Shell lädt US-Schieferöl-Assets bei Conoco ab
hip London
Shell hat in ConocoPhillips einen Abnehmer für ihre Schieferöl-Assets im westtexanischen Permian Basin gefunden. Wie der BP-Rivale mitteilt, zahlt der US-Ölkonzern der FTSE-100-Gesellschaft 9,5 Mrd. Dollar in bar. Man habe diverse Strategien und Optionen für das Geschäft geprüft, hieß es. Die Transaktion mit Conoco sei unter Wertschöpfungsgesichtspunkten „sehr überzeugend“ gewesen.
„Unsere finanzielle Stärke hat uns ermöglicht, ein wettbewerbsfähiges Angebot für diese Transaktion zu machen“, ließ sich Ryan Lance, der Chairman und CEO von Conoco, zitieren. Der Kaufpreis werde aus vorhandenen Barmitteln bestritten. Zudem kündigte die US-Gesellschaft an, ihre Quartalsdividende um 7% auf 46 US-Cent pro Aktie zu erhöhen. Conoco erhält neben den Immobilien auch das dazugehörige Netz von Öl- und Gaspipelines und Wasserleitungen. Das Unternehmen erwartet, dass der Zukauf in hohem Maße zum Gewinn und operativen Cash-flow beitragen wird. Dabei unterstellt es, wie in seinem aktuellen Zehnjahresplan, einen Ölpreis von 50 Dollar pro Barrel (159 Liter) Öl der Sorte WTI.
Kritische Masse fehlt
„Keine Überraschung, aber eine Überraschung“, urteilten die Analysten der UBS. Shell habe es mit einer Produktionsmenge von 175000 Barrel Öläquivalent pro Tag im Vergleich zu den Rivalen ExxonMobil und Chevron an der nötigen kritischen Masse in der Region gefehlt, die zwei Fünftel zur US-Ölförderung beisteuert. Conoco hatte ihre Position dort dieses Jahr bereits durch die Übernahme von Concho Resources für rund 13 Mrd. Dollar gestärkt. Pioneer Natural Resources und Occidental Petroleum sind im Permian Basin ebenfalls vertreten. Shell hatte ihre Assets vor neun Jahren für knapp 2 Mrd. Dollar von Chesapeake Energy erworben. Im vergangenen Kalenderjahr lieferte das Geschäft einen operativen Verlust von 491 Mill. Dollar.
Shell rechnet mit einem Veräußerungsgewinn zwischen 2,4 Mrd. und 2,6 Mrd. Dollar nach Steuern. Vom Erlös sollen 7 Mrd. Dollar an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Das dürfte in Form eines Aktienrückkaufs erfolgen. Shell ließ sich bei der Transaktion von Morgan Stanley und Tudor, Pickering, Holt & Co beraten. Unterstützung in juristischen Angelegenheiten lieferte Norton Rose Fulbright. Conoco griff auf Goldman Sachs und die Kanzlei Baker Botts zurück.
Für Conoco-Chef Lance ist der Deal ein Schritt voran auf dem Weg zum Erreichen der Klimaziele, die sich der Konzern in Anlehnung an die Pariser Klimaziele gesetzt hat. Die Transaktion soll im vierten Quartal abgeschlossen werden. Die niedrigen Förderkosten von Schiefer-Assets bringen Vorteile, wenn die weltweite Öl- und Gasnachfrage im weiteren Verlauf der Energiewende zurückgeht.