Rivian plant weltweit größtes Elektroauto-IPO
cru Frankfurt – Beim IPO von Rivian soll das Elektroauto-Start-up, das noch Verlust macht, am oberen Ende der Preisspanne einen Marktwert von bis zu 53 Mrd. Dollar erreichen – doppelt so hoch wie noch zu Jahresbeginn. Rivian plant, 135 Millionen Aktien zu einem Preis von 57 bis 62 Dollar pro Stück zu verkaufen, wie aus der IPO-Anmeldung hervorgeht, die jetzt bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC eingereicht wurde. Unter Berücksichtigung der Aktienoptionen für Mitarbeiter und „Restricted Stock Units“ – Aktien, die erst nach Erfüllung bestimmter Voraussetzungen geschaffen und übertragen werden, – läge der Wert des Unternehmens sogar bei 60 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Bei der Finanzierungsrunde im Januar von 2,65 Mrd. Dollar wurde Rivian laut Bloomberg noch mit 27,6 Mrd. Dollar bewertet.
Das IPO würde auch den Börsengang des chinesischen Rivalen Xpeng im Juni in den Schatten stellen und wäre gemessen am geplanten Emissionserlös das bisher weltweit größte Elektroauto-IPO. Xpeng hatte in Hongkong mehr als 16 Mrd. Hongkong-Dollar (2 Mrd. Dollar) einschließlich der Greenshoe-Aktien eingenommen. Der globale Elektroauto-Marktführer Tesla mit einem aktuellen Börsenwert von 1,2 Bill. Dollar nahm bei seinem Börsengang im Jahr 2010 nur 260 Mill. Dollar ein. Auch die Konkurrenten Faraday Future und Lucid hatten bei ihren Börsengängen per Spac-Fusion nur 1 Mrd. Dollar bzw. 4,4 Mrd. Dollar frisches Kapital eingesammelt.
T. Rowe Price mit im Boot
Rivian hat etliche Ankerinvestoren angezogen, die Interesse am Kauf von Aktien im Wert von bis zu 5 Mrd. Dollar bekundet haben, wie aus den SEC-Unterlagen hervorgeht. Am IPO beteiligen sich sowohl bestehende als auch neue Investoren, darunter Amazon, T. Rowe Price, Coatue, Franklin Templeton, Capital Research Global, D1 Capital, Third Point, Blackstone, Dragoneer und Soros Funds. Als Rivian im August bei der SEC die Absicht für das IPO erstmals ankündigte, strebte das im kalifornischen Irvine ansässige Unternehmen eine Bewertung von 80 Mrd. Dollar an.
Die IPO-Pläne kommen zu einer Zeit, in der fast alle Elektroautohersteller expandieren und nach einem größeren Anteil am wachsenden Markt streben. Mit 10,5 Mrd. Dollar aus mehreren Finanzierungsrunden, die von Geldgebern wie Amazon, T. Rowe Price und Ford aufgebracht wurden, sowie einer etablierten Fabrik in Illinois und Tausenden von Reservierungen für den Pritschenwagen (Pick-up) „R1T“ und das SUV „R1S“ gehört Rivian zur wachsenden Zahl von Tesla-Konkurrenten.
55000 Vorbestellungen
Wie der Autovermieter Hertz bei Tesla einkaufen will, so hat die 2009 gegründete Rivian lukrative Großaufträge für Amazon-Lieferwagen in der Tasche. Ende Oktober 2021 lagen Rivian unverbindliche Vorbestellungen für etwa 55400 R1T und R1S in den USA und Kanada vor. Der Verkauf des ersten Modells, des R1T, begann im September. Das Unternehmen wies darauf hin, dass sich die für Dezember geplanten Verkäufe verzögern könnten.
Bis Ende Oktober hat Rivian 180 R1T produziert und 156 von ihnen ausgeliefert, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Beabsichtigt wird, bis Ende 2021 etwa 1200 R1T und 25 R1S zu produzieren und etwa 1000 R1T und 15 R1S auszuliefern. Rivian verzeichnete im ersten Halbjahr 2021 einen Nettoverlust von 994 Mill. Dollar, verglichen mit einem Defizit von 377 Mill. Dollar ein Jahr zuvor. Das Unternehmen rechnet mit einem Netto-Quartalsverlust von bis zu 1,28 Mrd. Dollar aufgrund von Kosten im Zusammenhang mit dem Produktionsstart des R1T.
Rivian plant die Zuteilung von bis zu 7% ihrer Aktien an US-Kunden, die zum 30. September Vorbestellungen hatten. Um Kleinanleger anzuziehen, werden bis zu 0,5% der IPO-Aktien der Online-Brokerage-Plattform von Sofi Securities zugeteilt. Es wird erwartet, dass der Gründer und Vorstandsvorsitzende R.J. Scaringe durch eine Aktienklasse, die ihm zehn Stimmen pro Aktie gibt, einen übergroßen Einfluss auf Rivian behält, verglichen mit einer Stimme pro Aktie, die im Rahmen des Börsengangs verkauft wird.
Begleitet wird das IPO am Nasdaq Global Select Market von insgesamt 20 Banken, darunter federführend Morgan Stanley, Goldman Sachs und J.P. Morgan.