Siemens Gamesa verbucht fast 1 Mrd. Euro Verlust
sck München
Im Neugeschäft passabel, in der Profitabilität katastrophal. So präsentierte sich der spanische Windkraftanlagenbauer Siemens Gamesa zur Vorlage seiner Jahresbilanz 2022 per 30. September. In einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern bekräftigte der neue CEO Jochen Eickholt sein Ziel, mit Hilfe eines Restrukturierungsprogramms das Unternehmen zu einem margenstarken Wachstumsträger umzuformen. „Das Geschäftsjahr 2022 war definitiv sehr schwierig.“ Neben Verlustprojekten belasteten das Unternehmen angespannte Lieferketten und die Folgen der Corona-Pandemie.
Hoffnung auf eine Besserung der Lage schöpft der Konzernchef aus dem rekordhohen Auftragsbestand. Nach Unternehmensangaben wuchs dieser im Geschäftsjahr 2022 auf 35,1 (i.V. 32,5) Mrd. Euro. Derweil macht der CEO mit den Sparmaßnahmen Ernst. Ende September kündigte Siemens Gamesa an, weltweit rund 2900 Stellen zu streichen, davon ein Zehntel in Deutschland (vgl. BZ vom 29. September). Eickholt will das neue Strategieprogramm, welches unter dem Namen „Mistral“ läuft, Anfang 2023 starten. Siemens Gamesa ist das Sorgenkind des Dax-Mitglieds Siemens Energy.
Der weltgrößte Hersteller von Offshore-Windkraftanlagen soll komplett unter das Dach der Muttergesellschaft aus München schlüpfen. Im Mai unterbreitete Siemens Energy für Gamesa eine Offerte. Den Preis von insgesamt 4 Mrd. Euro will der Bieter mit 2,5 Mrd. Euro Eigenkapital und eigenkapitalähnlichen Instrumenten finanzieren.
Aktie notiert bei 18 Euro
Dieser Tage genehmigte die Börsenaufsicht in Madrid das öffentliche Übernahmeangebot, welches 18,05 Euro je Aktie als Preis vorsieht. Als Reaktion auf das veröffentlichte Zahlenwerk bestätigte die Schweizer Großbank UBS ihre Bewertung für den Titel mit „Neutral“ bei einem Kursziel von 18,20 Euro. Am Donnerstag notierte das Papier zeitweise 0,8 % fester auf 18 Euro. Trotz operativer Besserungen im zurückliegenden Sommerquartal schloss Siemens Gamesa das Geschäftsjahr 2022 tiefrot ab. Bei einem um 3,8 % auf 9,8 Mrd. Euro geschrumpften Umsatz verbuchte der Konzern einen Nettoverlust von nahezu 1 Mrd. Euro. Exakt waren es nach Unternehmensangaben −940 (−627) Mill. Euro. Damit machte Siemens Gamesa noch mehr Miese als im Corona-Jahr 2020. Seinerzeit verzeichnete der Konzern einen Fehlbetrag von 918 Mill. Euro.
Viele tiefrote Erfolgsposten
Siemens Gamesa sorgte an den Märkten mit einer Serie von reduzierten Jahresprognosen für negative Schlagzeilen. Das um negative Sondereffekte (darunter Restrukturierungsaufwendungen) bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verzeichnete 2022 ein Defizit von 581 Mill. Euro. 2021 waren es noch −96 Mill. Euro. Das berichtete Ebit belief sich auf −942 (−522) Mill. Euro.
Siemens Gamesa | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro1 | 2022 | 2021 |
Umsatz | 9814 | 10198 |
Auftragseingang | 11598 | 12185 |
Ebit2 | − 581 | −96 |
in % vom Umsatz | −5,9 | −0,9 |
Ebit | −942 | −522 |
Nettoergebnis | −940 | −627 |
Nettoschulden | 1232 | 207 |
Bruttoliquidität | 4029 | 5058 |
Liquide Mittel | 1242 | 1961 |
1) Geschäftsjahr endet am 30.9.; 2) vor Sonder-effekten Börsen-Zeitung |