten Margenrückgang in Aussicht. Der Börsenkurs sackt ab.

Mytheresa enttäuscht mit Ausblick

hek Frankfurt

Der Online-Luxusmodehändler Mytheresa erwartet für das neue Geschäftsjahr 2022/23 eine Ausweitung des Nettoumsatzes um 10 bis 16% auf 755 Mill. bis 800 Mill. Euro. Der über die Plattform verkaufte Bruttowarenwert (GMV) soll zwischen 16 und 22% auf 865 Mill. bis 910 Mill. Euro zulegen. Die operative Marge, bezogen auf das um Sondereinflüsse adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), siedelt das Management zwischen 9,0 und 9,5% des Umsatzes an. Damit zeichnet sich ein Rückgang im Vergleich 2021/22 ab, als 9,6% erreicht wurden.

Der Ausblick macht deutlich, dass Luxusmode relativ wenig von hohen Inflationsraten und eingetrübter Verbraucherstimmung betroffen ist. Die Kunden verfügen über so hohe Einkommen, dass sie höhere Energiekosten ohne Probleme verkraften können, ohne andere Ausgaben einzuschränken. Dennoch reagierten Investoren enttäuscht; die in New York notierte Aktie gab kräftig nach.

CEO Michael Kliger hebt hervor, dass sich das Wachstum im vierten Geschäftsjahresquartal (April bis Juni) im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten beschleunigt habe. Im Gesamtjahr legten der GMV um 21% auf 747 Mill. Euro und der Nettoumsatz um knapp 13% auf 690 Mill. Euro zu. Die Bruttomarge kam um 4,6 Prozentpunkte auf 51,5% voran, das adjustierte Ebitda um knapp 21% auf 66,3 Mill. Euro.

Mytheresa zählt 781 000 Kunden. Über seinen Onlineshop vertreibt der Konzern Designermodemarken wie Gucci, Saint Laurent, Prada, Burberry, Dolce&Gabbana und Valentino. Vor allem in den USA und China, den beiden großen Luxusmärkten der Welt, will das Münchener Unternehmen wachsen. Seit Januar 2021 ist Mytheresa an der New York Stock Exchange vertreten, und zwar mit Hinterlegungsaktien (ADS) der Obergesellschaft MYT Netherlands. Die zu 26 Dollar platzierte Aktie notierte lange über oder um den Ausgabepreis, stürzte aber ab Spätherbst 2021 bis unter 10 Dollar ab und bewegt sich derzeit bei 12 Dollar.

Die Wurzeln des Unternehmens liegen in der Innenstadt von München nahe der Frauenkirche. Dort eröffneten Susanne und Christoph Botschen 1987 eine Boutique für Damen-Luxusmode. Bereits 2006, als E-Commerce noch in den Anfängen steckte, kam die Mytheresa-Website ans Netz. 2010 stieg der Wagniskapitalgeber Acton Capital mit einem Minderheitsanteil ein, und 2014 übernahm die amerikanische Nobelkaufhauskette Neiman Marcus den Onlineshop. Nach dem Kollaps von Neiman Marcus hielten Finanzinvestoren den Onlinehändler aus dem Konkurs heraus und brachten ihn an die Börse.

An den Mittelfristzielen hält My­theresa fest. Diese sehen 22 bis 25% GMV-Wachstum im Jahr und eine adjustierte Ebitda-Marge zwischen 9 und 10% vor. Im laufenden Geschäftsjahr liegt die Messlatte für das bereinigte Ebitda bei 68 Mill. bis 76 Mill. Euro. Das wären zwischen 3 und 15% mehr als 2021/22. Das neue Lager am Flughafen Leipzig soll im Geschäftsjahr 2024 fertig sein.

Mytheresa sieht sich laut Kliger als einen der wenigen Gewinner im Luxus-E-Commerce-Segment, das deutlich konsolidiere. So übernimmt die britische Luxusmodeplattform Farfetch 47,5% an dem Onlinehändler Yoox Net-a-Porter. Der nächste Schritt dieser Transaktion sieht vor, dass Farfetch alleiniger Eigentümer von Yoox Net-a-Porter wird und der Luxusgüterkonzern Richemont komplett aussteigt. Dafür wurden eine Call- bzw. eine Putoption vereinbart.

Mytheresa
Konzernzahlen nach IFRS *
in Mill. Euro2021/222020/21
Bruttowarenwert747616
Nettoumsatz690612
Bruttomarge (%)51,546,9
Bereinigtes Ebitda6655
 in % des Umsatzes9,69,0
Nettoergebnis–8–33
 bereinigt4532
Cash11477
*) Geschäftsjahr endet 30. JuniBörsen-Zeitung
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