Nachhaltigkeit treibt den M&A-Markt
cru Frankfurt
Immer mehr Unternehmen arbeiten daran, ihre Nachhaltigkeitsratings zu verbessern, um von Investoren, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit als attraktiver wahrgenommen zu werden. Das geht aus dem „Sustainability Portfolio Review“ der Unternehmensberatung EY hervor. Den Ergebnissen der Studie zufolge, für die 208 Unternehmen in Deutschland zur Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten im Rahmen von Investitionsentscheidungen befragt wurden, ist die Nachhaltigkeitsperformance eines Unternehmens ein Faktor, der zunehmend den Unternehmenswert mitbestimmt – immer mehr Gesellschaften trennten sich deshalb von Geschäftsbereichen oder tätigten Zukäufe.
Derzeit planen laut EY gut sieben von zehn deutschen Großunternehmen (73%) für die kommenden zwei Jahre Zu- oder Verkäufe, um die eigene Nachhaltigkeitsperformance zu verbessern. In Bezug auf den Gesamtmarkt sind die Erwartungen sogar noch größer: 87% der Manager rechnen mit einer steigenden Zahl an M&A-Transaktionen, die darauf zurückzuführen sind, dass Unternehmen ihr Nachhaltigkeitsrating verbessern wollen. Die verantwortlichen Manager deutscher Unternehmen sind sich laut EY einig: Kein anderer Werttreiber entwickelt sich derzeit dynamischer als die Nachhaltigkeit – 94% gehen von einer wachsenden Bedeutung dieses Kriteriums für den Unternehmenswert aus.
Traditionelle Finanzkennzahlen wie Gewinn und Umsatz haben unterm Strich zwar immer noch das größte Gewicht, wenn es um strategische Investitionsentscheidungen geht: 44% der Manager sehen eine „überragende Rolle“ derartiger KPIs. Immerhin 30% billigen aber inzwischen auch der Nachhaltigkeitsperformance des Unternehmens eine derart herausragende Rolle zu.
„Wir erleben auf dem M&A-Markt gerade einen radikalen Umbruch: Es gibt immer mehr grüne Deals, also Transaktionen mit einem Nachhaltigkeitsbezug, und ihr Anteil am gesamten M&A-Markt steigt stetig. Denn Nachhaltigkeit sei nicht mehr „nice to have“, sondern für viele Unternehmen überlebenswichtig, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner des Bereichs Strategy and Transactions bei EY.
Vielen Unternehmen werde dabei gerade schmerzhaft bewusst, dass sie Assets im Portfolio haben, die ihren Unternehmenswert stark negativ beeinflussen, so Sebastian Binder, Senior Manager im Bereich Strategy and Transactions bei EY. Tatsächlich sagen 45% der befragten Unternehmen, dass es Geschäftsbereiche oder einzelne Produkte gibt, die eine bessere Nachhaltigkeitsperformance ihres Unternehmens verhindern.
Für den Umgang mit solchen Unternehmensbereichen oder Produkten nutzen die Unternehmen unterschiedliche Herangehensweisen: Jedes zweite Unternehmen lässt Produkte, die dem Anspruch an Nachhaltigkeit nicht genügen, auslaufen, und knapp jedes fünfte Unternehmen (18%) plant den Verkauf „nichtgrüner“ Geschäftseinheiten. Derartige Vorhaben erweisen sich in der Realität allerdings zunehmend als schwierig, berichtet Binder, weil die Kaufinteressenten fehlen.