Private Equity geht immer öfter in die Minderheit
Private Equity geht immer öfter in die Minderheit
Finanzinvestor CVC steigt bei Krankenhaus-Softwarefirma Compugroup ein
cru Frankfurt
Eigentlich ist die Private-Equity-Branche für Mehrheitsbeteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen bekannt. Doch immer öfter setzen die Finanzinvestoren in jüngster Zeit auf Minderheitsbeteiligungen an deutschen Familienunternehmen und ausgegliederten Konzernteilen oder auf Pre-IPO-Beteiligungen. Das jüngste Beispiel liefert CVC. Die britische Private-Equity-Firma will sich an der börsennotierten Krankenhaus-Softwarefirma Compugroup aus Koblenz beteiligen und strebt ein Delisting an, wie die Unternehmen am Montag mitteilten.
Mit einer Offerte von 22 Euro je Aktie will CVC einen Minderheitsanteil von mindestens 17% einsammeln und bewertet das Unternehmen dabei mit 1,2 Mrd. Euro. Die Kontrollmehrheit soll auf Basis einer Partnerschaftsvereinbarung bei Firmengründer Frank Gotthardt und seiner Familie bleiben, und es wird für mindestens zwei Jahre kein Beherrschungsvertrag abgeschlossen. Der Kurs der Compugroup-Aktie sprang am Montag um zeitweise ein Drittel auf 21,82 Euro nach oben. Auch so noch hat sich die Marktkapitalisierung seit August 2023 halbiert.
„Echter Vorreiter in Sachen Digitalisierung“
Laut Daniel Pindur, Managing Partner bei CVC, hat Compugroup eine „beispiellose Erfolgsgeschichte“ geschrieben: „Das Unternehmen gehört zu den echten Vorreitern in Sachen Digitalisierung in Europa.“ Gemeinsam werde man sich auf Investitionen in datenbasierte Produkte konzentrieren. Beraten wird CVC von UBS und Willkie. CVC hatte sich zuvor vorübergehend am familiengeführten Industriegasekonzern Messer beteiligt, um dessen Zukauf von Linde-Konzernteilen mit zu finanzieren.
Wenn die Alteigentümer Kapital brauchen, aber nicht die Mehrheit abgeben wollen, dann begnügt sich Private Equity mit der Minderheit. In diese Kategorie fiel 2023 die 30-%-Beteiligung von BDT Capital, der Holding von „Warren Buffetts Banker“ Byron Trott, an der Stuttgarter Gebäudetechnikfirma Exyte (ehemals M+W Group). Mehrheitseigentümer der Firma, die Halbleiterfabriken plant und baut, blieb die Stumpf-Gruppe des österreichischen Bauunternehmers Georg Stumpf. Ähnlich gelagert, aber mit einer öffentlichen Offerte für die Aktien verbunden waren der Einstieg von KKR beim Bremer Raumfahrt-Familienkonzern OHB oder die 35-%-Beteiligung von KKR am Medienkonzern Springer, der jetzt mit CEO Mathias Döpfner aufgeteilt wird.
Eine spezielle Kategorie ist die Beteiligung von Finanzinvestoren an Konzernteilen wie 2020 die 30% von Advent an der Immobilien-IT-Firma Aareon, die inzwischen ganz TPG gehört. Oder eine Familie holt Private Equity, um ein IPO vorzubereiten, wie Ottobock mit der (wieder abgewickelten) EQT-Beteiligung.
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