Quartalszahlen beflügeln Aktienkurs

SAP räumt Anflug von Zweifel wieder aus

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat sehr gute Quartalszahlen vorgelegt. Die Aktie beflügelt das regelrecht. Vorab gab es auch skeptische Stimmen.

SAP räumt Anflug von Zweifel wieder aus

SAP räumt Anflug von Zweifel wieder aus

Dax-Schwergewicht startet mit starken Zahlen ins Jahr und bestätigt Prognose trotz Ungewissheiten – Aktienkurs hebt ab

knd Frankfurt

Auch wenn die Quartalszahlen von Deutschlands größtem Softwarekonzern SAP positiv überrascht haben, geht es in der Analystenkonferenz am späten Dienstagabend zunächst um eins: Sicherheit. Was könne SAP-Chef Christian Klein mitgeben, um das Vertrauen in die Prognose zu untermauern? Denn mit Blick auf die weltwirtschaftliche Lage und das von Donald Trump losgetretene Zollchaos hatten Analysten in den vergangenen Tagen auch Zweifel angemeldet. Teilweise hatten es Experten sogar als „naiv“ bezeichnet, zu glauben, dass SAP gegen jegliche Entwicklungen immun sei. Denn wenn Kunden betroffen seien, sich deren wirtschaftliche Lage verschlechtere, könne das an SAP nicht komplett spurlos vorbeigehen.

Klein beginnt auf die Frage hin von seinen Reisen zu erzählen, die er kürzlich gemacht hat, um mit Kunden zu sprechen – in die USA, den wichtigsten Markt für SAP, nach Australien und auch nach Korea. Und in diesen Gesprächen sei es vor allem auch darum gegangen, wie SAP angesichts aller Eventualitäten und Unsicherheiten helfen könne, Resilienz in der Lieferkette zu schaffen oder wie SAP beim Umgang mit den Zöllen unterstützen könne. Dazu wolle man mit der neuen Business Data Cloud Simulationen durchführen und die Planungen an die neue Marktrealität anpassen. Diese ganzen Gespräche hätten ihm Zuversicht gegeben, berichtet Klein.

Neue Zeiten

Aber natürlich seien auch die Kosten ein Thema: Daher versuche SAP, das Angebot für die Kunden kosteneffizienter zu gestalten. „Es sind definitiv nicht mehr die Zeiten, in denen man mit einem Projekt über mehrere Hundert Millionen Dollar zu einem Kunden gehen kann, ohne auch einen sofort sichtbaren Nutzen im Business Case nachzuweisen“, erklärt Klein in der Konferenz.

Der Firmenchef verweist auf die Pipeline für das laufende Jahr – auch hier gebe es bislang, auch im April, keinen Grund zur Sorge. Allerdings muss er trotz aller Zuversicht zugeben, dass SAP natürlich auch keine Glaskugel habe. Nach der Skepsis im Vorfeld reagieren Analysten überaus erleichtert: SAP's Widerstandsfähigkeit beeindrucke „selbst bei höchster makroökonomischer Unsicherheit“, schreibt Gianmarco Conti, Analyst der Deutschen Bank. Eine strikte Kostendisziplin und zusätzliche Kostenhebel, die das Management im Falle einer weiteren Verschlechterung der Konjunkturlage bereithalte, sicherten die Profitabilität des Unternehmens. Der nächste Impulsgeber sei die Sapphire-Veranstaltung im Mai in Florida, bei der das Unternehmen voraussichtlich neue mittelfristige Ziele bekannt geben werde, so Conti.

Lob kommt auch von Bank of America: Die ersten Monate des Jahres hätten gezeigt, wie sturmfest das Geschäftsmodell der Walldorfer sei. Der wichtigste Frühindikator Current Cloud Backlog, also die vertraglich zugesicherten Clouderlöse, überraschten ebenfalls positiv. Und Chandramouli Sriraman von Stifel schreibt: Das starke erste Quartal überschatte die düstere Makrolage.

SAP bleibt Nummer 1

Auch am Aktienkurs zeigte sich am Mittwoch die Erleichterung. Nachdem das Papier von SAP seit seinem Hoch im Februar bis Dienstag mehr als 20% verloren hatte, ging es am Mittwoch steil bergauf. Mit einem Plus von knapp 10% nach Handelsstart war SAP der Gewinner im Dax. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei etwa 295 Mrd. Euro. Damit bleibt SAP der wertvollste Konzern in Europa. Zwar ist das Hoch von Februar von rund 280 Euro immer noch ein Stück entfernt, aber nicht mehr ganz so weit. Am Mittwoch kostete das Papier immerhin wieder rund 240 Euro. Damit pendelt der Kurs ungefähr um den Wert zu Jahresbeginn.

Nur wenige andere Unternehmen in diesem Sektor könnten im Cloud- und Softwarebereich mit dem Wachstum der Walldorfer mithalten, kommentiert Analyst Charles Brennan vom Investmenthaus Jefferies. Insgesamt stiegen die Umsätze im ersten Quartal um 12% (währungsbereinigt 11%) auf gut 9 Mrd. Euro. Die Clouderlöse kletterten um 27% (währungsbereinigt um 26%) auf 4,99 Mrd. Euro. Beide Zahlen lagen leicht unter den Erwartungen der Analysten. Auch der Current Cloud Backlog entwickelte sich sehr positiv. Hier konnte SAP ein Plus von 28% (währungsbereinigt 29%) verbuchen. Positiv überrascht hat vor allem das operative Ergebnis, das sich (Non-IFRS) um 60% auf 2,46 Mrd. Euro erhöhte. Im vergangenen Jahr belasteten milliardenschwere Kosten für Abfindungsprogramme die Bilanz.  „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und profitieren jetzt davon“, kommentiert Klein die Ergebnisse.

Seine Prognose, die allerdings ohne Berücksichtigung der Wechselkurse gegeben wird, bestätigte der Konzern für 2025. Das 2024 angekündigte Restrukturierungsprogramm sei im ersten Quartal planmäßig abgeschlossen worden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3,2 Mrd. Euro. Die Restrukturierungszahlungen lagen 2024 bei 2,5 Mrd. Euro, im ersten Quartal waren es gerade noch 300 Mill. Euro.

SAP blickt auf ein erfolgreiches erstes Jahresviertel zurück und sieht sich für die kommenden Monate gut aufgestellt. Analysten bezeichnen das Geschäftsmodell der Walldorfer als „sturmfest“. Vorab hatte es einige Experten gegeben, die sich angesichts der weltpolitischen Lage auch skeptisch geäußert hatten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.