Vorsprung auf ProSiebenSat.1

Fußball-EM bringt RTL Marktanteile

RTL hat zwölf Spiele der Fußball-EM gezeigt und baut im deutschen TV-Zuschauermarkt den Vorsprung auf den Konkurrenten ProSiebenSat.1 aus. Im Streaminggeschäft steigern beide die Zahl der Nutzer. Geld verdienen sie damit aber noch nicht.

Fußball-EM bringt RTL Marktanteile

Fußball-EM bringt RTL Marktanteile

Ergebnis sinkt dennoch im ersten Halbjahr – TV-Werbeerlöse erholen sich auf niedrigem Niveau

jh München

RTL hat zwölf Spiele der Fußball-EM gezeigt und baut im deutschen TV-Zuschauermarkt den Vorsprung auf den Konkurrenten ProSiebenSat.1 aus. Im Streaminggeschäft steigern beide die Zahl der Nutzer. Geld verdienen sie damit aber noch nicht. Die TV-Werbeumsätze steigen im Halbjahr nur dank des Zuwachses im ersten Quartal.

Die Übertragung von Spielen der Fußball-Europameisterschaft hat RTL einen höheren Marktanteil im deutschen Fernsehen gebracht, das Ergebnis jedoch belastet. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe bezifferte in einer Telefonkonferenz die höheren Programmkosten für Sportrechte wegen der EM auf 50 Mill. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebita) ging im ersten Halbjahr auf 172 (i.V. 181) Mill. Euro zurück, RTL Deutschland trug 23 (16) Mill. Euro bei. Der Umsatz der Gruppe stieg um 1,8% auf 2,9 Mrd. Euro.

Der Sender RTL war vermutlich dank der Fußball-Übertragungen der einzige im deutschen Privatfernsehen, der seinen Zuschauer-Marktanteil gesteigert hat. 10,4% in den ersten sechs Monaten bedeuteten eine Zunahme um 0,6 Punkte in der Gruppe der 14 bis 59 Jahre alten Zuschauer. Die gesamte Senderfamilie von RTL Deutschland erzielte einen Marktanteil von 27,4%. Das waren 0,2 Punkte weniger als ein Jahr zuvor, der Vorsprung auf die Sender von ProSiebenSat.1 erhöhte sich jedoch von 5,8 Prozentpunkte auf 7,6, wie RTL mitteilt.

Zwölf EM-Spiele gezeigt

RTL hatte von den 51 Spielen der EM zwölf (ohne deutsche Beteiligung) im Free-TV und auf der Streamingplattform RTL+ gezeigt. Eine dieser zwölf Partien fand nach dem Stichtag fürs erste Halbjahr statt: das Viertelfinale zwischen den Niederlanden und der Türkei am 6. Juli.

Trotz der EM-Spiele blieben die TV-Werbeerlöse von RTL (in Deutschland und Frankreich) im zweiten Quartal auf dem Vorjahresniveau. Damit schnitt RTL nicht besser ab als ProSiebenSat.1 (in Deutschland, Österreich und der Schweiz). Im ersten Quartal dieses Jahres hatte RTL den TV-Werbeumsatz um 10% gesteigert, der Konkurrent in Unterföhring bei München um 5%.

Leichte Erholung

RTL-Chef Rabe schätzt, dass die deutsche Fernsehreklame insgesamt in der ersten Hälfte dieses Jahres um 2,5 bis 3,5% gewachsen ist. Fürs gesamte Jahr rechnet er mit rund 2%. „Wobei wir etwas stärker wachsen werden als der Markt, wie es in der ersten Hälfte bereits der Fall war“, sagte Rabe. Auf Nachfrage wies er darauf hin, dass es sich nach dem Rückgang um 20% im vergangenen Jahr um eine leichte Erholung von einer niedrigen Basis handelt. „Entscheidend für das Gesamtjahr wird das vierte Quartal sein, wie immer“, fügte Rabe hinzu. Grund für den üblichen Schlussspurt ist das Weihnachtsgeschäft.

Streaming wächst stark

Beide privaten Sendergruppen bauen ihr Streaminggeschäft weiter aus, verfolgen aber unterschiedliche Ansätze: Für RTL+ müssen Nutzer zahlen, der Zugang zur Plattform Joyn von ProSiebenSat.1 ist kostenlos. „Das Wachstum ist ungebrochen“, sagte Rabe. Zur Jahresmitte hatte der deutsche Streamingdienst von RTL knapp 5,6 Millionen zahlende Kunden. Das waren 1,1 Millionen sowie rund 25% mehr als zwölf Monate zuvor.

Rabe begründete dieses Wachstum mit einem attraktiven Angebot und einer „deutlich geringeren Kündigungsrate“. Zudem erwähnte er, dass RTL wie andere Streamingdienste die Preise erhöht habe. Auch zahle sich die Partnerschaft mit der Deutschen Telekom aus.

Beide mit Verlust

ProSiebenSat.1 weist ebenfalls auf die – in diesem Jahr geschlossenen – Distributionsverträge mit der Telekom und dem Bezahlfernsehsender Sky hin, der auch Partner von RTL ist. Im zweiten Quartal erreichte Joyn nach Angaben von ProSiebenSat.1 gut 7 Millionen monatliche Videonutzer. Das sei ein Zuwachs von rund 2,5 Millionen beziehungsweise 56% im Vergleich mit dem Vorjahresquartal.

Im Streaminggeschäft will RTL von 2026 an einen Gewinn erzielen. Einen Zeitplan für die Profitabilität von Joyn nennt der Vorstand von ProSiebenSat.1 nicht mehr.

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