Plattner setzt auf Nachfolger aus den eigenen Reihen
scd/Reuters Frankfurt – SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner hat trotz öffentlicher Kritik im Vorfeld der virtuellen Hauptversammlung auch bei seiner wahrscheinlich letzten Wahl in den Aufsichtsrat auf breite Zustimmung der Aktionäre zählen können. Er erhielt 90,48% der abgegebenen Stimmen und damit kaum weniger Stimmen als bei der vorangegangenen Wahl 2019. Zwar hat Plattner noch immer keinen konkreten Plan, macht aber aus seiner Präferenz für einen Nachfolger aus den eigenen Reihen keinen Hehl. „Ich hoffe, dass wir ein Mitglied des Aufsichtsrats für diese Aufgabe gewinnen können und nicht jemanden von außen holen müssen“, sagte Plattner in der virtuellen Hauptversammlung des Dax-Konzerns.
Er wolle das Amt in die „richtigen Hände übergeben“. Das sei für ihn eine emotionale Aufgabe. Der Wahlkalifornier, der erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder persönlich am Aktionärstreffen teilnahm, ist als Letzter der Gründer noch bei den Walldorfern aktiv.
Der 78-Jährige hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, den Aufsichtsrat für weitere zwei Jahre führen zu wollen und sich dafür 2022 wiederwählen lassen zu wollen. Das rief scharfe Kritik von Aktionärsvertretern wie von Union Investment und Deka hervor. Plattner ist seit 2003 Aufsichtsratschef und hält rund 6% an dem Dax-Konzern.
Plattner begründete das Festhalten an seiner Position damit, dass „sich eine Nachfolgemöglichkeit, die wir konkret ins Auge gefasst haben“, aus gesundheitlichen Gründen zerschlagen habe. „Daher arbeiten wir jetzt an einer neuen Lösung.“ Er wolle eine „geordnete Nachfolge“, sagte er. „Über das konkrete Anforderungsprofil beraten wir im Nominierungsausschuss.“ Im vergangenen Jahr hatte Plattner versprochen, mindestens ein halbes Jahr vor Ende der Amtszeit 2024 einen Vorschlag für seine Nachfolge zu präsentieren.
Für Unruhe bei SAP hatten in den vergangenen beiden Jahren zahlreiche Wechsel im Vorstand gesorgt. Und für März 2023 hat bereits eine der wenigen Konstanten der vergangenen Jahre – Finanzchef Luka Mucic – angekündigt, den Konzern zu verlassen. Sein Abgang wurde von vielen Aktionären mit Bedauern kommentiert. Konsequenzen zieht SAP aus der Kritik an der Auslagerung des Geschäfts mit Finanzdienstleistungen in das Joint Venture Fioneer mit der Beteiligungsgesellschaft Dediq, in deren Finanzierung die Stiftung von Hasso Plattner als Investor involviert war. Die mittelbare Beteiligung werde aufgegeben, kündigte Konzernchef Christian Klein an. Allerdings habe eine passgenaue Lösung Vorrang vor einer schnellen Lösung.
Der Vorstand wurde mit mehr als 99% der Stimmen entlastet. Auch der Vorschlag zur Gewinnverwendung erntete mehr als 99% Zustimmung. SAP wird den Aktionären eine Dividende in Höhe von 1,95 (i.V.1,85) Euro je Aktie plus eine Sonderdividende anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Unternehmens in Höhe von 0,50 Euro auszahlen – voraussichtlich am 23. Mai. Weniger einverstanden waren die Anleger mit der Leistung des Aufsichtsrats, der mit einem Stimmanteil von nur knapp 85% entlastet wurde.