Übernahmen

Preise bei Private-Equity-Deals fallen

Am Ende fordern Inflation und die in der Folge erhöhten Zinsen ihren Tribut auch in der Private-Equity-Welt: Die durchschnittlichen Kaufpreise für europäische Mittelständler gehen zurück.

Preise bei Private-Equity-Deals fallen

cru Frankfurt

Für europäische Mittelständler wurde bei Mehrheitsübernahmen im dritten Quartal nur noch das Zehnfache des operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) als Unternehmenswert bezahlt. Das geht aus dem Argos Index Mid Market der Investmentgesellschaft Argos Wityu hervor. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag das Barometer noch beim Zwölffachen des Ebitda.

Gegenüber dem vorhergehenden Quartal war der Wert allerdings jetzt mit dem Zehnfachen des Ebitda unverändert. Zugleich handelt es sich um den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre – also um eine Normalisierung nach dem Boom in den Jahren mit dem offenen Geldhahn der Notenbanken und Nullzinsen sowie billionenschweren Staatshilfen.

Der Index bildet seit 2004 die Bewertungen nicht börsennotierter Mittelständler in der Eurozone ab, zu denen in den jeweils zurückliegenden sechs Monaten eine Mehrheit übernommen wurde. Ein Beispiel für Übernahmen in Deutschland im dritten Quartal, die vom Index abgebildet werden, ist die Übernahme der deutschen Medi-Globe Technologies durch DCC Healthcare aus Irland.

Rahmen verschlechtert

„Die geopolitischen, wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert, trotzdem sind die Kaufpreise für europäische Mittelständler bisher stabil geblieben“, sagt Frank Hermann, Managing Partner von Argos Wityu in Frankfurt. „Der Markt für Mittelstands-M&A in Europa erweist sich als resilienter als der globale Markt für Fusionen und Übernahmen.“ Letzterer ist im laufenden Jahr um ein Drittel eingebrochen.

Finanzinvestoren seien aufgrund ihrer Finanzstärke in der Lage, hochwertige Assets zu erwerben – die im Fachjargon „Dry Powder“ genannten, noch nicht investierten Kapitalzusagen institutioneller Investoren liegen allein für Buy-out-Fonds bei 1 Bill. Dollar. „Das trägt zur Stabilisierung der Preise und des Übernahmevolumens bei“, sagt Hermann.

Die scheinbare Stabilität des Index verdeckt jedoch laut Arrgos Wityu eine Divergenz zwischen dem oberen Ende des Marktes – mit Multiples von noch immer mehr als dem Zwölffachen des Ebitda – und dem unteren Ende, wo die Multiples vom Zehnfachen auf das Neunfache gesunken seien. Dass der Index gegenüber dem vorhergehenden Quartal unverändert ist, stehe auch im Gegensatz zu dem sich verschlechternden geopolitischen und finanziellen Umfeld mit Inflation, in historischem Tempo steigenden Zinsen, Wirtschaften am Rand der Rezession und den Börsenturbulenzen. Dabei zahlten strategische Käufer mit dem 9,9-Fachen des Ebitda etwas weniger als Finanzinvestoren mit dem 10,7-Fachen. Das liege vor allem daran, dass Fonds in größere, hochwertigere Unternehmen investieren, für die höhere Multiples anfallen.

Dry Powder treibt Deals an

Finanzinvestoren profitierten weiterhin von der Rekordhöhe der für Investitionen zur Verfügung stehenden Mittel und von neuen Finanzierungsformen wie Private Debt.

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