Ryanair-CEO kritisiert „übertriebenen“ Pessimismus
hip London
Ryanair-Chef Michael O’Leary erwartet, dass der irische Billigflieger in einer Rezession stark wachsen wird. „Die Sorgen über die Auswirkungen von Rezession und steigender Verbraucherpreisinflation auf das Geschäftsmodell von Ryanair waren in den vergangenen Monaten stark übertrieben“, sagte er bei der Bekanntgabe der Zahlen für das Ende September abgelaufene erste Halbjahr 2022/23. „Die Verbraucher werden nicht aufhören zu fliegen, stattdessen werden sie preisbewusster“, sagte er. Wie bei Aldi, Lidl, Ikea und anderen Preisführern zeige die starke Erholung des Geschäfts nach der Pandemie, dass über den Preis Marktanteile gewonnen werden können. Die meisten EU-Wettbewerber hätten ihre Kapazitäten für den Winter um bis zu ein Fünftel zurückgefahren. Ryanair werde dagegen 10 % mehr Sitze anbieten als vor der Pandemie. Das Management rechnet nun damit, im bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 168 Millionen Passagiere zu befördern. Zuvor war es von 1,5 Millionen weniger ausgegangen.
Die Geschäftszahlen für das zweite Quartal entsprachen alles in allem den Markterwartungen. Der Umsatz verdoppelte sich auf 4,0 (1,8) Mrd. Euro. Das Nettoergebnis verfünffachte sich nahezu – von 225 Mill. auf 1,1 Mrd. Euro. Auf bereinigter Basis waren es 1,2 Mrd. Euro, was ziemlich genau dem Schnitt der Analystenschätzungen entsprach.
Allerdings bewegt sich die für das Nettoergebnis im Gesamtjahr genannte Spanne von 1,0 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro allem Optimismus von O’Leary zum Trotz unter den 1,3 Mrd. Euro, die Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten. Angesichts der großen Wahrscheinlichkeit eines jahreszeitlich bedingten Verlusts im Winter wird es wohl unter dem Halbjahreswert von bereinigt 1,4 Mrd. Euro liegen. „Für den Rest des Geschäftsjahres bleibt die Erholung fragil und könnte durch neue Covid-Varianten oder negative geopolitische Ereignisse wie in der Ukraine beeinträchtigt werden“, heißt es im Halbjahresbericht.
Nettoverschuldung sinkt
Ryanair verfügt nach wie vor über eine starke Bilanz. Die Nettoverschuldung wurde in den sechs Monaten von 1,5 Mrd. auf 0,5 Mrd. Euro gedrückt. Die Lufthansa-Rivalin verfügt über Liquidität im Volumen von 4,6 Mrd. Euro. Mehr als 90 % der Flugzeuge sind nicht beliehen. Mit der Belegschaft wurden während der Pandemie Lohnverzichtsvereinbarungen geschlossen, was den Mitarbeitern Jobsicherheit verschaffte und der Airline einen guten Start, als sich der Flugreiseverkehr zu erholen begann. Seit dem Frühjahr wird mit den Gewerkschaften über eine beschleunigte Wiederherstellung der früheren Gehälter verhandelt. Vergangenen Monat einigte sich das Unternehmen mit dem Kabinenpersonal, das von der Gewerkschaft Unite vertreten wird. Bestandteile des Deals waren ein „wettbewerbsfähiges“ Gehalt und die Regelung, nach fünf Tagen Arbeit drei Tage frei zu bekommen. Für mehr als 90 % der Piloten und des Kabinenpersonals gebe es inzwischen langfristige Vereinbarungen, teilte Ryanair mit.
Ende Oktober drohte O’Leary damit, den Sitz in Irland aufzugeben, sollte dort die linkspopulistische Partei Sinn Féin an die Macht kommen und am für Unternehmen vorteilhaften Steuerregime schrauben. „Wir könnten uns überlegen, die Zentrale aus Irland weg zu verlegen“, wurde O’Leary vom „Telegraph“ zitiert. „Wenn eine Sinn-Féin-Regierung an der Körperschaftsteuer herumbastelt, ja, dann würden wir abziehen. Wir hätten keinerlei Probleme zu gehen.“ Wenn die Partei den Spitzensteuersatz erhöhe, würden die Menschen „in Scharen aus dem Land flüchten“. Bis zu den nächsten Unterhauswahlen auf der Grünen Insel ist es allerdings noch eine Weile hin. Sie müssen bis März 2025 stattfinden.
Wertberichtigt Seite 2
Ryanair | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr* | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 6 616 | 2 155 |
Treibstoffkosten | 2 300 | 713 |
Personalkosten | 584 | 303 |
Wartungskosten | 200 | 118 |
Vorsteuerergebnis | 1 423 | −100 |
Nettoergebnis | 1 263 | −48 |
Gewinn pro Aktie (Cent) | 111 | −4 |
Operativer Cashflow | 1 757 | 1 040 |
Liquide Mittel | 1 724 | 4 118 |
Nettoverschuldung | 546 | 1 450 |
*) jeweils per 30.9.Börsen-Zeitung |