Neuer Ärger für Royal Mail
hip London
Der Wirtschaftsausschuss des britischen Unterhauses hat der zur International Distributions Services gehörenden Royal Mail vorgeworfen, die Briefzustellung zugunsten des Paketgeschäfts zu vernachlässigen. Das Gremium forderte den zuständigen Regulierer Ofcom auf, eine Untersuchung gegen das Unternehmen einzuleiten. Die von George Osborne privatisierte Brief- und Paketlogistik der britischen Post ist rechtlich dazu verpflichtet, Briefe in allen Teilen des Vereinigten Königreichs an sechs Tagen pro Woche zuzustellen. Kommt sie dieser Pflicht nicht nach, kann die Aufsicht Geldstrafen verhängen. Der Ausschuss zufolge gibt es umfangreiche Belege dafür, dass Royal Mail diese Pflicht „systematisch“ vernachlässigt.
Zudem seien die Antworten von CEO Simon Thompson nicht „vollständig akkurat“ gewesen, als er von den Abgeordneten zum Einsatz von Technologien zur Überwachung und Disziplinierung der Mitarbeiter befragt wurde. Das Unternehmen habe jegliches Wissen über den Einsatz von Tracking-Technologie bestritten und behauptet, Hinweise auf solche Praktiken und von Managern verhängte Strafmaßnahmen seien auf Verstöße gegen die Unternehmenspolitik zurückzuführen. „Ich finde es schwer zu glauben, dass so weit verbreitete Verstöße gegen die Unternehmenspolitik und rechtliche Verpflichtungen auf ein nationales Netzwerk von abtrünnigen Mitarbeitern zurückgehen sollen, die sich gegen das Management der Royal Mail verschworen haben“, sagte der Ausschussvorsitzende Darren Jones. Thomson könne auch nicht die Pandemie vorschieben, um das Versagen des Unternehmens zu rechtfertigen. Bereits die von ihm zugegebenen Mängel ließen sich lediglich durch „ein inakzeptables Niveau von Inkompetenz oder durch ein inakzeptables Ausmaß von Ahnungslosigkeit darüber, was bei der Royal Mail vor sich geht“, erklären. Das Unternehmen wies den Vorwurf, die Abgeordneten in die Irre geführt zu haben, zurück. Man verfolge die klare Politik, Briefe und Pakete als gleichwertig zu behandeln.