Schaeffler streicht 4.700 Stellen in Europa
Schaeffler streicht 4.700 Stellen in Europa
Auto- und Industriezulieferer reagiert auf schwache Konjunktur und harten Wettbewerb
jh München
In der Automobilbranche reißen die Nachrichten von Plänen für den Abbau von Arbeitsplätzen und der Notwendigkeit, Kosten zu senken, nicht ab. Am Dienstag kamen solche Ankündigungen vom deutschen Auto- und Industriezulieferer Schaeffler sowie vom französischen Reifenhersteller Michelin. Schaeffler teilt mit, in Europa 4.700 Stellen zu streichen, davon 2.800 an zehn Standorten in Deutschland. Das ist die Bruttozahl, da das Unternehmen mit Verlagerungen den Abbau auf 3.700 Stellen verringern will. Die Pläne sollen überwiegend von 2025 bis 2027 realisiert werden.
„Hiermit reagiert das Unternehmen auf das herausfordernde Marktumfeld, auf die zunehmende globale Wettbewerbsintensität sowie auf die fortschreitende Transformation vor allem in der Autozuliefererindustrie“, heißt es zur Begründung. Zu kämpfen hat Schaeffler nicht nur mit der abgeflauten Nachfrage nach Fahrzeugen, sondern auch mit der Konjunkturschwäche, die die Sparte Bearings & Industrial Solutions trifft. Sie produziert Wälzlager, unter anderem für Windkraftanlagen und Produktionsmaschinen.
Auch in der Forschung und Entwicklung
Der Vorstand stellt jährliche Einsparungen von rund 290 Mill. Euro von 2029 an in Aussicht. Damit verbunden sei ein Aufwand von rund 580 Mill. Euro – vor allem Rückstellungen und Kosten für Verlagerungen. Rund 75 Mill. Euro der Einsparungen machten die Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco Technologies aus. Diese seien in den vor der Übernahme angekündigten 600 Mill. Euro im Jahr enthalten. An den Hauptsitzen in Regensburg (Vitesco) und Herzogenaurach bei Nürnberg (Schaeffler) sollen jeweils rund 300 Stellen in der Verwaltung sowie in der Forschung und Entwicklung wegfallen. Hinzu kommt ein Abbau in der Produktion.
Auf der Arbeitnehmerseite gibt es Protest. „Dieser Schritt ist ein fatales Signal an die gerade erst neu übernommenen Beschäftigten“, sagt Thomas Höhn von der IG Metall in Schweinfurt, einem großen Standort von Schaeffler. "Erst vor vier Wochen feierte die Schaeffler-Gruppe die Fusion mit Vitesco unter dem Motto ‚Stronger Together‘. Jetzt erhalten tausende Beschäftigte die Nachricht, dass sie nicht mehr Teil dieser Gemeinschaft sein sollen.“ Uli Schöpplein, der Betriebsratsvorsitzende des Konzerns, warnt davor, vor allem in der Forschung und Entwicklung Stellen zu streichen: "Diese Entscheidung gefährdet die technologische Entwicklung bundesweit.“
Ergebnis fällt kräftig
Vor einem Jahr hatte Schaeffler in der Angebotsunterlage angekündigt, nach der Übernahme von Vitesco Synergien „vorrangig durch die Hebung von Wachstumspotenzialen und die Erreichung langfristiger Wertschöpfung und nicht durch Standortschließungen oder den Abbau von Arbeitsplätzen“ zu erzielen. Im dritten Quartal 2024 sank der Umsatz von Schaeffler (noch ohne Vitesco) um 2,6% auf knapp 4 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten fiel um 45% auf 187 Mill. Euro. Im Autogeschäft rutschte es auf 39 (i.V. 107) Mill.Euro ab.