Sam Altman zündet den Turbo für ChatGPT
OpenAI/ChatGPT hat auf ihrem ersten "developer day" am Montagabend ein Feuerwerk an neuen Features bekannt gegeben. So gibt es jetzt die Fortentwicklung GPT-4 Turbo, die ein größeres Volumen an Worten und Bildern verarbeiten kann. Die Bepreisung sieht so aus: 0,01 Dollar pro 1.000 Worte Texteingabe, 0,03 Dollar pro 1.000 Worte Textausgabe. Rund 100.000 Worte können in das sogenannte "context window" gegeben werden, was eine Vervierfachung ist gegenüber der Vorgängerversion. Der Cut-Off für die Datenerfassung ist jetzt April 2023 gegenüber September 2021 – allein das ist ein Quantensprung für die Verwendbarkeit.
Schon 100 Millionen Nutzer
Aus kommerzieller Sicht konnte OpenAI-Chef Sam Altman verkünden, dass man die Marke von 100 Millionen wöchentlicher Nutzer erreicht habe. Das heißt, es findet eine unglaublich schnelle Adaption statt, die sich sogar noch beschleunigen dürfte. Denn auch die Zahl der freien Entwickler von bislang zwei Millionen dürfte rasant steigen, eröffnen sich ihnen mit all den Neuerungen doch erhebliche kommerzielle Chancen.
Kernpunkt dafür ist die Schaffung eines App Stores ab Ende November (zunächst begrenzt auf "verified creators") und dass Nutzer ihre eigenen GPT-Versionen bauen können – allein über die Prompts, also Sprachbefehle, und ohne eigene Coding-Kenntnisse. Auch Unternehmenskunden könnten nun für die interne Verwendung eigene GPTs bauen – einige Banken haben solche Projekte schon aufgesetzt.
Auch der Text-zu-Bild-Dienst DALL-E 3 API erhält mehr Formate. Die Bepreisung wurde auf 0,04 Dollar pro verarbeitetes Bild festgelegt. Auch die Text-zu-Audio-API hat ein Update erhalten, 0,015 Dollar pro Input werden fällig.
Sam Altman zeigte im Rahmen seines Vortrages eine Demo, wie die Dialogsteuerung unter Einbindung einer zusätzlichen Datenquelle funktioniert. Passend zum Publikum und seiner eigenen Vita als Alumno des Y Combinator kreierte er live einen Bot, der Gründer beraten soll, wie sie ihr Start-up verbessern können. Dazu machte er den Upload eines eigenen Vortrages (augenscheinlich als PDF-Datei) zu dem Thema und forderte das System zu stringenter Ausführung auf. Innerhalb von vier Minuten war seine Arbeit für diese Basisversion beendet.
Zusätzliche Einnahmen
Mit dem App Store als Vertriebsplattform, der von den als "agents" bezeichneten Entwicklern befüllt wird, dürfte OpenAI seine Einnahmen erheblich steigern können. Dem Start-up-Berater Greg Isenberg zufolge beträgt die durchschnittliche App-Entwicklungszeit für den ChatGPT Store lediglich 16 Minuten, während es bei Shopify vier Monate und bei Apple sechs Monate sind. Das illustriert, mit welchem Tempo die Skalierung mit den GPTs erfolgen kann. Die vergleichbare Dimensionierung sieht so aus: Im Shopify Store befinden sich 33.000 Apps, die dem Bertreiber jährliche Erlöse von 561 Mill. Dollar bringen. Bei Apple sind es 1,8 Millionen Apps, die von 2008 bis 2002 kumulierte Einnahmen von 320 Mrd. Dollar brachten.
Altman kündigte an, dass es für die besten GPTs eine Umsatzbeteiligung von OpenAI geben werde. Später könne man auch über Abogebühren für einzelne GPTs nachdenken. Dass man nur verifizierte Entwickler in den App Store aufnehmen will, geschieht wohl in der Absicht, dass OpenAI Scam-Modelle fernhalten will – sprich, es soll kein nutzloser oder betrügerischer Müll auf die Plattform kommen. Experten weisen aber auch darauf hin, dass OpenAI in einen Konflikt mit Apple kommen könnte, wenn deren App-Mautstelle umgangen werde.
Mit der verstärkten KI-Nutzung müssen auch die Cloud-Computing-Kapazitäten wachsen. OpenAI-Partner und Miteigentümer Microsoft wächst in der Azure-Sparte jetzt schon deutlich schneller als Google. Bei Amazon dürfte das AWS-Wachstum anziehen, da große Verträge ab Oktober laufen. Microsoft hatte im Januar erklärt, über mehrere Jahre 10 Mrd. Dollar in OpenAI zu investieren; im Zuge des Deals werden bevorzugte Cloud-Dienste bereitgestellt. Bei Aktientransaktionen Ende Oktober soll OpenAI mit 80 bis 90 Mrd. Dollar bewertet worden sein.