Philips-Gewinn bricht abermals ein
hek Frankfurt – Im dritten Quartal 2022 ist der operative Gewinn des Medizintechnikkonzerns Philips im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 59% auf 210 Mill. Euro eingebrochen. Damit schrumpft die Marge auf 5% der Erlöse. Im dritten Quartal 2021 waren es 12,3% und ein Jahr zuvor 15,5%. Als Grund nennen die Niederländer anhaltende Engpässe in den Lieferketten, die sich stärker als erwartet auf Auslieferungen und Kundeninstallationen auswirkten.
Den Quartalsumsatz veranschlagt Philips der Mitteilung zufolge auf 4,3 Mrd. Euro, was bereinigt um Wechselkurseinflüsse sowie An- und Verkäufe einen Rückgang von 5% zum Vorjahreszeitraum ergibt. Die endgültigen Quartalsergebnisse will das Management am 24. Oktober präsentieren und weitere sogenannte „Produktivitätsinitiativen“ vorstellen.
Die im Juli gesenkten Jahresziele sind de facto kaum noch zu erreichen. Denn auch für das vierte Quartal rechnet Philips nun mit einem Rückgang des vergleichbaren Umsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Marge bezogen auf das adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwill-Abschreibungen (Ebita) soll einen hohen einstelligen oder einen zweistelligen Wert erreichen, was mehr oder minder dem gesenkten Zielbereich entspricht. Das Niveau reicht aber nicht aus, um den Margenrückstand aufzuholen, der in den ersten neun Monaten aufgelaufen ist. Im Startquartal lag die Marge bei 6,2%, im Folgequartal waren es nur 5,2%.
Vor drei Monaten hatte Philips die Jahresprognose nach enttäuschenden Halbjahreszahlen auf ein vergleichbares Umsatzwachstum von 1 bis 3% und eine operative Marge von rund 10% zurechtgestutzt. Zuvor hatte das Management einen Margenanstieg um 40 bis 90 Basispunkte auf 12,4 bis 12,9% und eine Umsatzausweitung auf vergleichbarer Basis zwischen 3 und 5% angestrebt.
Die Gewinnwarnung fällt in eine Zeit des Übergangs an der Unternehmensspitze. Am 15. Oktober steigt Roy Jakobs offiziell zum CEO auf. Er löst den langjährigen Firmenchef Frans van Houten ab. Jakobs leitete zuletzt das Segment Verbundene Pflege. Die Aktie reagierte am Mittwoch mit einem neuerlichen Kursrutsch von mehr als einem Zehntel im Handelsverlauf. Statt bei 50 Euro wie im April 2021 notiert die Aktie jetzt unter 14 Euro.
An der Ankündigung, dass die zweite Jahreshälfte 2022 besser ausfallen soll als die erste, hält der Anbieter von Gesundheitstechnologie fest, doch setzten sich die Störungen in der Lieferkette fort und das makroökonomische Umfeld verschlechtere sich.
Die Ausläufer des kostspieligen Rückrufs von Beatmungsgeräten zur Behandlung von Schlafapnoe führen zu weiteren Belastungen in Form einer Goodwill-Abschreibung von 1,3 Mrd. Euro. Die Wertkorrektur betrifft die US-Firma Respironics, die Philips 2008 übernommen hatte. Sie wird mit Revisionen der Finanzprognose für den Geschäftsbereich Schlaf- und Beatmungssysteme begründet. Ursache des Rückrufs ist ein zerfallender Schaumstoff, dessen Teilchen als möglicherweise krebserregend gelten. Nach letzten Angaben geht Philips davon aus, dass 5,5 Millionen Geräte repariert oder ersetzt werden müssen.
Für das Segment Diagnose & Behandlung erwartet Philips einen Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich im dritten Quartal 2022, während für die Verbundene Pflege, zu der Beatmungsgeräte, Patientenüberwachung und Gesundheitsmanagement gehören, Einbußen im mittleren Zehnerbereich avisiert werden. Wachstum verzeichnet die Persönliche Gesundheit mit Produkten wie elektrische Zahnbürsten und Rasierer. Hier rechnet Philips mit einem vergleichbaren Umsatzplus im Quartal im mittleren einstelligen Bereich.
Forschung wird umgebaut
Der vergleichbare Auftragseingang gab den Angaben zufolge im dritten Quartal um 6% nach. Allerdings ist die Vergleichsbasis hoch, da im Vorjahreszeitraum 47% Wachstum verzeichnet wurden. Das Verhältnis von Ordereingang zu Umsatz wird mit 1,18 angegeben.
Die Maßnahmen zur Leistungsverbesserung will Philips beschleunigen. Angekündigt hat der Konzern bereits, den Schwerpunkt in der Forschung und Entwicklung auf weniger und besser ausgestattete Projekte zu verlagern. Infolge dieses Umbaus verbucht Philips im dritten Quartal eine Belastung von 165 Mill. Euro, die nicht zahlungswirksam sei.