Regulierung

SEC warnt China vor hohem Delisting-Risiko

Der Vorsitzende der US-Wertpapieraufsicht SEC, Gary Gensler, erklärt, dass es „sehr bald“ zu bilateralen Vereinbarungen zwischen China und den USA kommen muss. Ansonsten drohe chinesischen Unternehmen das Delisting an US-Börsen.

SEC warnt China vor hohem Delisting-Risiko

nh Schanghai

Inmitten intensiver Verhandlungen zwischen amerikanischen und chinesischen Finanzregulatoren über das Prüfungsregime für an US-Börsen gelistete chinesische Unternehmen hat die US-Wertpapieraufsichtsbehörde Warnungen an die chinesische Seite erneuert.

Wie SEC-Chairman Gary Gensler auf einem Finanzprüferkongress erklärte, müsse es „sehr bald“ zu einer bilateralen Vereinbarung kommen, um die drohende Verbannung der an den New Yorker Börsen gelisteten chinesischen Firmen zu verhindern.

Zwang zum Handeln

Der Zwang zum Handeln resultiert aus einem im Jahr 2020 vom US-Kongress verabschiedeten Gesetz, dem zufolge an den New Yorker Börsen notierte Gesellschaften ab dem Jahr 2024 vom Kurszettel entfernt werden, wenn US-Bilanzinspektoren nicht den geforderten Zugang zu ihren Büchern beziehungsweise den ihnen zugrundeliegenden Audit-Verfahren erhalten.

Diese Auflage hat besondere Relevanz für chinesische Firmen, weil die Pekinger Regierung der US-Seite seit jeher das Recht abspricht, chinesischen Wirtschaftsprüfern grenzüberschreitend näher auf die Finger zu schauen und ihre Audit-Mechanismen im Rahmen von Inspektionen durch das Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) zu hinterfragen. Demgegenüber stehen die US-Kontrolleure in Bezug auf Unternehmen aus anderen Ländern, die sich an New Yorker Börsen begeben haben, vor keinen solchen Hindernissen.

Börsenheimat in Gefahr

China hatte vor einigen Jahren Bereitschaft signalisiert, in der Prüfungsfrage weitgehend einzulenken, allerdings gleichzeitig dafür gesorgt, dass es nie zu einem verbindlichen Arrangement mit der Festschreibung eines den PCAOB-Kontrolleuren gewährten Zugangs gekommen ist. Im Zuge wachsender Streitigkeiten mit den USA, die immer stärker unter dem Aspekt der nationalen Sicherheit geführt werden, hat eine „Unterwerfung“ unter die von den USA geforderte Regelpraxis dann allerdings eine zusätzliche politische Dimension erhalten. Dies wiederum hat in den USA eine politische Reaktion nach sich gezogen, die zur Verabschiedung des als Lex China gedachten Gesetzes geführt hat. Damit gibt es nun eine klare rechtliche Handhabe für einen Rauswurf chinesischer Unternehmen von der Wall Street.

Im Falle dieser extremen Maßnahme würden vor allem Dutzende chinesischer Internet- und Technologiefirmen, darunter der E-Commerce-Gigant Alibaba, ihre angestammte Börsenheimat verlieren. Zur Wochenmitte erst hatte Alibaba angekündigt, ihr seit dem Jahr 2019 bestehendes paralleles Zweitlisting an der Hongkonger Börse in ein vollwertiges Primärlisting umzuwandeln. Dies zeigt, dass führende chinesische Techfirmen konkrete Vorkehrungen treffen, um im Fall eines Scheiterns eines regulatorischen Kompromisses über eine vollwertige Börsenpräsenz in Hongkong zu verfügen.

Dies ist allein deshalb von großer Bedeutung, weil US-Investoren uneingeschränkten Zugang zur Hongkonger Börse haben und ihre Anteile in aus New York verbannten chinesischen Unternehmen dort weitergehandelt werden könnten.

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