Finanzinvestoren

Private Equity schiebt mehr Firmen denn je in Continuation Funds

Finanzinvestoren fällt der Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen schon länger schwer. Unverkaufte Firmen werden immer häufiger in Continuation Funds im eigenen Haus übertragen. Auch deutsche Adressen sind dabei. Das Transaktionsvolumen der Fortführungsvehikel ist auf 75 Mrd. Dollar angeschwollen.

Private Equity schiebt mehr Firmen denn je in Continuation Funds

Private Equity rennt zum Hinterausgang

Jefferies: Volumen der Continuation Funds springt auf 75 Mrd. Dollar – DBAG, Oakley und DPE mit deutschen Firmen dabei

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Aus Sicht der Finanzinvestoren sind es oft die Perlen ihres Portfolios – für Kritiker handelt es sich eher um die Ladenhüter unter den Beteiligungen: Immer mehr unverkaufte Unternehmen aus Fonds, deren Laufzeit nach in der Regel zehn Jahren endet, werden von den Private-Equity-Firmen auf „Continuation Funds“ unter dem eigenen Dach übertragen. Der größte Teil der alten Investoren verabschiedet sich dann von dem Investment, und diejenigen, die aussteigen wollen, werden durch neue Investoren abgelöst. Diese Vorgehensweise hat sich in Zeiten schwieriger Exits zum bedeutendsten Kanal für den Ausstieg neben Verkäufen und Börsengängen entwickelt.

„Das Geschäft mit den Continuation Funds hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufschwung genommen“, sagte Skip Fahrholz der Börsen-Zeitung, der bei der Investmentbank Jefferies von London aus das europäische Geschäft mit den Continuation Vehicles samt einem Team von 15 Beschäftigten leitet. „Im Jahr 2024 fanden circa 13% aller Beteiligungsverkäufe von Finanzinvestoren in der Form eines Continuation Funds statt.“

Volumen der Continuation Funds steigt

Im Jahr 2017 hatte dieser Markt noch ein Volumen von lediglich 14 Mrd. Dollar. „Jetzt ist das Volumen der Continuation Funds im Jahr 2024 um 44% auf 75 Mrd. Dollar gestiegen“, sagt Fahrholz. „Und der Markt wird weiter wachsen. In den Continuation Funds werden oft Trophy Assets im Bestand gehalten, von denen man weitere Wertgewinne erhofft.“

Meist wechseln die Unternehmensbeteiligungen vom alten zum neuen Fonds mit einer Bewertung, die dem Dreifachen des anfangs eingesetzten Eigenkapitals entspricht. Die alten Investoren können dann entweder aussteigen oder ihr Geld in den neuen Fonds weiterrollen. „Im Durchschnitt wählen allerdings nur circa 10% der alten Investoren die Option, ihr Kapital zu rollen. Liquidität ist heiß begehrt, insbesondere wenn hohe Renditen realisiert werden können. 90% der Investoren wählen die Liquidität“, sagte Fahrholz.

Bedeutender Exit-Kanal

Beispiele für Continuation Funds in Deutschland waren zuletzt Vehikel von Deutsche Beteiligungs AG (DBAG), Oakley oder Deutsche Private Equity (DPE), die in Summe mehrere Milliarden Euro auf die Waage bringen. Bei Deutsche Private Equity ging es um die beiden Tech-Beratungen Eraneos und Valantic mit einer Bewertung von zusammen 708 Mill. Euro, die auf einen Continuation Fund übertragen wurden. Die DBAG übertrug ihre Transportlogistikfirma Solvares im Wert von 130 Mill. Euro auf ein Fortführungsvehikel. Der Fonds wurde im Dezember 2024 von einem Lead Investor sowie bestehenden und neuen Investoren kapitalisiert, darunter Five Arrows.

Noch größer war eine entsprechende Transaktion bei Oakley: Der Finanzinvestor übertrug die deutsche Internet-Universität IU Group im Wert von rund 1 Mrd. Euro auf einen Continuation Fund. Und auch der Münchener Finanzinvestor Greenpeak Partners hat sich für einen Continuation Fund mit Harbourvest zusammen getan. Fortgeführt werden dort die Investments in die beiden deutschen Labortestfirmen Academia und Certania – bewertet mit addiert 350 Mill. Euro.

Continuation Funds als Exit-Kanal

„Die Fortführungsvehikel haben sich, neben Verkäufen an Strategen und Börsengängen, als ein wichtiger und attraktiver Exit-Kanal für Finanzinvestoren entwickelt“, betont Jefferies-Banker Fahrholz. Als einzige Investmentbank behandele Jefferies die Fortführungsvehikel als regelrechtes M&A-Geschäft und berate die General Partner entsprechend.

Im Jahr 2024 lag das gesamte Sekundärmarktvolumen des Private-Equity-Marktes bei über 160 Mrd. Dollar und hat sich damit seit 2021 verachtfacht. Vom Secondaries-Volumen entfallen rund 50% auf Limited Partners, die ihre Fondsanteile an andere institutionelle Investoren verkaufen. Die andere Hälfte sind Sekundärtransaktionen, die vom General Partner durchgeführt werden, also zumeist Continuation Funds.

Hoher Kapitalzufluss

„Der Aufschwung liegt daran, dass gute Preise gezahlt werden“, konstatiert Fahrholz. „In den Bereich ist viel Kapital geflossen.“ Die französische Private-Equity-Firma Ardian etwa hat jüngst einen Secondaries-Fonds mit 30 Mrd. Euro Feuerkraft geschlossen. Große Aufkäufer von Secondaries sind zudem Investmenthäuser wie Harbourvest, Lexington oder Coller.

Finanzinvestoren fällt der Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen schon länger schwer. So werden unverkaufte Firmen immer häufiger in Continuation Funds im eigenen Haus übertragen. Auch deutsche Adressen sind dabei. Das Transaktionsvolumen der Fortführungsvehikel ist auf 75 Mrd. Dollar angeschwollen.