SAP überrascht mit Prognoseerhöhung
SAP überrascht mit Prognoseerhöhung
Anhaltend starke Clouderlöse treiben Geschäftsentwicklung – Management hebt Ziele für 2024 an
Eine starke Geschäftsentwicklung im dritten Quartal verleiht dem Dax-Schwergewicht SAP Rückenwind für das Gesamtjahr. Der Walldorfer Softwarekonzern hat überraschend die Prognose angehoben. Cloud- und Softwareerlöse, Betriebsergebnis und Free Cashflow sollen 2024 nun höher ausfallen als bislang prognostiziert.
sar Frankfurt
Analysten hatten sich im Vorfeld auf ein Quartal im Rahmen der Erwartungen eingestellt, doch SAP hat den Kapitalmarkt mit seinen Zahlen für das dritte Quartal überrascht. Die am späten Montagabend präsentierten Ergebnisse lagen in einigen Bereichen deutlich über den Konsenserwartungen der Analysten. Beim Betriebsergebnis lagen die Walldorfer mit rund 2,2 Mrd. Euro um etwa 10% über den Konsensschätzungen der Analysten. Die Aktie legte am Dienstagvormittag zeitweise mehr als 5% zu und notierte bei über 222 Euro, bevor sie zum Mittag hin wieder etwas einbüßte.
Für den Zeitraum von Juli bis September vermeldete SAP Umsatzerlöse von 8,47 Mrd. Euro, ein Plus von 9% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei legten die Clouderlöse um 25% zu, sie stehen mittlerweile für einen Erlösanteil von 4,35 Mrd. Euro. „SAP hat sehr saubere und überzeugende Zahlen geliefert“, kommentiert Union Investment. Dies schreibt der Fondsmanager auch CFO Dominik Asam zu: „Der neue Finanzvorstand stellt SAP dynamischer und flexibler auf, was auch schon in den Zahlen ersichtlicher ist.“
Analysten halten Prognose für konservativ
Das Investmenthaus Jefferies bezeichnete die Ergebnisse als „besser als erwartet“. Selbst die angehobene Prognose für 2024 schätzen die Analysten in manchen Punkten noch als konservativ ein. So hat der Konzern die Erwartungen an den freien Cashflow auf 3,5 bis 4 Mrd. Euro (zuvor rund 3,5 Mrd. Euro) angehoben. Nach neun Monaten stehen bereits gut 5 Mrd. Euro in den Büchern. Die Prognose lässt damit Spielraum für einen Mittelabfluss im vierten Quartal.
Absehbare Belastungen kommen durch das laufende Restrukturierungsprogramm. In den ersten neun Monaten hat SAP Restrukturierungskosten über 2,8 Mrd. Euro erfasst, insgesamt dürften die Kosten bei 3 Mrd. Euro liegen. An Restrukturierungszahlungen flossen im Jahresverlauf rund 800 Mill. Euro. Die Auszahlungen in Verbindung mit dem Programm veranschlagt SAP insgesamt auf etwa 3 Mrd. Euro, ein Betrag im mittleren dreistelligen Millionenbereich werde voraussichtlich 2025 anfallen.
SAP-Management will Jahresende abwarten
Der Current Cloud Backlog, in den vertraglich zugesicherte Clouderlöse für die folgenden zwölf Monate einfließen, legte wie auch im Vorquartal währungsbereinigt um 29% zu. Davon entfällt 1 Prozentpunkt auf den im September abgeschlossenen Zukauf von Walk Me.
Für das Gesamtjahr rechnet das SAP-Management nun mit währungsbereinigten Cloud- und Softwareerlösen zwischen 29,5 Mrd. und 29,8 Mrd. Euro (zuvor 29 Mrd. bis 29,5 Mrd. Euro). Das bereinigte Betriebsergebnis soll zwischen 7,8 Mrd. und 8,0 Mrd. Euro liegen (zuvor 7,6 Mrd. bis 7,9 Mrd. Euro). Entscheidend für das Erreichen der Prognose sei das vierte Quartal, betonten CEO Christian Klein und CFO Asam bei der Präsentation der Zahlen mehrfach.
Vorstandsposten noch vakant
Das vierte ist traditionell das stärkste Quartal im Jahresverlauf der SAP, das makroökonomische Umfeld ist jedoch derzeit schwierig. Zur Prognose für 2025 will das Management sich im Januar äußern. Handlungsbedarf besteht weiterhin beim zuletzt deutlich geschrumpften Vorstand. Seit dem Frühjahr haben zunächst Marketingchefin Julia White und Vertriebsvorstand Scott Russell ihre Verträge nicht verlängert, kurz darauf folgte der abrupte Abgang von Technologievorstand Jürgen Müller. Während SAP die Zuständigkeit für Marketingthemen auf andere Bereiche verteilt hat, liegen die Vertriebs- und Technologiethemen interimistisch bei CEO Klein.