Renault und Stellantis setzen auf Kostensenkungen
Autobauer wollen Kosten senken
Renault ist so rentabel wie nie zuvor, während Stellantis neues Rekordergebnis präsentiert
wü Paris
Renault und Stellantis präsentieren sich in Top-Form, rechnen jedoch wegen dem Preiskrieg und der großen chinesischen Konkurrenz bei E-Fahrzeugen sowie wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten mit mehr Turbulenzen im laufenden Jahr. Beide Automobilkonzerne halten deshalb weitere Kostensenkungen für erforderlich.
"Kostenreduzierungen sind unsere Obsession", erklärte Renault-Chef Luca de Meo. Er will sie in diesem Jahr beschleunigen und deshalb die Produktionskosten bei Autos mit Verbrennungsmotoren bis 2027 um 30% senken, bei E-Fahrzeugen um 50%. Das soll mit zu dem Ziel der Elektrofahrzeug-Sparte Ampère beitragen, die Kosten der zweiten Generation von E-Autos des C-Segments im Vergleich zur ersten ab 2027 um 40% zu senken.
Noch sind E-Autos nach Angaben von Stellantis-Finanzchefin Nathalie Knight weniger rentabel als solche mit Verbrennungsmotoren, was sich auf die Margen auswirkt. Letztes Jahr hat die Opel-Mutter 21% mehr E-Fahrzeuge verkauft. Wenn er auf kurzfristige Erfolge setzen würde, könnte er die Verkäufe von E-Fahrzeuge sofort weiter steigern, in dem er die Margen sausen lasse, sagte Stellantis-Chef Carlos Tavares.
Das kommt für ihn jedoch nicht in Frage, denn er hat für das laufende Jahr erneut eine zweistellige Marge in Aussicht gestellt, nachdem die bereinigte operative Marge 2023 von 13,4% auf 12,8% gesunken ist. Das entspricht allerdings noch immer einem Niveau, das eigentlich bei Premiumherstellern und nicht bei Massenherstellern wie Stellantis zu finden ist.
Das zeigen auch die Ergebnisse von Renault. Der französische Autobauer konnte seine Marge letztes Jahr von 5,5% auf 7,9% steigern und damit nach Angaben von Finanzchef Thierry Piéton einen neuen Rekordwert erreichen, genau wie die operative Marge der Automobilaktivitäten des Konzerns, die sich auf 6,3% verbesserten. Der freie Bargeldmittelzufluss erhöhte sich um 905 Mill. Euro auf 3 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr peilt Renault eine operative Marge von mindestens 7,5% sowie einen Free Cash Flow von mindestens 2,5 Mrd. Euro an.
Mit beiden Kennwerten ist Renault noch weit von dem Niveau der Opel-Mutter Stellantis entfernt. Sie konnte ihren industriellen Free Cash Flow letztes Jahr um 19% auf 12,9 Mrd. Euro steigern. Ihr Umsatz legte 6% auf 189,5 Mrd. Euro zu, der von Renault 13% auf 52,4 Mrd. Euro. Die aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler entstandene Stellantis-Gruppe hat 2023 in Nordamerika, ihrem größten Markt, in der zweiten Jahreshälfte unter Streiks gelitten.
Sie konnte ihr Netto-Ergebnis dennoch um 11% auf 18,6 Mrd. Euro steigern und damit einen neuen Rekord einfahren. Renault wiederum kehrte mit einem Nettogewinn von 2,2 Mrd. Euro in die schwarzen Zahlen zurück, nachdem der Verkauf von Avtovaz aus Russland 2022 für einen Verlust von 354 Mill. Euro gesorgt hatte.
Sowohl Stellantis als auch Renault wollen nun ihre Aktionäre verwöhnen. So will die Opel-Mutter für 3 Mrd. Euro zurückkaufen und ihre Dividende um rund 16% auf 1,55 Euro je Aktie steigern. Renault wiederum will die Aktie von 0,25 Euro auf 1,85 Euro erhöhen. Das ist mehr, als Analysten erwartet hatten.
Beide Autobauer erteilten bei der Vorstellung ihrer Bilanzen jüngst in italienischen Medien aufgekommenen Spekulationen, sie könnten fusionieren, eine Absage. Stellantis führe derzeit keine Gespräche über eine größere Fusion, schon gar nicht mit Renault, sagte Konzernchef Tavares dem "Figaro". In Zeiten des Umbruchs wie jetzt sei es besser, agil zu sein.