Reederei MSC einig mit Hansestadt Hamburg über HHLA-Einstieg
Die Schweizer Reederei MSC will beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA einsteigen. Das freiwillige Übernahmeangebot der MSC sehe die Zahlung von 16,75 Euro in bar je Stückaktie der Aktiengattung A vor, teilte HHLA am Mittwoch mit. MSC hat nach eigenen Angaben mit der Hansestadt Hamburg als größtem Anteilseigner eine verbindliche Vereinbarung getroffen, die die Bedingungen des Übernahmeangebots sowie die gemeinsamen Absichten bei der HHLA regelt. Sofern MSC nach Vollzug des Übernahmeangebots und der Einbringung 100% der A-Aktien hält, werde Hamburg mit 50,1% und MSC mit 49,9% am Grundkapital beteiligt sein.
Der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel betonte in einer Pressekonferenz am Morgen: "Wir müssen die Mehrheit behalten, wir müssen die Mitsprache behalten." MSC-Chef Soren Toft kündigte an, die Zahl der Arbeitsplätze auf über 700 mehr als zu verdoppeln.
Am Dienstag hatte die HHLA-Aktie bei 11,54 Euro geschlossen. Damit lag der Börsenwert bei rund 840 Mill. Euro. Nach Daten von LSEG ist die Hansestadt Hamburg der mit Abstand größte Anteilseigner und hält 69,25% an HHLA. Im Frankfurter Frühhandel lagen die HHLA-Aktien am Morgen gut 40% im Plus.
Auch der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne hatte zuletzt sein Interesse an dem Hamburger Hafenbetrieb geäußert. Er wollte gerne im Schulterschluss mit der Container-Reederei Hapag-Lloyd HHLA übernehmen, hatte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt. Demnach wäre er bereit, rund eine halbe Milliarde Euro für die Aktienmehrheit der HHLA auszugeben und in die Modernisierung der Anlagen zu investieren.
Kühne erwägt Gegenangebot
Kühne erwägt nun ein Gegenangebot. Der angekündigte Einstieg der Schweizer Reederei MSC sei ein Affront gegenüber Hapag-Lloyd als größtem Reederei-Kunden des Hamburger Hafens, sagte Kühne der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nach einem Vorabbericht vom Mittwoch. "Ich kann Hapag-Lloyd nur dringend raten, selbst und sofort ein Übernahmeangebot für 49,9% der HHLA-Aktien abzugeben. Wenn Hapag-Lloyd es nicht tun würde, erwägt meine Kühne Holding AG, es kurzfristig zu tun." Die Kühne Holding hält 30% an Hapag-Lloyd. Der Unternehmer hatte schon zuvor ein Interesse an dem Hamburger Hafenbetrieb geäußert.
Im Mai hatte die Bundesregierung nach zähem Ringen den Einstieg der chinesischen Staatsreederei Cosco in ein Containerterminal der HHLA mit einem Anteil von unter 25% genehmigt. Ursprünglich hatte der chinesische Konzern eine Beteiligung von 35% angestrebt, was das Kabinett aber bereits im Oktober abgelehnt hatte.
Die deutschen Häfen stehen Experten zufolge vor großen Herausforderungen. Die Chefin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Angela Titzrath, fordert von der Bundesregierung massive Hilfen. "Wir müssen in den kommenden Jahren große Summen investieren, um die Häfen zu modernisieren und auszubauen", sagte sie zuletzt der "Süddeutschen Zeitung".