Renault treibt Aufspaltung voran
wü Paris
Sich neu aufstellen, um mit kleineren, spezialisierten Einheiten zusammen mit Partnern schlagkräftiger zu sein, lautet das Ziel von Renault-Chef Luca de Meo. Er hat Dienstag den dritten Teil seines Strategieplans Renaulution vorgestellt. Details, wie es mit der Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi weitergehen soll, blieb er jedoch schuldig. Sehr zur Enttäuschung von Investoren. Deshalb gab die Renault-Aktie Dienstag an der Börse von Paris im Laufe des Tages um zeitweise 2,6% auf 30,85 Euro nach. Im Vergleich zu Konkurrenten ist der französische Automobilkonzern an der Börse deutlich weniger wert. So betrug seine Börsenkapitalisierung zuletzt 9,2 Mrd. Euro, die von Stellantis dagegen 44 Mrd. Euro und die von Volkswagen 53,3 Mrd. Euro.
Um auf eine höhere Bewertung zu kommen, will Renault seine Elektrofahrzeug-Aktivitäten unter dem Projektnamen Ampère abspalten und frühestens im zweiten Halbjahr 2023 an die Börse bringen. Der Autobauer, an dem der französische Staat 15% hält, will das Kapital der neuen Sparte zudem für einen strategischen Partner öffnen, den US-Chipkonzern Qualcomm Technologies. Beide arbeiten zusammen an der Architektur für softwaregesteuerte Fahrzeuge. Renault gab zudem bekannt, auch die Zusammenarbeit mit Google verstärken zu wollen.
Die neue Sparte mit 10000 Beschäftigten soll ihren Sitz in Frankreich haben und 2031 gut 1 Million Elektroautos der Marke Renault produzieren. Wenn sie an die Börse geht, will der Automobilkonzern eine Mehrheit behalten. Laut de Meo gibt es auch Überlegungen, dass Nissan eine Beteiligung von bis zu 15% an der Sparte erhält. Mehr wollte er nicht dazu sagen. Die beiden Partner verhandeln weiter über die Zukunft der Allianz. Zuletzt wurde spekuliert, Renault könnte seinen Anteil an Nissan von 43% auf 15% senken. So viel hält der japanische Konzern an dem französischen Autobauer. Intern soll dieser laut Medien hoffen, dass Ampère auf eine Bewertung von 10 Mrd. Euro kommen wird.
Gleichzeitig will sich Renault mit Geely aus China verbünden, um ein auf Verbrennungsmotoren und Getriebe spezialisiertes Gemeinschaftsunternehmen zu gründen. Beide Partner sollen je 50% daran halten. Die neue Einheit, die auf 17 Werke, 5 Forschungs- und Entwicklungszentren in drei Kontinenten sowie rund 19000 Mitarbeiter kommen soll, soll jedoch „zur rechten Zeit“, so Renault, weiteren Partnern offenstehen. Zuletzt hatten Gerüchte die Runde gemacht, der Autobauer könnte den saudischen Ölriesen Aramco mit an Bord holen. Das Gemeinschaftsunternehmen, das den Projektnamen Horse trägt, soll auf einen Jahresumsatz von 15 Mrd. Euro kommen.
Das Kerngeschäft von Renault und Dacia mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und Hybridantrieben soll in der Einheit namens Power angesiedelt werden. Sie soll auch das Projekt Horse umfassen. Renault geht davon aus, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren und Hybridantrieben bis 2040 noch immer 50% des weltweiten Automobilmarktes ausmachen werden.
Zusätzlich dazu plant Renault drei weitere Einheiten. Dazu gehört die Luxussportwagenmarke Alpine, deren internationale Expansion Renault zusammen mit Vertriebspartnern und Investoren vorantreiben will. Die Mobilitätssparte Mobilize wiederum, zu der auch Carsharing-Angebote gehören, soll rund um die Finanzdienstleistungen aufgebaut werden und zusätzliche Aktivitäten wie Abonnements, Versicherungen und Leasingangebote entwickeln. Eine fünfte Einheit mit dem etwas sperrigen englischen Namen „The Future is Neutral“ soll sich der Kreislaufwirtschaft widmen. Kann sie bereits jetzt Recycling-Lösungen für 50% eines Fahrzeuges bieten, sollen es bis 2030 rund 90% sein. Sie soll ebenfalls externen Aktionären offenstehen.
Renault-Chef de Meo hob jetzt auch die mittelfristigen Prognosen an. So will der Automobilkonzern seine operative Marge bis 2025 auf mehr als 8%, bis 2030 auf mehr als 10% steigern. In diesem Jahr soll sie höher als 5% ausfallen. Der freie Bargeldmittelzufluss wiederum soll im Zeitraum 2023 bis 2025 im Schnitt mehr als 2 Mrd. Euro pro Jahr betragen, 2026 bis 2030 mehr als 3 Mrd. Euro. Renault will zudem ab 2023 wieder eine Dividende zahlen. Die Ausschüttungsrate soll progressiv angehoben werden und mittelfristig bis zu 35% des Nettoergebnisses ausmachen.
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