Handel

Otto legt Latte nach Pandemie höher

Der Otto-Konzern ist dank seiner seit Jahren forcierten Digitalisierung im Coronakrisenjahr kräftig gewachsen. Ergebnissprung und gesunkene Verschuldung sind auch auf Erlöse aus Beteiligungsverkäufen zurückzuführen. Mit Blick auf den im Raum stehenden About-You-Börsengang halten sich die Hamburger bedeckt.

Otto legt Latte nach Pandemie höher

ste Hamburg

Der Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group setzt sich nach einem kräftigen Wachstum im Ende Februar abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 ambitioniertere Ziele für die Zeit nach der Corona-Pandemie. Wie das in Hamburg ansässige Familienunternehmen anlässlich der Bilanzpräsentation ankündigte, soll der vor der Coronakrise um durchschnittlich 5% pro Jahr gestiegene Umsatz mittelfristig um 5 bis 10% zulegen.

Auch Firmenkäufe spielten künftig im Rahmen der bilanziellen Leitplanken wieder eine Rolle, sagte Otto-Konzernchef Alexander Birken. Das Unternehmen, das sich gestärkt aus der Pandemie hervorgehen sieht, will zudem die Ertragskraft erhöhen und das Investitionsvolumen bei solider Bonität steigern. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) soll wie im Berichtsjahr mittelfristig ein Niveau von mehr als 10% erreichen. Bei der im vergangenen Geschäftsjahr auf 20,8 (i.V. 13,5)% erhöhten Eigenkapitalquote strebt Otto mittelfristig einen Wert über 25% an.

Man sei hier sehr zuversichtlich, so Birken. Die Geschäftsmodelle im Konzern mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen seien gefragt. Die in den Segmenten Multichannel-Einzelhandel (besonderer Fokus auf Onlinehandel), Finanzdienstleistungen (insbesondere Forderungsmanagement) und Service (vor allem Logistik) tätige Otto Group setzt im Wesentlichen auf acht sogenannte Fokusgesellschaften, die im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt für 86% der Konzernumsätze standen. Dazu zählt neben der Einzelgesellschaft Otto, die sich von einem reinen Onlinehändler zu einer E-Commerce-Plattform entwickelt und im Berichtsjahr den Umsatz um gut 30% auf 4,5 Mrd. Euro steigerte, unter anderem auch das 2014 gegründete Online-Mode-Start-up About You.

Die Firma gilt als Börsenkandidat in diesem Jahr. Zum Stand der IPO-Vorbereitungen wollte sich Otto-Konzernchef Birken in der Jahrespressekonferenz nicht näher äußern. Marktgerüchte kommentiere man nicht. Die mit einer Milliardenbewertung zur Gruppe der Einhörner zählende E-Commerce-Gesellschaft, die die Otto Group bei einem Anteil von 53% als Beteiligung in der Konzernertragsrechnung nicht berücksichtigt, hatte bereits im April über einen 2020/21 um rund 57% auf 1,17 Mrd. Euro gesteigerten Umsatz berichtet.

Auf zum Konzernabschluss 2016/17 vergleichbarer Basis habe man das vor vier Jahren ausgegebene Ziel, im Zuge der fokussierten Wachstumsstrategie bis zum Geschäftsjahr 2022/23 den Konzernumsatz auf 17 Mrd. Euro zu steigern, bereits erreicht, sagte Otto-Vorstandschef Birken. Unter Einschluss von About You sowie der Lieferdienste Hermes Deutschland und Hermes UK, an denen sich der Finanzinvestor Advent im vorigen Herbst mit Anteilen von 25 bzw. 75% beteiligte, sei der Konzernumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 17,8 Mrd. Euro gestiegen. Bereinigt um Effekte aus den Veränderungen im Unternehmensportfolio, zu denen zuletzt neben der Entkonsolidierung der Hermes-Paketlogistikaktivitäten in Deutschland und Großbritannien die Entkonsolidierung von Sportscheck sowie einer japanischen Handelsgesellschaft gehörte, legte der Umsatz im Vorjahresvergleich um 17,2% auf 15,6 Mrd. Euro zu. Dabei stiegen allein die Online-Erlöse um 25,6% auf 9,9 Mrd. Euro, in Deutschland um 24,1% auf 7 Mrd. Euro.

Das operative Ergebnis (Ebit) kletterte den Angaben zufolge im Berichtsjahr um fast 60% auf 688 Mill. Euro. Vor Steuern verdreifachte sich der Gewinn sogar auf 1,1 Mrd. Euro, wobei Otto neben der operativen Entwicklung von Erlösen über insgesamt gut 600 Mill. Euro aus dem Verkauf von Beteiligungen – vor allem bei den Hermes-Gesellschaften – profitierte. Die positive Geschäftsentwicklung sowie die Kaufpreiszahlung durch Advent führten auch dazu, dass die Nettofinanzverschuldung des Konzerns deutlich um fast 57% auf 1,42 Mrd. Euro sank. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet die Otto Group einen Anstieg der Umsatzerlöse auf vergleichbarer Basis im oberen einstelligen Prozentbereich sowie ein Ebit auf Vorjahresniveau.

Otto Group
Konzernzahlen nach IFRS*
in Mill. Euro20/2119/20
Umsatz1564114263
Ebitda12941012
Ebit688432
Sonst. Finanzergebnis56020
Ergebnis vor Steuern1104291
Jahresüberschuss971214
Freier Cash-flow2546783
Nettofinanzschulden14233271
Eigenkapitalquote (%)20,813,5
Mitarbeiterzahl4989548756
*) Geschäftsjahr per Ende Februar Börsen-Zeitung