Autoindustrie in der Krise

Porsche dreht stärker an der Kostenschraube

Die Talfahrt von Porsche geht weiter. Der schwächelnde Sportwagenbauer trübt die Stimmung der Anleger zur Bilanzvorlage mit einem relativierten Margenziel. Die Vorzugsaktie büßt über 5% ein.

Porsche dreht stärker an der Kostenschraube

Porsche dreht stärker an der Kostenschraube

Nach Abbau von 1.900 Stellen und 2.000 Leiharbeitern plant VW-Tochter weiteren Einschnitt − Margenziel relativiert

sck München

Der schwächelnde Sportwagenbauer Porsche setzt bei seinen Sparmaßnahmen noch eins drauf. Zur Bilanzvorlage kündigte der mehrheitlich zu Volkswagen gehörende Dax-Konzern an, dass „Management und Betriebsrat im zweiten Halbjahr“ über ein „zusätzliches Strukturpaket“ verhandelten ergänzend zu den bisherigen „Sofortmaßnahmen“. In einer virtuelle Konferenz wollte Vorstandschef Oliver Blume, der seit September 2022 zugleich den Wolfsburger Mutterkonzern führt, noch keine Angaben machen zu den geplanten weiteren Kosteneinsparungen.

Zuvor beschloss der unter Druck geratene Vorstand, rund 1.900 Stellen bis 2029 zu streichen und 2.000 Verträge mit Leiharbeitern nicht zu verlängern. Aufgrund einer laufenden Beschäftigungsgarantie für feste Mitarbeiter kann die Konzernführung nur auf freiwillige Vereinbarungen setzen. Vor diesem Hintergrund berichtet das Unternehmen davon, die „demografische Entwicklung, die natürliche Fluktuation und eine restriktive Einstellungspolitik“ zu nutzen. Zudem würden „sozialverträgliche und freiwillige Maßnahmen umgesetzt". Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Konzernmitarbeiter laut Geschäftsbericht um 1% auf 42.615 Personen.

Gewinneinbruch von 30 Prozent

Porsche dreht unter anderem beim Personal an der Kostenschraube, um eine „Reskalierung“ des Konzerns zu erreichen. Darunter versteht Blume Einsparungen, die dazu beitragen, die Profitabilität dauerhaft zu verbessern. Auf diesem Feld besteht für die Porsche-Führung Handlungsbedarf nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr. 2024 sackte der Konzernüberschuss um 30% auf 3,6 Mrd. Euro ab. Das war deutlich mehr, als Analysten befürchtet hatten.

Bei einem Absatzrückgang von 3% auf 310.718 Fahrzeuge und einem geringfügigen Umsatzschwund von 1% auf 40,1 Mrd. Euro brach das operative Ergebnis 2024 überproportional um 23% auf 5,6 Mrd. Euro ein. Die Absatzkrise in China sowie deutlich gestiegene Aufwendungen für den Vertrieb und die Verwaltung drückten auf die Gewinnmarge. Die operative Umsatzrendite schrumpfte um 3,9 Prozentpunkte auf 14,1%. Das ist der schlechteste Wert unter Blumes Regentschaft. Der CEO führt die Edelmarke seit 10 Jahren. Das Finanzergebnis wies einen Verlust von 409 Mill. Euro aus nach einem Gewinn von 91 Mill. Euro. Dazu trug unter anderem der Einstieg beim existenzgefährdeten Batteriehersteller Varta bei. Und die Talfahrt setzt sich in diesem Jahr fort.

Trüber Ausblick für 2025

Der neue Finanzvorstand Jochen Breckner bekräftigte den mauen Margenausblick fürs laufende Jahr. Demnach sackt die operative Umsatzrendite auf eine Bandbreite von 10 bis 12% ab. Vorleistungen von 800 Mill. Euro für die Reaktivierung des Neugeschäfts mit herkömmlichen Verbrenner-Fahrzeugen sowie eine nach wie vor allgemeine schwierige Geschäftslage der Autoindustrie dämpfen die Margenerwartungen. Hinzu kommen hohe Abschreibungen nach vielen Investitionen in den Vorjahren. Aufgrund der zaghaften Nachfrage nach reinen Elektroautos stellte Porsche zuletzt ihre Modellstrategie um. Wie BMW fährt die Edelschmiede aus Stuttgart-Zuffenhausen bei der Transformation zur Elektromobilität nun stärker denn je mehrgleisig.

Der CFO sprach von „herausfordernden Marktbedingungen und einer hohen Wettbewerbsintensität in China". Der Absatz wird 2025 weiter zurückgehen. Porsche rechnet mit einem Umsatz in einer Spanne von 39 Mrd. bis 40 Mrd. Euro. Das entspricht einem erwarteten operativen Ergebnis von 3,9 Mrd. bis 4,8 Mrd. Euro.

Vorzugsaktie Dax-Schlusslicht

Tags zuvor gab Blume zur Vorlage der Bilanz des Mutterkonzerns ebenfalls eine verhaltene Jahresprognose ab. Das trübte die Stimmung der Anleger. Die Porsche-Vorzugsaktie verlor im Xetra-Handel zeitweise 5,2% auf 53,90 Euro an Wert. Im deutschen Leitindex war der Titel damit Schlusslicht.

Dass die Verwaltung die Dividende trotz des Gewinneinbruchs konstant hält, war für die Investoren nur ein schwacher Trost. Der Anteilschein, der Ende September 2022 zu 82,50 Euro an die Börse kam, büßte seit Jahresbeginn 12% ein.

Umfeld bleibt schwierig

Unbefriedigend für die Anleger war darüber hinaus, dass der Vorstand sein Margenziel von über 20% relativierte. Zwar hält die Konzernführung an dieser Vorgabe nach wie vor fest, allerdings stellte der Finanzvorstand heraus, dass auf mittlere Sicht nur noch 15 bis 17% möglich seien. Breckner begründete das mit einem „herausfordernd bleibenden Umfeld“.

Der CFO folgte vor kurzem auf den geschassten Lutz Meschke. Der frühere CFO und einstige Vizechef von Porsche ist noch Vorstand bei der familiendominierten Porsche SE mit Ressortverantwortung für Beteiligungen. Die Porsche-Beteiligungsholding ist zweiter Großaktionär der Sportwagenbauers (25% der Stimmen) und größter Einzelaktionär (53,3% der Stimmen) von VW.

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